Triff zehn Menschen und Du erfährst elf Geschichten.

Es ist kalt und es wird immer kälter – die Temperaturen fallen und das Leben auf der Straße wird immer gefährlicher – sowie jedes Jahr zuvor auch.
 
In den Wintermonaten von 2018 – 2021 gab es deutschlandweit 25 Kältetote.
25 Menschen, die gestorben sind, die alle eine Geschichte in sich trugen und alle dort gelandet sind, wo sie vergessen wurden, bis zu dem Tag an dem sie gestorben sind, oftmals alleine und ohne jemanden an ihrer Seite zu haben, der sie auf ihrem letzten Weg begleitete.
 
Lasst es dieses Jahr und all die nächsten Jahre nicht so weit kommen – schaut alle hin – schaut nicht weg.
 
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Heute war Thorsten und Kathrin auf den Straßen unterwegs – hier die Eindrücke von Kathrin, wie sie den heutigen Abend erlebt und empfunden hat.
 
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Nach unserer heutigen Tour schwirrt mir immer noch der Kopf vor lauter Eindrücken. Thorsten und ich waren in Bochum unterwegs und sind vielen Menschen begegnet.
 
Gleich bei unserem ersten Halt am Bahnhof wurden wir freudig in Empfang genommen, als man unseren Wagen von UNSICHTBAR e.V. erkannt hatte und es kamen immer mehr Menschen dazu. Alte Bekannte und neue Gesichter gleichermaßen. Zwar wurde erst nur EINE Terrine bestellt, aber die hat dann so gut geduftet, dass alle eine haben wollten und so hatten wir alle Hände voll zu tun.
 
In der Bochumer Innenstadt fanden wir an drei verschiedenen Stellen insgesamt sieben Menschen, die sich über unsere Hilfe gefreut haben. Auch hier gab es Leute, die UNS schon kannten und die WIR auch kannten und es wurden neben Getränken, Mahlzeiten und TOMs auch Neuigkeiten ausgetauscht. Aber auch Menschen, die wir heute zum ersten Mal angetroffen haben, waren dabei, und sie wissen jetzt, dass wir nur eine Nachricht oder einen Anruf weit entfernt sind und bei unserer nächsten Runde wieder die Augen nach Ihnen aufhalten werden.
 
Heute wurden wir auch zweimal „weiterverwiesen“ und konnten uns so mit einem alten Bekannten an einem Treffpunkt verabreden. Thorsten kannte den Herren bereits und hat sich gefreut, ihn wiederzusehen. Das Gespräch war mindestens so wichtig wie alles andere, was unser Wagen so hergab.
 
Wir waren noch an vier weiteren Stellen nachschauen, haben aber nur an einer davon noch jemanden angetroffen. Dort wollten wir eigentlich nur noch einmal nach jemandem schauen, den wir zwei Stunden früher schlafend, aber dick in einem unserer Schlafsäcke eingemummelt vorgefunden hatten, und diesmal hatte er Gesellschaft. Während wir diesen Herren mit Getränken und Suppe versorgten, wurden wir von einem jungen Mann angesprochen, der erst seit Kurzem auf der Straße lebt. Auch er weiß jetzt, wie er uns erreichen kann.
 
Ein besonderer Dank gilt der Hopfendolde Bochum am Bochumer HBF, bei der wir unseren Vorrat an heißem Wasser auffüllen durften. Denn es ist merklich kälter geworden, und mehr Menschen freuen sich über ein heißes Getränk oder eine heiße Suppe.
 
Insgesamt durften wir heute 3 Schlafsäcke, 3 Isomatten und drei TOMs verteilen und konnten die Menschen versorgen mit 12 Terrinen, 2 Salamis, 8 Heißgetränken und zehn Kaltgetränken.
 
An dieser Stelle auch einfach mal ein dickes Dankeschön an diejenigen, die dafür sorgen, dass unsere Straßenteams gut ausgerüstet mit allem in die Nacht hineinfahren können.
 
Was ich heute gelernt habe: die Menschen, die wir so treffen sind alle einzigartig.
 
Triff zehn Menschen und Du erfährst elf Geschichten.