Sonntags ist Familientag! Oder doch nicht?

Sonntags ist Familientag, da setzt man sich zusammen und ist füreinander da. An warmen Tagen wird gegrillt oder wenn das Wetter schlecht ist, am Abend zusammen gegessen und über dies und das gesprochen.
 
Oder….
 
Sonntags ist Abrechnungstag, da setzt man sich ins Auto, fährt zur Bea und legt ihr die vom laufenden Monat, vorhandenen Quittung und die dazu gehörige Abrechnung auf den Tisch, quatscht noch ein bisschen und fährt dann nach Hause.
 
An das erste Beispiel kann ich mich gar nicht mehr erinnern, wann ich das so gelebt habe, dass zweite Beispiel kommt mir dann schon eher bekannt vor.
 
Sowie auch heute und nachdem ich dann wieder zu Hause war, stellte ich einen Topf auf den Herd, machte ne Dose Hühnersuppe auf und bereitete mich seelisch auf das immer wieder kehrenden Junggesellenleben vor – in meinem Fall könnte man schon fast das Altgesellenleben sagen.
 
Irgendwann dann war das Süppchen fertig, schnell noch den Fernseher anmachen, sich auf die Couch lümmeln und den Abend ausklingeln lassen.
 
Dann war es so weit – der erste Löffel erreichte meinen Mund und noch kurz vorm Einflug über die Unterlippe klingelte das Telefon.
 
Seid ihr heute unterwegs – frage mich eine Stimme.
 
Neeee, immer noch den Löffel in der einen Hand und das Telefon am Ohr, heute machen wir mal Pause, sagte ich.
 
Ok, dass sei euch gegönnt, dann muss ich schauen, wo ich einen Schlafsack herbekomme, um heute Nacht nicht zu frieren.
 
Öhhhmm, neeeeee frieren muss niemand. ich mach mich gleich auf den Weg und bringe dir einen Schlafsack, könnte aber ne halbe Stunde, bis Stunde dauern, sagte ich.
 
Ja und was ist mit eurer Pause, fragte mich die Stimme
 
Die hat gerade Feierabend gemacht, sagte ich – jetzt zählst du und du bist wichtig, außerdem war eh nichts anderes geplant.
 
Schweigen – zuerst dachte ich – er hat aufgelegt und dann sagte er mir, wo ich ihn finden kann.
 
Also noch den zuvor nicht im Ziel angekommenen Löffel, dann doch noch seinem eigentlichen Ziel entgegengebracht und auf ging es.
 
Schnell schrieb ich noch in die Teamgruppe, dass ich zu einer Meldung fahre und schon bekam ich zwei WhatsApp Nachrichten, ob ich einen Beifahrer bräuchte.
 
Ich kenne mein Team und ich bin jedesmal auf ein Neues besonders stolz auf dieses Team und ich kenne die Menschen und ich weiß, wer auch mal so ein bisschen seine Ruhe braucht und wer für so einen kurzen Tripp mal auf die Schnelle mitfahren kann.
 
Also sagte ich einem Teammitglied ab und sagte Susanne zu, holte sie ab und als ich vor ihrer Tür stand, viel mir ein das ich vergessen hatte, heißes Wasser zu machen.
 
Da unsere Thermoskannen aber mehr als 24 Stunden das Wasser heiß lassen, konnten wir dann zu dem Schlafsack, auch noch einen heißen Kaffee und zwei Terrinen weiterreichen.
 
Vor Ort trafen wir dann noch einen Menschen, der regelmäßig in der Nacht Flaschen sammeln geht und uns zudem darüber informiert, wenn er obdachlose Menschen findet.
 
Es entstand eine kleine Quasselrunde und dann war die gute Tat für diesen Abend auch vollrichtet.
 
Jetzt sitze ich hier, schreibe den Bericht, die Suppe ist kalt und wird es auch bleiben, versuche mich immer noch daran zu erinnern, wie ein Familienleben mal war und denke aber auch gleichzeitig an jeden Menschen, der dort draußen sitzt und friert.
 
Einem dieser Menschen konnten wir zu mindestens heute etwas Wärme schenken und das nicht nur mit einem Schlafsack, sondern auch mit ein paar freundlichen Worten und etwas Warmen für den Bauch.
 
Wir wünschen Euch allen einen schönen Wochenanfang
 
Vielen Dank an dich Susanne, dass du so spontan mitgefahren bist.