Mal alles aus einem anderen Blickwinkel betrachten aber bitte nicht übertreiben
Mal alles aus einem anderen Blickwinkel betrachten aber bitte nicht übertreiben
Bereits heute Morgen, gegen 7:00 Uhr bekam ich eine Nachricht, dass ein Herr, einen „herrenlosen Herrn“ mit nach Hause genommen hat und nun dringend eine Unterkunft für ihn sucht.
Wow so eine Bezeichnung für einen obdachlosen Menschen habe ich noch nie gehört, ich hoffe er hatte nur Wortfindungsprobleme und nennt diese Menschen nicht immer so.
Wir vermittelten ihn an die Diakonie, die sich am Tag um diese Menschen kümmern.
Heute Nacht fanden wir ihn dann wieder an der Stelle vor, an der er immer liegt und an der wir jede Nacht schauen fahren, ob es ihm gut geht.
Wir von UNSICHTBAR e.V. fahren bis tief in die Nacht hinein, um den Menschen dort draußen auf der Straße, ein Gespräch anzubieten, ihnen etwas Warmes oder auch Kaltes reichen, was wir aber nicht machen und auch nicht anbieten können, sind Unterkünfte.
Hier vermitteln wir dann mit Informationsmaterial von Einrichtungen, an die sich diese Menschen wenden können.
Natürlich würden wir gerne die Welt retten, aber das geht leider nicht und so tut jeder was er kann und wir für unseren Teil, helfen in der Nacht, dann wenn andere schlafen.
Wir nennen das auch gerne, die Arbeit derer in der Nacht überbrücken, die diesen Menschen am Tag professionell helfen und dazu zählen Unterbringungen, Suchtberatungen, Wiedereingliederung in die Gesellschaft etc.
Nachdem wir uns dann über den Tag hinweg wieder fit gemacht hatten, durch schlaf und viel Kaffee, fuhren wir dann wie an allen anderen 7 Tagen einer jeden Woche, auch heute wieder eine Tour.
Am Montag waren bereits Andreas, Monika und Susanne unterwegs, am Dienstag dann Björn, Sabrina und Sabine, morgen dann fährt Andreas, Martina und Susanne, am Freitag Björn, Sabine und Björn. Am Samstag stehen Jens und ich auf Abruf bereit, sowie wir auch über die Woche hinweg, bis morgens bis 04:00 Uhr auf Abruf stehen und Sonntag geht’s dann nochmal für Björn, Jens und Sabine auf Tour und danach werden die Karten neu gemischt und es geht in die nächsten 7 Tage hinein.
Die heutige Tour fuhr ich mit Jens und auch diese endete wie viele andere Touren, des gesamten Teams, dann wenn die Sonne aufgeht. #Wuppertal #Schwelm #Ennepetal #Gevelsberg #Witten und andere Teile des Ennepe-Ruhr-Kreises führten uns zu den Menschen, die auf der Straße leben und auch heute durften wir wieder helfen.
Ein Herr, den wir bereits kennen, sahen wir auf einem Bürgersteig an uns vorbeigehen. Wofür gibt es das Warnblinklicht, wenn man es nicht benutzt?
Als gebremst, auf der Hauptverkehrsstraße die Fackeln an, stehen geblieben und zu ihm gegangen und ihn mit Namen angesprochen und schon strahlte er. Ach, ihr seid es – schön euch zu sehen sagte er. Man wird von allen möglichen Menschen angesprochen und er ist sich nie sicher, wem er von diesen vielen Menschen trauen könnte, doch wenn er uns erkennt, dann weiß er, dass ihn Freunde besuchen kommen.
Sowas geht runter wie Öl
Dann sprachen wir eine Weile, auch über die Sichtweise der Menschen, was obdachlose Menschen angeht und wir sprachen über sein Transportgerät – einem Einkaufswagen, der definitiv nicht für die Straße gebaut wurde und den er wieder dahin zurückbringen wird, wo er ihn gefunden hatte, denn wer weiß – vielleicht wird er ja schon vermisst.
Wir schauen uns jetzt nach einem Hackenporsche (Einkaufs Trolley) um, der ihm definitiv besser dabei unterstützen wird als ein Einkaufswagen, der absolut reiseuntauglich ist.
Dann brachte ich Jens nach Hause und fuhr noch einmal zu einer Stelle, zu der wir heute von der Polizei gerufen wurden. Auch der Herr war uns bekannt und als wir den Beamten erzählten, was wir bereits alles über den Herrn wussten und dass er bereits mit seinem Bruder Kontakt aufgenommen hatte, der ihn zeitnah abholen wird, war auch hier das Staunen nicht schlecht.
Es sind ja nicht nur die Gespräche, die wir führen und die auch keine 2 Minuten dauern, sondern oftmals sehr viel länger gehen, es sind die vielen Kontakte, die wir zu Behörden und Einrichtungen haben, mit denen wir uns über viele dieser Menschen austauschen, von denen wir erfahren, dass sie leider sehr oft keine Hilfe annehmen und ihnen somit nicht von behördlichen Stellen geholfen werden kann. Es ist das Vertrauen, dass wir aufbauen, um dann doch nochmal auf diese Menschen eingehen zu können, freundschaftlich eben, um sie dann doch noch davon überzeugen zu können, vielleicht doch fremde Hilfe anzunehmen.
Manchmal geht das, manchmal aber auch nicht und dann bleibt es bei den freundschaftlichen Gesprächen und den Augenblicken, in denen wir diesen Menschen in der Nacht begegnen und sehen, dass es ihnen den Umständen entsprechend gut geht, dass wir da sind, wenn die Polizei uns anruft und uns quasi um Unterstützung bittet.
Mal alles aus einem anderen Blickwinkel betrachten aber bitte nicht übertreiben und diese Menschen bitte auch nicht als „herrenlos“ bezeichnen.