Angebote von freundlichen Damen
Die letzten Tage waren ziemlich hart, so dass meine Augen im Augenblick gar nicht wissen ob sie funktionieren sollen oder einfach ihre Aufgabe alles im Blick zu halten, untersagen.
Zu mindestens das linke Auge spielt vollkommen verrückt und irgendwie scheint es auch angeschwollen zu sein, wobei mir überhaupt niemand aufs Auge gehauen hat.
Der Dezember eben, irgendwas ist ja immer.
Nach einer Woche in der die Teams im Dauereinsatz sind und ich darüber hinaus gerade wenn es tief in der Nacht richtig kalt wird auch noch in der dunkelsten Ecke nachschauen fahre, ob nicht vielleicht doch noch jemand versteckt, beispielsweise auf einem Friedhof liegt und Hilfe braucht, fängt irgendwann die Substanz an zu schwinden.
So auch gestern als wir eine Meldung, erst von einer Person und kurze Zeit danach von einer Polizeiwache bekommen haben, dass ein Herr in einer Bushaltestelle liegt aber keine Hilfe annehmen möchte, ob wir da mal schauen könnten, um ihn dazu zu bewegen, seine Meinung doch noch zu ändern.
Als die Polizeimeldung reinging, war ich bereits auf dem Weg, da muss es um die 00:00 Uhr gewesen sein – angetroffen bin ich bei dem Herrn so gegen 00:20 Uhr – manche Wege sind eben etwas länger und das schöne blaue Licht auf dem Dach haben wir nicht, um unsere Wege schneller zu machen.
Als ich angekommen war, schaute mich der Herr an und ich sagte – tachchen – schon wieder jemand der dich weckt und als Antwort kam – ja hier kann man nicht in Ruhe schlafen.
Als ich ihm eine Suppe und einen Kaffee angeboten hatte, saß er in sekundenschnelle aufrecht auf der Bank und sagte dann.
Endlich jemand mit einem guten Grund und wir lachten kurz, somit war das Eis schonmal gebrochen.
Im Anschluss stellte ich mich vor und er verriet mir auch seinen Namen, schlürfte die Suppe und genoss den heißen Kaffee, erzählte mir dann das er auf der Durchreise wäre und heute wieder zurück in seiner ursprünglichen Stadt ankommen würde.
Kurz darauf rief ich den Herrn und die Polizei an und erzählte diesen, was aus der Meldung geworden ist.
Der Herr fand, ohne sich Sorgen machen zu müssen einen ruhigen Schlaf und die Polizei bestätigte mir, in der Nacht noch ein paar Mal bei dem Herrn zu schauen, dass dort auch alles in Ordnung ist.
So muss das sein – alle schauen hin und alle helfen sich, soweit wie jeder die Möglichkeit hat, sich zu helfen.
Dann hatte ich am Nachmittag noch eine Meldung erhalten und die freundliche Dame am Telefon bot mir auch an, mich in der Nacht, zu einer Stelle zu begleiten – die jetzt nicht so wirklich hell und übersichtlich war, sondern eher dunkel und ein kleines bisschen unheimlich.
Angebote von freundlichen Damen, mich zu begleiten, die nicht bei UNSICHTBAR e.V. dabei sind, bekomme ich eher selten – das müsste eigentlich mal geändert werden 😊
Letztendlich fand ich dann jemanden anderen der mit mir den Weg ging aber gefunden hatten wir dann doch niemanden.
Am heutigen Morgen wurde mir dann aber zugetragen, dass dort tatsächlich jemand übernachten würde und so werde ich mich auch diese Nacht wieder auf den Weg machen und schauen ob ich ihn nicht antreffe und helfen darf.