Es gibt solche Tage und es gibt solche Tage
Es gibt solche Tage und es gibt solche Tage
An Tagen wie diesen, also solche wie die in den Nächten, von gestern auf heute zum Beispiel, da verabschiedet man sich von jemanden und lernt jemand neunen kennen aber erfährt auch was Ablehnung bedeuten kann und dann kommt man ins Grübeln, muss mal ne Nacht drüber schlafen, um dann später irgendwann, wieder aufzustehen und tief Luft holen, um einfach weiterzumachen.
Eigentlich war gestern ein Team geplant, dass rausfahren sollte aber wie wir nun einmal sind, kommt es dann manchmal doch ganz anders.
Team Olaf in Richtung Bochum und Jens und ich nach Wuppertal.
Der Bericht von Olaf und Tanja kommt später.
Hier nun der von Jens und mir.
Es war einer der Tage, da musste ich raus, raus auf die Straße, zu denen die dort leben, in die Welt hinter dem Vorhang der Gesellschaft, ist eine andere, eine besondere, eine dunkle und leider auch oftmals keine Gute, was aber nicht heißen soll, dass die Menschen, die dort leben, schlecht sind.
Ganz und gar nicht, wieder einmal haben wir erleben dürfen, was wahre Freundschaft, auch unter diesen Menschen bedeutet, selbst wenn es der Augenblick ist, wo man seinen Freund ein letztes Mal begleitet.
Auf der Beerdigung von Danny, waren gestern zwei seiner Freunde anwesend, einem von beiden ging es absolut nicht gut, er konnte kaum laufen und war wahnsinnig schwach, aber er nahm den Weg auf sich, um bei seinem Freund zu sein, für dieses eine und letzte Mal.
Hut ab – von solchen Freunden kann man nur träumen – Respekt, Chapeau und was es da noch so alles gibt – so eine Freundschaft, ist eine wahre und ehrliche Freundschaft, wenn ich so darüber nachdenke, werde ich tatsächlich neidisch, weil solche Freundschaften zu finden, dass ist in unserer heutigen Gesellschaft, kaum vorstellbar – ein 6er im Lotto ist da wahrscheinlicher.
Sie sind eben speziell und alle auf ihre Art und Weise besonders, man muss nur bereit dazu sein, ihre Welt zu verstehen und auch kennenlernen zu wollen.
Jeder dieser Menschen ist oftmals glücklich darüber, wenn wir sie noch spät in der Nacht aufsuchen, um nach ihnen zu schauen, ihnen etwas Warmes anbieten und uns mit ihnen unterhalten, wenn sie dann, wenn wir erscheinen, nicht schon schlafen – was wir sie dann auch lassen und dann eben nur schauen, ob es ihnen gut geht.
Doch was hat uns das Leben gelehrt – reichst du jemanden den kleinen Finger, will er gleich die ganze Hand und kannst du nicht die ganze Hand geben, verändern sich die Menschen.
Das ist überall so, ob nun vor oder hinter dem Vorhang, hier unterscheidet uns nichts von diesen Menschen, sowie uns eigentlich auch nichts anderes von ihnen unterscheidet, außer dass die – die auf der Straße leben, eben auf der Straße leben und wir, die ein Dach über dem Kopf haben, eben ein zu Hause haben.
Unterscheiden tut uns nichts – überhaupt nicht – wir alle sind gleich – wir alle atmen ein und atmen aus, werden irgendwann geboren und sterben auch irgendwann einmal.
Der Mensch ist und bleibt ein Mensch und nur weil man ein anderes Leben, als ein anderer führt, bedeutet das nicht, dass wir unterschiedlich sind – der Gedanke ist falsch.
Am Samstag hatten wir einen großen Aufruf gemacht, dass wir ein Zimmer suchten. Wir hätten dann auch eins vermitteln können, doch leider reichte das der Person, bezw. ihrem Begleiter nicht, weil ein Hotelzimmer deutlich besser gewesen und gerne genommen worden wäre.
Sicherlich haben wir das schon in der Vergangenheit getan, dass wenn gar nichts mehr ging, wir auch diesen Schritt gegangen sind, doch wenn uns nach 6 Stunden irgendwann die Finger vom telefonieren abfallen und dann am Ende die Möglichkeit bestand ein Zimmer, aber eben kein Hotel anzubieten, dann hätten wir eigentlich von Erfolg reden können. Doch das konnten wir dann leider doch nicht, weil es eben nicht gewollt wurde und es nun leider so hingestellt wird, als hätten wir nicht alles versucht, um irgendwie eine kurzfristige Unterkunft zu realisieren.
