Frauenpower

Heute gegen Mittag ging es für Sabine W. und mich erst einmal nach Hamm, dort hatten wir einen Termin, auch wenn er nicht lang war, war er auf jeden Fall sehr gut. (Mehr darüber, vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt)
 
Dann hatte ich „eigentlich“ Feierabend, außer dass noch ein bisschen PC – Arbeit anstand und hier und da noch ein bisschen die Papierberge vom Tisch abgearbeitet werden mussten, stand für mich erstmal nichts mehr auf dem Plan.
 
Am Abend dann fuhr eines unserer Straßenteams auf die Straße, heute mit geballter Frauenpower – Susanne, Sabine W. und Monika machten sich auf nach Hagen, um dort zu schauen, ob sie helfen konnten.
 
Dazu schreibt Susanne in ihrem Straßenbericht:
 
Heute hatten wir eine 3 Mädels Tour. Es ist schön, immer wieder neue Menschen kennen zu lernen. Aus dem Team, sowie auf der Straße.
Eine Person, die wir angetroffen hatten, die zuerst gar nichts mit uns anzufangen wusste, weil es kleine Probleme bei der Verständigung gab, freute sich dann aber doch als wir ihm Kaffee und Suppe angeboten hatten.
 
Irgendwie kann man sich immer verständigen und wenn es dann ein Kaffee ist, der verstehen lässt, dass man helfen möchte, funktioniert es dann doch ein bisschen mit der Verständigung.
 
Dann zeigte er uns immer wieder seine Hände, schüttelte den Kopf, Krankenhaus, Virus…
 
Und dann ist man plötzlich wieder einfach nur hilflos, und es kommt dann doch wieder auf die Sprache an, die letztendlich so sehr wichtig ist.
 
Wir werden die Augen nach ihm offenhalten und hoffen ihn bald wieder zu treffen, um zu schauen, wie es ihm geht.
 
An den anderen Stellen war es dafür heute sehr ruhig, so dass wir unsere Tour irgendwann beendet hatten und nach Hause fuhren.
 
VG Susanne
 
Das war der Bericht von Susanne und während der Damen unterwegs waren, sind mir in dieser Zeit hin und wieder die Augen zugefallen und haben mich für ein paar Momente in den Tiefschlaf versetzt, der aber nicht lange anhielt.
 
Also was machen, bevor es langweilig wird? Sich erst einmal von der Couch ins Bett hieven und dort angekommen und kaum die Decke über die Nase gezogen, klingelte das Telefon.
 
Eine Meldung aus Wuppertal
 
Aufstehen – heißes Wasser machen – losfahren und kurz im Straßenteam bescheid geben, dass ich auf zu einer Meldung fahre.
 
Sabine W. die anscheinend heute noch nicht genug von mir hatte, fragte nach, ob sie mich begleiten soll und was ist besser als eine Person? Genau – zwei Personen!
 
Also holte ich sie ab und ich machte mich um kurz nach hab zwei auf den Weg, holte sie ab und wir fuhren zu der Meldung.
 
Ein Herr stand vor uns und bedankte sich tausend Mal und wollte es irgendwann wieder gut machen, dass wir extra für ihn nochmal losgefahren sind.
 
Gut machen muss man nichts bei uns, wir freuen uns, wenn wir helfen durften und ganz besonders wichtig ist, dass der Herr diese Nacht nicht frieren muss und genau das teilte ich ihm auch so mit.
 
Es ist trotzdem nicht zu begreifen, dass es solche Menschen wir Euch gibt, sagte er, nahm seinen Kaffee, den wir ihm zu seinem neuen Schlafsack und der Isomatte, mit auf den Weg gaben und verschwand im dunklen.
 
In der Zwischenzeit bekam ich besuch und es war kein schöner Besuch – Sabine flüsterte irgendwann – guck mal da kommt eine Ratte, die will bestimmt nur spielen.
 
Eine Ratte? Das war ein halber Dackel – meine Güte sind die groß. Mich schüttelt es immer noch, wenn ich daran denke, dass sie mich besuchen kommen wollte, doch letztendlich dann einen großen Bogen gemacht hat und davon gehoppelt ist.
 
Also da gefällt mir die Titelfigur Paul, aus dem Buch, Halt`s Maul Paul, von Regine Sonnleitner welches von ihr über obdachlose Menschen geschrieben wurde, tausendmal besser.
 
Das Buch ist sehr zu empfehlen, wer es noch nicht hat, hat definitiv etwas verpasst.
 
Wir überlegten uns dann, wo wir dann schon mal da waren und die Uhrzeit eigentlich genau die richtige Zeit war, wo wir von UNSICHTBAR e.V. unterwegs sein sollten, dass wir noch nach einem uns bekannten Herrn schauen fuhren.
 
Er schlief, doch als er uns hörte, setzte er sich auf, fing an zu grinsen und sagte – „Hey wie schön das ihr da seid“.
 
Wenn jemand in der Nacht um kurz vor drei Uhr vor meinem Bett stehen würden, würde mir vieles einfallen aber definitiv keine „Hey, wie schön das du da bist“
 
Er ist eben etwas Besonderes und freut sich jedes Mal uns zu sehen – dann gab es einen Kaffee und zwei Terrinen – heute stand mal Spaghetti mit Käsesauce auf der Speisekarte aber egal was wir ihm servieren, er freut sich immer und immer über alles.
 
Bemerkenswert
 
Danach trafen wir noch die Polizei, mit der wir ein nettes Gespräch führten und haben nun zwei weitere Beamte darüber informiert, was wir tun.
 
Irgendwann haben wir sie alle informiert
 
Danach sahen wir noch einen stark alkoholisierten Herrn, der nicht mehr in der Lage war zu laufen und sich auf dem Boden rekelte – wodrauf hin ich einen RTW anforderte, weil wir uns zu diesem Zeitpunkt große Sorgen um ihn machten.
 
Als Sabine dann aber zu ihm hin ging und ihn ansprach, stand er plötzlich kerzengerade vor uns und ging weiter, so als wäre nie etwas gewesen.
 
An was das nun lag? Keine Ahnung – vielleicht an Sabine – vielleicht aber auch an irgendwas anderem.
 
Wir werden es nie erfahren.
 
Kurz drauf rief ich die Leitstelle erneut an, berichtete das der Herr auf wundersame Art und Weise plötzlich wieder vollkommen klar sei und dass wir den RTW nun doch nicht brauchen.
 
Vielen Dank an dieser Stelle, an den Herrn, der in der Notrufzentrale saß und superfreundlich war.
 
Ui – 05:00 Uhr – jetzt ist aber Zeit Feierabend zu machen – ab ins Bett, um 10:00 Uhr geht’s weiter.
 
Euch eine gute Nacht und einen schönen Start in die Woche und auch an dieser Stelle nochmal danke an das tolle Team und all die Menschen, die auch hinter den Kulissen arbeiten, um all das was wir machen, überhaupt möglich zu machen.
 
Danke