Humorvoll in die Nacht

Susanne holte mich ab und gemeinsam fuhren wir zum Lager. Dort trafen wir Holger und zusammen luden wir die Autos um und packten noch alles Nötige für unsere Tour ein. Holger gab uns noch eine Meldung für den Ennepe-Ruhr-Kreis weiter und verblieb dann im Lager, um weiteres zu erledigen. Susanne und ich machten uns auf den Weg nach Gevelsberg zur Meldung. Im beschriebenen Park angekommen, kam schon der Melder auf uns zu und brachte gleich zwei Herren mit.
Susanne kannte sie bereits.

Wir plauderten eine Weile, über das Benötigte, aber eben auch um gewisse Umstände im Alltag, wie frische Kleidung und Körperpflege oder Lebensmittelbeschaffung. Was für ein Wort, aber für Menschen ohne Einkommen ist es halt schwierig, an all die Dinge zum Leben zu kommen.

Wir gaben erstmal Kaffee und Terrinen aus und halfen auch mit einer Isomatte, einem Schlafsack und einem TOM aus. Die Dankbarkeit war groß und der Melder selbst wollte etwas zurückgeben, denn er selbst war lange Zeit auf der Straße, hat inzwischen eine Wohnung und spendete dem Verein zehn Euro. Wir vermochten das Geld gar nicht annehmen, doch der Herr wollte es unbedingt und so bedankten wir uns. Oft sind es gerade diejenigen, die selbst wenig haben und doch so viel geben und teilen.
Wir wurden nochmal auf unsere Namen angesprochen, damit die Herren sich ordentlich verabschieden konnten. Und so nannte der eine Herr uns Tanja und Anja, da er sich den Reim besser merken könne, wir lachten alle herzhaft und der Running-Gag für den Abend war geboren.

Wir verabschiedeten uns und machten uns auf den Weg nach Hagen. Inzwischen war es spät am Abend und einige Schlafplätze waren noch leer, andere wiederum wieder belebt, so auch ein uns bekannter Herr, den wir nun mal wieder antreffen konnten.

Zuerst schien er uns nur schlecht zu hören, fummelte an seinem Ohr herum und nuschelte sich etwas zurecht, dann aber plauderte er plötzlich gut gelaunt los und freute sich über Eistee und etwas Warmes. Zugleich beschwerte er sich aber auch mit einem Zwinkern, dass er diesmal keinen Beton im Becher bekommen wollte. Schon mal bekam er wohl Kartoffelpüree, den er wohl zu lange stehen ließ, der dann hart und genießbar war. Und wieder lachten wir laut über diesen Spaß und gaben ihm diesmal Nudeln in leckerer Soße, auch über Süßes freute er sich und so machten wir uns weiter auf den Weg. Er wünschte uns noch eine gute Nacht und winkte zum Abschied. Im Stadtkern trafen wir einen jungen Mann an, der schon halb schlief, dann aber doch seine gewohnte Bestellung annahm. Er schien müde und war nur wenig redselig heute und so ließen wir in zügig wieder in Ruhe. Und immer wieder tauchte der Running-Gag Tanja und Anja auf. Wir fuhren, wie auch die letzten Male, noch eine zuvor gemeldete Stelle an, trafen aber zum wiederholten Male niemanden an. Auf dem Weg zu einem weiteren Schlafplatz hielten uns zwei junge Damen mit Hund an. Zuerst fragte die eine Dame nach warmer Kleidung oder Futter für ihrem Hund, dann auch nach etwas zu essen oder zu trinken für sich. Aus Erfahrung kümmern sich die meisten Menschen auf der Straße erst um andere und dann erst um sich selbst.

Wir improvisierten etwas und versorgten alle. Dann wurden wir schon von einem jungen Mann erwartet, der sich sehr freute uns zu sehen.
Vor allem über saubere Wäsche und Warmes freute er sich. Auch wenn viele nicht den Anschein erwecken, Körperhygiene und frische, saubere Kleidung ist vielen sehr wichtig. Mal die Wäsche auf der Haut wechseln zu können, hat eben etwas mit Wohlbefinden zu tun – auch auf der Straße.
Er bedankte sich mit einer Geste, die wir gut von ihm kennen, er legt seine Hand aufs Herz und spricht uns seinen Dank aus. Wir berichteten die tage immer wieder mal auch von einem Herrn mit einer Verletzung am Fuß, welcher bisher aber immer den RTW ausschlug. Diesmal konnten wir zumindest mit Kühlmittel aushelfen und auch sein Fuß sah schon etwas besser aus. Wir versorgten die Verletzung und gaben Warmes aus. Ein Bettenlager weiter lag noch jemand, der aber tief und fest schlief. Wir störten nicht weiter die Nachtruhe und verabschiedeten uns. Und auch dieser Herr winkte noch bis wir um die Ecke gefahren waren. Zum Schluss fuhren wir den HBF an, wir waren deutlich später dran als sonst und es waren nur noch wenige Menschen da. Die zwei junge Frauen mit dem Hund kamen nochmal auf uns zu und baten uns, zu zwei Herren zu kommen, die Hilfe bräuchten.
Bei den Herren angekommen, stellten wir fest, dass wir uns schon kannten und versorgten auch die beiden noch. Und auch für den Hund der beiden Damen gab es noch eine Bi-Fi. Wir quatschten noch eine Weile und machten uns dann auf den Rückweg zum Lager. Wir stellten den Vereinswagen ab und Susanne brachte mich nach Hause. Ich wartete noch auf ihre Nachricht, dass auch sie Zuhause angekommen war.

Tanja