Freitagstour

Die Tour vom 10.06.2022
Monika, Doris und Sabine

Unsere Tour heute führte uns nach Wetter, Gevelsberg, Ennepetal und Wuppertal. Als erstes fuhren wir nach Wetter, um dort gebrauchte und frisch gewaschene Schlafsäcke und Luftmatratzen abzuholen, die uns sehr liebe Menschen gespendet haben.

 

Vielen Dank dafür.

Von Wetter ging es dann erstmal nach Wuppertal. Es war nun bereits nach 23:00 Uhr und das Thermometer zeigte noch 22 ° an. Die Luft war schwül und drückend und so hatten wir bereits schon am Lager unsere Kühlbox mit Getränken befüllt.

 

Ein kaltes Getränk, für uns selbstverständlich, für unsere Bekannten auf der Straße aber etwas Besonderes. So konnten wir dann auch, in Wuppertal angekommen, gleich damit Freude bereiten. Es gab wie immer viel zu erzählen und Regine hatte sogar einen kleinen pinken Klapphocker dabei, der für schmunzeln, aber auch zusätzliche Gemütlichkeit, sorgte in den Wohnzimmern der Straße.

Wir unterhielten uns heute viel über Menschen. Menschen, die häufig reden, ohne vorher zu denken und zu bedenken, wie verletzend ihre Worte sein können. Worte, die wie ein Stich ins Herz sein können. Gerade bei den Menschen, die so keinen Rückhalt bei Familie und Freunden haben und uns, denen genau diese Menschen so sehr am Herzen liegen.

 

Bei einer meiner letzten Touren, blieb ein Herr bei unserem Vereinswagen stehen und fragte uns nach unserer Arbeit.  Er erzählte uns, dass, wenn es mit den steigenden Lebensunterhaltungskosten so weiter geht, er bestimmt auch bald obdachlos wäre. Dann zeigte er mit dem Finger auf den Herrn, dem wir gerade einen Besuch abstatteten und sagte, aber bevor ich so ende wie der da, bringe ich mich lieber um.

 

Was in dem Moment in uns vorgegangen ist, kann ich gar nicht in Worte fassen und auch jetzt, Tage danach, beschäftigt uns noch solch eine Empathielosigkeit. Leider sind solche Situationen kein Einzelfall und bestärken uns umso mehr darin, wie wichtig es ist, dass wir sie sehen. Dass wir sie sichtbar machen. All die wertvollen Menschen sehen, die sie sind. Jeder für sich.

Bei einem kurzen Zwischenstopp, weil auch wir gerne mal bei einer langen Tour durch die Nacht einen Cappuccino oder Latte Macciato trinken, wurden wir auf einen Herrn aufmerksam, der mit Rucksack und Schlafsack probierte, von den wenigen Passanten, die um diese Uhrzeit noch unterwegs waren, etwas Geld zu bekommen, um sich etwas zu Essen kaufen zu können.

 

Wir gingen natürlich sofort zu ihm und stellten uns vor. Was eine Freude über eine Terrine, Kaffee und gekühltes Getränk. Er erzählte uns, seine Hüfte wäre kaputt und die Kälte vom Boden würde ihm zu schaffen machen. So bekam er natürlich auch gleich noch eine Isomatte. Einen TOM (https://www.unsichtbar-ev.de/tom-tasche-obdachlose-menschen/) nahm er auch noch sehr gerne an.

 

Während des Gesprächs fasste der Herr Vertrauen zu uns und so erzählte er uns auch, wo er schläft. Wir werden nun immer bei unseren Touren nach ihm schauen. Dieser Herr machte uns dann noch auf einen anderen Herrn aufmerksam, der auch obdachlos wäre, es wohl sich und seiner Umwelt gegenüber nicht eingestehen würde.

 

Ja, auch das ist ein Prozess, dieses sich eingestehen, ich habe keine Wohnung mehr. So schläft er Nacht für Nacht auf der blanken Straße. Ohne etwas Warmes um sich herum und unter sich. Wir gingen dann mit dem Herrn zusammen zu ihm und boten unsere Hilfe an. Aber auch uns gegenüber sagte er, er sei nicht obdachlos und hätte alles was er braucht. Wir werden nun immer wieder nach ihm schauen, vielleicht lässt er sich irgendwann von uns helfen.

Danach führte uns unsere Tour wieder hinaus aus Wuppertal zu einer Meldung. Es ging nach Gevelsberg, wo unser Straßenteammitglied Jens einen Herrn gesehen hat, der augenscheinlich Hilfe benötigt.

 

Auch in unserer Freizeit halten wir natürlich immer unsere Augen offen, um sie zu sehen, die, für die meisten, Unsichtbaren. Da Jens Meldung sehr präzise war, fanden wir den Herrn recht schnell und stellten uns vor. Seine Reaktion ließ uns schmunzeln. Er sagte daraufhin, es würde ihm leid tun, aber er wäre nicht in dem Verein. Aber nachdem dann geklärt war, wer zu Unsichtbar e.V gehört und wer wem hilft, freute er sich sehr über eine nächtliche Mahlzeit und auch einen Kaffee. Uns vielen diverse Wunden im Gesicht und am Bein des Mannes auf . Er sei vor einem Tag gestürzt, erzählte er uns, und es wäre halb so schlimm. Ja, auch so sind sie, unsere Bekannten der Straße.

 

Selten „jammernd“ jemand rum, sie wirken eher beruhigend auf uns, als das sie zugeben würden, dass ihnen etwas fehlt.

 

Ihn nun auch versorgt wissend, fuhr ich meine beiden lieben Mitstreiterinnen zurück zum Lager, wo ihre Autos auf sie warteten.

 

Regine begleitete mich dann noch zu unserem Stellplatz für diesen Vereinswagen, wo auch ich dann in mein Auto umsteigen konnte und so fuhren auch wir nach Hause.

 

Es war 3:15 Uhr und unsere Tour war zu Ende. Aber die Eindrücke des Erlebten bleiben noch lange im Kopf. Vieles auch für immer. Nachdem wir uns untereinander versichert hatten, dass jeder gut zuhause angekommen ist, endete dann auch unsere Nacht.