Dann passierten heute Nacht Dinge, die wir aber so auch nicht stehen lassen können, auf die ich aber nicht näher eingehen möchte, weil ich unbedingt vermeiden möchte, dass alle anderen dadurch auf eine Stufe gestellt werden, was in keinster Weise der Fall sein oder werden soll, dafür arbeiten wir seid Jahren zu hart daran, Themen wie Obdachlosigkeit zu sensibilisieren, sei es durch Vorträge oder eben auch hier, durch unsere täglichen Erfahrungsberichte.
Wir Menschen sind alle gleich – unterscheiden uns aber in dem was wir tun – wesentlich.
Alle Menschen, denen wir begegnen sind freundliche Menschen, dankbare Menschen und Menschen, mit denen man sich gerne auch stundenlang unterhalten kann – wir kennen viele von ihnen und wir versuchen unser Bestes, fahren raus – schauen nach ihnen und helfen, wo wir können, vermitteln und bauen Kontakte auf, die dann dort helfen können, wo unsere Arbeit aufhört.
Gestern erst hatten wir einer Person, neue Winterschuhe versprochen, ein paar Stunden später, konnte er sie sich anziehen – wir halten was wir versprechen und stehen zu dem was wir sagen.
Doch wenn unsere Hilfe nicht erwünscht ist, wobei man zuvor bereits alles gegeben hat, um auch da zu helfen, wo sie eben gebraucht wurde, diese Hilfe dann aber nicht mehr genug ist und man abgelehnt wird, dann sind auch wir mit unserem Latein am Ende und ziehen uns, auch wenn uns das tief im Herzen leid tut, von diesen absoluten Ausnahmefällen eben zurück.
Jeder muss selbst entscheiden, ob er unsere Hilfe möchte oder eben auch nicht.
Letzteres ist schade aber dann eben auch nicht änderbar – so ist es eben das Leben, denn auch wir haben nur ein gewisses Maß an Energie, die wir dann für die einsetzen, die sie gerne annehmen, diese Hilfe, die wir leisten und denen diese Hilfe auch für den Moment reicht, als die – die sie dann eben auf eine nicht tragbare Art und Weise verweigern.
Wir haben aber auch jemand neuen kennengelernt, dem wir einen TOM schenken durften und bei dem wieder einmal erwiesen wurde, dass unsere Thermoskannen die Hitze des Wassers – sehr gut isolieren, denn sein Kaffee musste er erst einmal eine Zeit in der Hand halten, bevor er trinkbar war.
Vielleicht sollten wir mal an den Temperaturen arbeiten. Wobei in richtig eisigen Nächten, ist heißes Wasser schneller wieder kalt, als man fühlen kann.
Danach durften wir weitere TOM´s verteilen, Tee und Terrinen, viele nette und freundliche Worte austauschen und eben dort helfen, wo es eben ging und wo es angenommen wurde.
Ich glaube auch solche Erfahrungen gehören einfach dazu und all die Geschichten, die wir hören, all die Erlebnisse, die wir erleben, seien sie jetzt gut oder eben nicht so gut, haben alle ihren besonderen Sinn und genau dieser besondere Sinn, diese Gedanken, die oftmals entstehen, machen uns alle wieder gleich, weil wir eben jeder für sich jeden Tag auf ein Neues dazu lernen, Neues entdecken um so dann irgendwann den Sinn des Lebens zu verstehen – wir lernen jeden Tag dazu – jeder für sich und alle irgendwie gemeinsam.
Euch allen noch einen schönen, Tag und denkt dran, wir alle sind gleich und bevor jemand über einen anderen Menschen urteilt, setzt euch zu dieser Person und erfahrt etwas über sie – urteilt erst dann, wenn überhaupt jemand das Recht hat, über einen anderen Menschen zu urteilen, wie der Mensch der euch gegenüber steht, doch wirklich ist und auch wenn ihr euch mal irren solltet, jeder Moment im Leben ist dazu da, um daraus zu lernen, auch wenn man einiges dann doch nicht versteht, in grübeln gerät und einen Augenblick braucht, um darüber nachzudenken, warum manche Dinge passieren, die so sehr Sinnlos sind oder waren, das die Gedanken Probleme bekommen, zu atmen.
Ein immer noch nachdenklicher und mittlerweile wieder wacher
Holger Brandenburg, der bereits wieder unterwegs ist, um da zu helfen, wo Hilfe gerne gesehen wird.