Bundesweite Beratung mit Happy End
UNSICHTBAR e.V. empfängt jeden Tag mehrere Anrufe und Emails, von Menschen, die uns um Hilfe bitten, was wir gerne machen.
Oftmals reicht einfach unser Ohr, in das diese Menschen ihre Geschichte erzählen können, denn sehr oft hört ihnen sonst niemand zu.
Wenn wir nicht gerade unterwegs sind und Menschen aktiv helfen, gehen wir in der Regel ans Telefon, machen wir das mal nicht, rufen wir zurück.
Vorgestern hat uns ein Anruf einer 16-jährigen jungen Frau erreicht, die mit ihrem Baby, welches gerade mal ein halbes Jahr alt ist, Angst davor hatte, auf der Straße zu landen.
Der Kindsvater hatte sich kurz nach der Geburt auf und davon gemacht und mit ihren Eltern hatte sie sich danach auch noch zerstritten, wodrauf hin ihr Vater sie und das Baby rausgeschmissen hatte.
Eine sehr brisante Situation.
Eine von vielen, die uns täglich erreichen.
Mittlerweile sind es nicht nur obdachlose Menschen, die uns anrufen, sondern auch junge Familien, Alleinstehende, die den Weg zurückfinden möchten und was immer mehr wird, sind sogar Familien, mit Kindern, die kurz vor der Obdachlosigkeit stehen.
Aber zurück zu der jungen Frau, die uns nun ihre Geschichte am Telefon erzählte.
Es war ihre große Liebe, ok man könnte jetzt sagen, dafür ist sie aber noch sehr jung aber für sie war es eben die große Liebe, mit der sie eine Familie gründen wollte.
Diesen Wunsch und Gedanken muss man dann akzeptieren, denn wir sind nicht die, die Vorwürfe machen und den Menschen predigen, was sie alles falsch gemacht haben, sondern die, die versuchen gemeinsam Lösungen zu finden.
Nachdem sie uns ungefähr eine Stunde ihr Herz ausgeschüttelt hatte, brach sie in Tränen aus und machte sich, verständlicher Weise, Sorgen um ihr Baby, wenn sie nun auf der Straße leben müsste.
Den Ratschlag in ein Frauenheim zu gehen, wollten wir erst einmal nach hinten schieben.
Absolutes Neuland für uns aber wir wären nicht UNSICHTBAR e.V. wenn wir uns nicht Gedanken darüber machen würden, wie es weiter gehen könnte.
Als erstes sind wir also in Gedanken erstmal ihren ganzen Freundeskreis durchgegangen und sie erzählte, zu wem sie schon sehr lange Kontakt hatte und zu wem, nicht so sehr.
Letztendlich fanden wir, eine gute Freundin von ihr, die wiederum nach Absprache mit ihren Eltern, für zwei Tage ein Bett für sie hatte – länger käme es aber nicht in Frage.
Nun standen wir vor einer Mamut Aufgabe und wir wagten einen Schritt, den wir so auch noch nicht gewagt hatten.
Wir ließen uns die Telefonnummer, von ihren Eltern geben und riefen diese an.
Und wen hatten wir am Telefon? Den Vater…
Nachdem wir ihm erklärten wer wir sind und was wir machen, lies er sich auf ein Gespräch mit uns ein, welches dann auch wieder so etwas zwei Stunden dauerte.
Er erklärte uns seine Endtäuschung, wie gerne er seine Tochter gesehen hätte, wenn sie ihre Abi gemacht hätte und dann was Ordentliches gelernt hätte aber auch das es ihm im Herzen leid täte, das er seine Tochter vor die Tür gesetzt habe.
Er sei ein Mann vom Bau und hätte sein Leben lang, Härte und Stärke zeigen müssen, denn ohne diese Eigenschaft, wäre er nicht heute da wo er nun wäre und um seiner Familie was leisten zu können, musste er viel arbeiten und mit dem Kopf durch die Wand gehen.
Wir unterhielten uns eigentlich sehr freundlich mit ihm und es schien uns, dass es ihm schon sehr peinlich gewesen ist, dass wir und nicht seine Tochter, den Kontakt zu ihm gesucht hätten.
Das sie verwirrt sei und immer noch traurig über ihren zerplatzen Traum wäre, zudem Angst um ihr Kind hätte, machte plötzlich aus dem harten Mann, einen sehr sensiblen Mann aus ihm und nachdem er – so hörte sich es an (wir konnten es leider nicht richtig verstehen, von seiner Frau gesagt bekommen hatte)
sagte sie:
„Siehst du, genau dass was ich dir sagte aber dein Brummschädel muss man erst sprengen, bevor er anfängt zu denken“,
konnten wir es schaffen, dass er am liebsten noch am selben Abend, seinen Fehler wieder gutmachen wollte, seine Tochter und das Enkelkind, wieder nach Hause holen wollte und nochmal von vorne anfangen wollte.
Wir sagten ihm, dass wir der Tochter Bescheid geben und sie sich dann bei ihnen melden würde.
Also legten wir auf, steckten unser Telefon an unser Aufladegerät und riefen die Tochter an und sagten ihr, was wir erreicht hatten und kaum hatten wir es ausgesprochen, wurde das Gespräch unterbrochen.
Ein paar Stunden später ging unser Telefon und der Vater rief uns an und der uns sagte, er wüsste nicht wie er das, was wir da gemacht hätten, wieder gut machen könnte und reichte das Telefon seiner Tochter weiter, die mittlerweile wieder zu Hause war.
Diese wusste irgendwie erst gar nicht was sie sagen sollte und meinte dann, dass sie sich herzlich bedanken wollte, wären wir nicht gewesen, wäre wohl ihr Dickkopf, der dem ihres Vaters wohl sehr ähnlich wäre, so stark gewesen, dass sie diesen Schritt nicht gegangen wäre und dass wir in dem Moment, die Einzigen gewesen wären, die ihr nach langer Zeit einfach nur zuhörten und ein kleines Wunder geschehen ließen.
Schön dass wir auch da helfen konnten, auf das die Familie, den Weg gemeinsam schafft…