Eine Fahrt
Eine Fahrt ins Dunkle hinein oder anders – unheimlicher geht es irgendwie nicht oder noch anders füreinander da sein.
Gestern traf ich mich mit Regine, wir mussten noch etwas für Paul organisieren, heißt – wir mussten Paul mal wieder eine Stimme geben, weil dieser demnächst, im Radio sprechen darf.
Wie gewohnt passierte das alles aus dem vollkommenden Chaos heraus und nichts war irgendwie wirklich geplant.
Stand Up Comedy
Die Aufnahmen kamen und die Zeit verging, bis zu dem Punkt, als wir uns einig waren, dass es so gut war, wie es dann nun einmal war.
Und da Paul aber das Sprechen nicht immer leicht fiel und Regine versehentlich die Aufnahme löschte und weil einer von uns beiden, also entweder Regine oder ich, irgendwelchen Blödsinn im Kopf hatten, dauerte es sehr lange bis wir es fertig hatten.
Regine war ruhelos und fragte, ob wir nicht etwas auf Erkundung fahren könnten, denn quatschen könnten wir auch im Auto. Sie liebt die Nacht und ich merkte, das sie dies für ihr Wohlbefinden brauchte.
Also ging es zum Auto und dort angekommen, stellten wir fest, dass wir das Wichtigste vergessen hatten – Wasser zu kochen. Das ist immer dabei, man weiß ja nie, wen man trifft.
Also nochmal ab in die Wohnung, Wasser kochen und ab ging die Reise.
Die große Frage war dann, wohin wir denn mal fahren, und hier entschlossen wir uns dazu, Orte zu erkunden, in denen wir eh schon täglich präsent sind aber auch Orte anzufahren, in denen wir eigentlich gar nicht unterwegs sind.
Einfach mal schauen, ob wir auch über unsere Einsatzgebiete, wie Wuppertal, Hagen, dem Ennepe-Ruhr-Kreis und auch Bochum hinweg Gutes tun konnten.
Unsere Fahrt führte uns dann durch verschiedene „neue“ Städte und Orte und uns begleiteten viele Gespräche, die dann aber nicht mehr Stand Up Comedy waren, sondern tiefer gingen.
Und da war alles vertreten, was passiert in Zukunft, wie sah die Vergangenheit aus, was würde noch so kommen und was ist bisher so alles passiert.
Bei allen Themen und auch gerade bei denen, die schon ziemlich ernst waren, mussten wir immer wieder feststellen, dass die Köpfe immer wieder versuchten, auch auf andere Gedanken zu kommen, sich mit anderen Themen zu beschäftigen und auch hin und wieder mal, selbst wenn es unpassender nicht hätte sein können, einen Witz zu reißen.
Das waren dann wohl die Situationen, an denen das Fass der Gedanken übergelaufen sind, Situationen, wo einfach nichts mehr in das Fass hineinpasste, in das täglich Dinge gespeichert werden „sollten“, die zum Verarbeiten vorgesehen sind.
Ihr kennt das bestimmt alle und jeder hat das schonmal erlebt – wenn der Kopf voll ist, bis er kurz davor ist, sich selber abzuschalten, kommt dieser Mechanismus – einfach nur noch zu lächeln – einfach nur lächeln, manchmal hilft das tatsächlich, doch verliert man dann aber auch durch diese Momente den Faden und weiß oftmals gar nicht mehr über was man vorher gesprochen hat und fängt dann neue Themen an.
Daher kommt dann wohl der Spruch, von einem Thema zum anderen zu wechseln, denn plötzlich irgendwann, fällt einem das vorhergegangene Thema wieder ein und man lässt von dem aktuellen los und redet erst wieder über das eigentlich vergessen.
– Jetzt wird es kompliziert –
Ne eigentlich gar nicht, nur ist man dann irgendwann so durcheinander, dass man dann wieder am Anfang ist und lächelt.
Wir haben gestern beides verbunden, lächeln und neue Orte erkunden und doch waren das wichtigste die Gespräche und das Vertrauen das diese mit sich führten.
Neue Orte zu erkunden war etwas schwieriger, weil es eben schon sehr spät war und wenn man sich an fremden Orten nicht auskennt und auf das Navi absichtlich verzichtet, dann kann es schonmal passieren, dass man durch die vielen Gespräche auch mal das ein oder andere Ortshinweissschild übersieht und sich plötzlich irgendwo im nirgendwo befindet aber auch dort hätte es ja sein können, dass wir jemanden begegnen, dem wir hätten helfen können – haben wir aber nicht, was wohl damit zusammen hing, das wir irgendwann tatsächlich am Ar*** der Welt waren und was noch viel mehr auffiel, es fühlte sich gestern so an, als hätten wir Ausgangssperre – niemand – wirklich niemand war unterwegs – hin und wieder kam uns ein Auto entgegen und auch auf dem Rückweg über die Autobahn, sah man dann, wenn man mal genauer hinschaute, einen LKW.
Es war nicht nur eine späte Nacht, sondern auch eine sehr dunkle Nacht – dunkel so gesehen, dass es den Anschein erweckte, als hätte jemand den Lichtschalter ausgemacht und ihn dann abmontiert, damit bloß niemand anderes mehr das Licht anmachen kann.
Jetzt könnte man meinen, solche Fahrten sind Blödsinn – was sie aber ganz und gar nichts sind, denn genau damit schauen wir auch mal über den Tellerrand hinaus und nutzen sie dafür, um einfach mal zu quatschen – einfach mal zu reden, um das Fass etwas zu leeren, damit dann am nächsten Tag auch wieder was hineinpasst.
Und das ist extrem wichtig, denn man muss reden, ob man das will oder nicht – reden ist so sehr wichtig, würde man alles in sich hineinfressen, würde man irgendwann einmal platzen und dann würde auch das Ventil „lächeln“ nicht mehr helfen, um sich beispielsweise Gedanken über das Wesentliche zu machen.
Und das heißt bei uns zu helfen, da wo Hilfe gebraucht wird und wenn es auch mal Nächte gibt, in denen man niemanden findet, hilft man sich dann eben mal selber, nutzt die Gunst der Stunde und freut sich über Gespräche, selbst wenn diese noch so unterschiedlich sind, wie sie eigentlich nur sein können.
Was lernen wir daraus?
Reden ist wichtig, nachfragen, Gedanken austauschen, füreinander da sein und selbst wenn mal etwas nicht wie geplant läuft, wie es eigentlich hätte laufen sollen, dann sollte man das Lächeln nicht vergessen, denn das ist oftmals das letzte Ventil, um vieles verarbeiten zu können.