Rasthof

Heute auf der Autobahn – irgendwann musste mal ne Pause gemacht werden und ausserdem hatte Ben durst.

Also den Anker schmeißen und raus auf den nächsten Rastplatz.

Als ich Ben versorgt hatte, rief ich Andreas an, weil mir was eingefallen war und als ich da so telefonierte, traute ich meinen Augen nicht.

Irgendwie scheinen wir ein Magnet eingebaut zu haben, wo wir sind – treffen wir auf Menschen, die uns ins Auge fallen.

Da wuselte ein älterer Herr umher und schaute in alle möglichen Mülltonnen.

Aus der ein oder anderen nahm er etwas raus und steckte es schnell in seine Tasche.

Also Motor aus und mal zu ihm hin.

Entschuldigung, sagte ich.

Was soll man in so einem Moment sagen, denn auch uns fehlen manchmal die Worte ?

Entschuldigung, sagte ich, bitte verzeihen Sie mir die Frage aber was genau suchen Sie?

Er schaute mich an und wollte sich schon wieder umdrehen.

Und dann, ich glaube er hatte unser Auto gesehen.

Flaschen, Essen alles mögliche, sagte er.

Wieso hier auf dem Rasthof, fragte ich….

Er komme aus der Umgebung und seine Wohnung liegt nicht weit von dem Rasthof entfernt und dort wo er wohnt, da schämt er sich nach diesen Dingen zu suchen und hier auf dem Rasthof würde ihn niemanden kennen.

Ob er keine Unterstützung vom Staat bekommt oder Rente bezieht, sagte er – ja doch aber es reicht hinten und vorne nicht und manchmal treibt ihn sein Hunger auf den Rasthof.

Ich war ehrlich gesagt ein bisschen sprachlos und fragte ihn ob ich ihm etwas zu essen kaufen dürfte.

Sein Gesichtsausdruck kann ich nicht beschreiben, es war irgendwie alles zu erkennen.

Eine Gesichtsfarbe die sich von weiss auf rot änderte und ein Lächeln das verzweifelt versuchte seine Tränen zu unterbinden.

Alles gut sagte ich und das alles in Ordnung sei, dann sagte ich ihm er solle mich zum Rasthof begleiten und dort ließ ich ihn aussuchen, wodrauf er in dem Augenblick Hunger hatte.

Dann begleitete ich ihn noch an den Tisch und wünschte ihm alles Gute, falls es ihm mal nicht gut gehen würde und er reden wollte, reichte ich ihm eine Karte von uns.

Warum?

Fragte er, warum ich sowas machen würde, ihm einen wildfremden Menschen einfach etwas zu essen kaufen?

Warum und immer wieder….

Weil gerade zwei Menschen glücklich geworden sind, sagte ich.

Er – weil er was zu essen bekommen hat und heute satt ins Bett gehen kann und ich, weil ich helfen durfte.

Dann fing er an zu essen, so als hätte er schon lange nichts mehr gegessen, schaute mich mit Tränen in den Augen an und sagte mit gefüllten Mund – herzlichen Dank, meinen allerherzlichsten Dank – Danke.

Ich setzte meine Fahrt fort und vielleicht ruft er ja mal an – ich würde mich freuen.