Nach einem herrlichen Frühlingstag mit viel Sonne und milden Temperaturen
Die Tour von Olaf und mir, Sabine Wiegand-Steffan
Nach einem herrlichen Frühlingstag mit viel Sonne und milden Temperaturen, holte mich Olaf ab und wir begannen unsere Tour. Diese Nacht wollten wir unsere Bekannten in Wuppertal besuchen und nach ihnen schauen. Aber natürlich halten wir auch immer Ausschau nach neuen Gesichtern, um auch denen helfen zu können, die uns noch nicht kennen.
Bei unserem ersten Stop besuchten wir einen uns schon lange bekannten Herren,der gerade seinen Tisch auf der Straße „gedeckt“ hatte und ein spätes Abendessen zu sich nehmen wollte. Wir wurden freudig begrüßt und konnten mit einem Nachtisch, in Form eines heißen Vanillepuddings, dazu beitragen, dass sein Mahl nun komplett war. Und da es sich viel schöner in Gesellschaft isst, blieben wir noch etwas bei ihm um zu plaudern. Aus etwas Geplänkel wurde schnell ein tiefer gehendes Gespräch, über das was mal war, wie seine Welt aussah und das, was nun ist.
Wie schnell sich alles ändern kann, das eigene Leben Kopf steht, wird einem gerade in solchen Gesprächen immer wieder bewusst.
Wir verabschiedeten uns dann mit einem guten Gefühl voneinander und fuhren weiter um an einigen Plätzen zu schauen, ob dort vielleicht jemand sein Nachtlager aufgeschlagen hat, fanden aber niemanden vor.
Als nächstes hielten wir Ausschau nach der Dame, der ein anderes Team von uns vor einigen Tagen ein Zelt gegeben hat. Die Dame fanden wir leider nicht, stattdessen trafen wir auf einen uns noch unbekannten Herren. Wir kamen ins Gespräch und erzählten ihm, wer wir sind und was wir machen und fragten ihn natürlich, ob wir auch ihm etwas Gutes tun können. Bei heißer Terrine und Kaffee erzählte uns der Herr dann, dass er zwar in einer Notunterkunft schlafen dürfe, dort aber nur noch die eine Nacht und danach eine Strecke von 7 Kilometern bewältigen müsse, um zu seiner neuen Schlafstelle zu kommen. Für ihn ein zur Zeit unüberwindbares Hindernis, weil er gesundheitlich sehr angeschlagen wäre und auch nicht das Geld für öffentliche Verkehrsmittel hätte. Wir hörten zu, überlegten mit ihm welche Möglichkeiten es geben könnte, diese, für ihn unangenehme Situation, befriedigend zu lösen. Der Herr bekam dann noch Proviant in Form von Müsliriegeln und etwas Knabberzeug, sowie unsere Karte mit den Kontaktdaten von Unsichtbar e.V, um sich im Notfall melden zu können. Wir verabschiedeten uns und der Herr bedankte sich sehr für Speis und Trank, aber auch für das Gespräch, was ihm sehr gut getan hat.
Einfach mal Gedanken austauschen, sie nicht alleine wälzen. Das brauchen wir alle und vermittelt das gute Gefühl, nicht alleine zu sein. Das Wissen, da ist jemand, dem ich von meinen Sorgen und Nöten erzählen kann. Der sie ernst nimmt, gedankliche Hilfestellung gibt und vielleicht auch andere Wege aufzeigt.
Weiter gings für Olaf und mich zu dem nächsten Bekannten.
Wie immer war die Freude groß und auch dort gab es zu Terrinen, Kaffee und kaltem Getränk ein Gespräch. Auch ein kleines Radio konnten wir überreichen und der Herr strahlte vor Freude und machte gleich Musik an.
Danach fuhren wir eine beliebte Stelle an und fanden dort auch zwei Bekannte vor. Zwei Schlafsäcke wurden dringend benötigt um gut durch die Nacht zu kommen.Die beiden Freunde teilten sich nur eine dünne Decke. Zu den Schlafsäcken gab es natürlich auch noch was Warmes für den Magen.
Unser nächster Stop führte uns zu einem guten Freund und auch dort wechselten mit Terrinen, was Süßem, in diesem Fall Saurem, und kaltem Getränk auch viele Worte die Besitzer. Auch dort stand im Vordergrund des Gesprächs die Veränderung der Lebenssituation und die Hoffnung, dass es klappt, dass die Pläne realisiert werden können.
Unsere Wünsche diesbezüglich sind bei unserem Freund.
Danach fuhren Olaf und ich ein anderes Wohnzimmer an, der Besitzer war allerdings nicht da aber stattdessen ein anderer guter Bekannter von uns. Er war nun endlich aus dem Gefängnis gekommen und hatte dort Unterschlupf gefunden. Sein altes Wohnzimmer war geräumt und so wurde er kurzerhand dort willkommen geheißen. Wir freuen uns, dass er seine Strafe nun abgesessen hat.
Es ist so schön zu sehen, wie die Menschen auf der Straße sich auch gegenseitig helfen.Sich unterstützen und das, obwohl sie selbst doch so wenig haben. Einfach füreinander da sind.
Weiter ging es und am nächsten Platz trafen wir dann den Besitzer des eben noch besuchten Wohnzimmers an, der wiederum hier bei dem Bekannten gerade einen Besuch machte. Wir steuerten Terrinen, Puddings und Kaffee, ebenso wie was zum Schnuckeln für die Nacht, dazu. Auch dort gab es einiges zu erzählen und wir verabschiedeten uns dann mit einem guten Gefühl.
Unser letzter Stop führte uns zu zwei Herren, die wir auch mit Essen und Trinken versorgen und so die Nacht etwas angenehmer gestalten konnten.Sie erzählten uns, die Dame, die bei unserem letzten Besuch dort noch wohnte, sei bei einem Bekannten unter gekommen. Wir freuen uns, wenn sie dort vielleicht für etwas länger bleiben kann und es ihr dort, wo sie ist, auch gut geht.
Olaf fuhr mich zurück nach Hause und wir beendeten eine Tour, die geprägt war von vielen Gesprächen, Gedanken und Austausch. Aber auch einer gewissen Betriebsamkeit.
Die Tage werden länger, die Temperaturen milder und man hatte letzte Nacht auch den Eindruck, die Gedanken wollen vermehrt mitgeteilt werden. Fast schon so eine Art Frühlingserwachen.