Versteh mal jemand diese Welt
Versteh mal jemand diese Welt
Manchmal geschehen Dinge im Leben, die begreift man nicht.
Erst gestern Nacht habe ich das wieder mal mitbekommen und so richtig klar komme ich da immer noch nicht drauf.
Manche Dinge bekommt man dann auch nicht aus dem Kopf und fragt sich, was ist nur los auf dieser Welt?
Auf der einen Seite werden obdachlose Menschen dafür verurteilt, dass sie auf der Straße sitzen, werden getreten, bespuckt, angezündet und verjagt und auf der anderen Seite gibt es dann Menschen, die in ihrem Auto sitzen, sich vorher ins Koma getrunken haben und anderen Menschen, Schaden hinzufügen, danach Fahrerflucht begehen und kurz drauf noch ungebremst in ein Streifenwagen fahren.
Gestern live mitbekommen, direkt vor meinen Augen passiert und was soll ich sagen, irgendwie scheinen die Menschen immer mehr am Rad zu drehen.
Wodran das liegt? Keine Ahnung aber gefühlt wird diese Welt von Tag zu Tag, nicht nur aggressiver, sondern auch gleichgültiger und letzteres macht mir persönlich schon ein wenig Angst.
Denn was soll noch passieren, wenn jeder nur noch auf sich selbst achtet, seinen Frust an anderen ablässt, nichts und niemanden außer sich selber sieht und nur noch mit einem Tunnelblick durch diese Welt geht oder eben mit 3 Promille durch die Gegend fährt und anderen sowie gestern nicht nur einen materialistischen Schaden zufügt, sondern auch noch einen psychischen.
Bei mir sitzt der Schock was da passiert ist nicht so tief, wie bei der Person, die zu Schaden kam und bei den Beamten, die dann später durch den Aufprall ins Krankenhaus mussten, alle drei werden wohl an das Geschehen auch noch nach Wochen nicht vergessen haben.
Wie die Person darüber denkt, die all das angerichtet hat?
Keine Ahnung und für mich auch nicht nachvollziehbar, was man am nächsten Tag noch von dem weiß, was man am Vortag angerichtet hat, als man seine Leber ins Jenseits geschickt hatte.
Und dann, wenn man sich fragt, was aus dieser Welt so langsam wird und alles irgendwie anders wird oder vielleicht auch schon ist, dann sind da noch diese Menschen, die immer mehr und mehr vergessen werden und zu denen wir Sabine, Jens und ich heute gefahren sind.
Für mich war es so ein bisschen wie Therapie, einfach mal auf andere Gedanken kommen, diesen Vorfall für einen Moment aus dem Kopf verbannen und mit Menschen reden, die meines Erachtens noch immer mit unter zu denen gehören, die im warsten Sinne des Wortes, auf dem Boden geblieben sind.
Danke auch an Jens und Sabine, die meine Gedanken in eine andere Richtung gelenkt haben.
Und dann war da heute noch dieser Anruf von einem Fanclubprojekt Ihr Pfand hilft Obdachlosen aus Bochum – Ein Projekt, dass Pfand sammelt und es einlöst und mit den Geldern, die dadurch entstehen – Vereine die in Bochum, obdachlosen Menschen helfen, unterstützen.
Heute waren wir dran – zu 10 winterfesten Schlafsäcken, bekamen wir noch 10 Isomatten und einen 50,00 Euro Gutschein, von Trinkgut Knurra Bochum oben drauf, wovon wir dann unsere nächsten Getränke kaufen werden, die wir ebenfalls an obdachlose Menschen verteilen werden.
Klasse Aktion – Vielen Dank dafür und auch dafür das wieder jemand mehr in unser Netzwerk gekommen ist, mit dem man bestimmt auch in Zukunft, sehr gut zusammenarbeiten werden kann.
Danach setzen wir unsere Fahrt fort, wir hatten noch eine Meldung aus Bochum, doch leider war die Beschreibung ziemlich ungenau, so dass wir den Ort der Beschreibung, auch nach längeren suchen, nicht finden konnten.
Wir bleiben da aber am Ball und werden nochmal nachhaken.
Danach ging es für uns über Witten nach Wuppertal, auf der Fahrt dort hin stellten wir uns die Frage, was aus dem alten Herrn vom Wohnwagen wohl geworden ist und ich nahm mir vor, am Montag mal seinen Betreuer anzurufen und nachzufragen, wie es ihm geht.
Dann kamen wir in Wuppertal an und durften dort mehreren obdachlosen Menschen, mit Kaffee und einer heißen Suppe helfen, bis wir uns dann wieder auf den Rückweg gemacht haben, der uns an einer weiteren Stadt aus dem EN-Kreis vorbeiführte, wo wir erst kürzlich den Herrn mit seinem Hund begegnet sind, doch auch heute saß er nicht an seinem Platz.
Nach einem Abstecher durch die Innenstadt und an Stellen, wo er sich vielleicht auch noch aufhalten könnte, fuhren wir dann nach Hause.
Was soll ich sagen, egal wie klein oder groß eine Stadt ist, es müssen nicht immer obdachlose Menschen sein, die dort sitzen, es kann auch jemand anderes sein, Menschen die eine Wohnung haben aber nicht in Ihrer Wohnung bleiben wollen oder können und sich die Kälte antun, um vor irgendetwas zu fliehen.
Es gibt so vieles was im Leben passieren kann, Geschichten die gelebt wurden, Narben hinterlassen haben, solche die nicht auf den Köpfen der Menschen zu erkennen sind, sondern nur in ihren Köpfen wiederzufinden sind, die man erst dann erfährt, wenn man mit ihnen spricht und ihnen die Gelegenheit gibt, darüber zu sprechen – wenn sie es dann wollen – aber wenn man erst gar nicht den Versuch unternimmt, auf Menschen zuzugehen und sich einfach nur Urteile und einfach weitergeht, dann ist man definitiv auf dem falschen Weg und vielleicht, hätte sich irgendjemand mal mit der Person, die die Unfallflucht begannen hatte unterhalten, gesehen – das irgendwas nicht stimmt und wäre auf diesem Menschen aufmerksam geworden – vielleicht wäre es dann auch nicht dazu gekommen, dass sich eine Person stark alkoholisiert ans Steuer setzt und andere in Gefahr bringt.
Versteh mal jemand diese Welt
Ich glaube, ich möchte gar nicht wissen, wie verzweifelt manche Menschen sind, um Dinge zu tun, über die ich auch gar nicht nachdenken möchte aber eins glaube ich zu wissen – es sind nicht die obdachlosen Menschen, die defintiv und auch weiterhin unsere Hilfe brauchen – es ist die Gesellschaft, die früher oder später an den Rand der Verzweiflung kommt und wenn wir alle nicht auf den anderen achten, es irgendwann einmal ziemlich gruselig wird.