Orchestergedanken
Orchestergedanken
Heute am ersten Weihnachtstag ging es zu dritt auf Tour.
Andreas und ich trafen uns am Lager und holten, auf dem Weg nach Hagen, Jens ab.
Zwischen kleineren Regenpausen schüttete es immer wieder, so dass wir gespannt waren, wen wir überhaupt antreffen.
Auf unseren Touren fahren wir uns bekannte Plätze an, steuern aber auch immer mal neue mögliche Schlafstellen an, wie heute in Haspe.
Weiter in Wehringhausen trafen wir den ersten Herren des Abends an seinem Schlafplatz, Andreas kannte ihn bereits, Jens und ich stellten uns ihm vor. Ein freundlicher junger Mann, eher bescheiden, kam mit zum Wagen und freute sich über Warmes.
Er fragte, ob es uns gut ginge und war überrascht, dass wir auch an den Feiertagen unterwegs sind. Wir fragten, ob er an einem der Weihnachtsangebote der Sozialeinrichtungen teilgenommen hatte. Er verneinte und verblieb für sich. Er erzählte aber, dass eine Einrichtung sogar einen Shuttle-Service angeboten hatte, um diejenigen, die teilnehmen wollten zum Veranstaltungsort zu fahren und später wieder zurück zu bringen. Da wurde wirklich an alles gedacht, wie wir finden.
Wir wünschten einander noch einen schönen Abend und fuhren weiter Richtung Innenstadt.
Dort gingen wir einer Meldung nach, fanden niemanden vor, fuhren auch die Fußgängerzone rauf und runter, allerdings ohne Erfolg.
Vor einigen Tagen besuchte ich ein weihnachtliches Mitsingkonzert in der Johanniskirche, welches vom philharmonischen Orchester Hagen begleitet wurde & als ich da so saß, mitsang & genoss, sah ich mir eben auch das Orchester an.
Die drei Herren am Kontrabass konnten unterschiedlicher nicht sein, ebenso die Damen & Herren an den Geigen.
Ein Orchester besteht aus vielen unterschiedlichen Menschen, von jung bis alt, vielen verschiedenen Instrumenten, intro- wie extrovert & auch der Dirigierende und das Publikum als Zuschauende, Zuhörende oder Mitsingende, wie an diesem Abend, gehören dazu.
Alle gemeinsam bilden ein grandioses Ensemble.
Im Orchester ist das Zusammenspiel von Klängen, lauten und leisen, aber eben auch Pausen so unfassbar wichtig, damit eine Melodie, ein Stück, ein Lied entstehen kann.
Die Blicke der Musiker wechseln sekundenschnell zwischen ihrem Notenblatt und dem Dirigierenden, ebenso geben sie acht auf ihre Mitmusizierenden und spielen selbst noch ihr eigenes Instrument dabei.
<span;>Und egal, wie groß oder klein, ob Tuba, Klarinette, Oboe, Trompete, Pauke oder Triangel, sie alle haben ihren festen Platz & selbst, wenn mal ein Fehler passiert, ein verpasster Einsatz, ein Ton zu viel oder einer zu wenig, die anderen Instrumente spielen das Stück einfach weiter. Und nur den wenigsten fällt dieser kleine Fehler überhaupt auf.
Das Orchester mit all seinen Menschen und Instrumenten lässt sich auch auf das Leben, die Familie, den Job, die Schule, das Ehrenamt, die Straße & die Gesellschaft übertragen.
Als Team können wir nur gut funktionieren & überragende Leistungen erbringen, indem wir jeden so sein lassen wie er ist, laut oder leise, im Vorder- oder Hintergrund und uns dennoch nicht außer acht lassen, einander sehen, uns aufeinander einstimmen und mit Respekt begegnen.
Wo auch immer Du in der Gesellschaft stehst, wo in Deinem Leben, in Deiner Familie, in Deinem Job, in Deiner Schule oder in Deinem Ehrenamt, auch Du hast einen festen Platz, schau Dich um und achte auf Deine Mitmenschen.
Ein Herr, der uns schon länger Sorge bereitete und eine Zeit im Krankenhaus war, ist nun zurück und freute sich über Isomatte, Schlafsack und Warmes, da er von alledem nichts mehr hatte. Er sah deutlich frischer aus, als vor seinem Krankenhausaufenthalt und hatte sogar etwas zugenommen.
Wir trafen dann noch auf zwei Herren, die sich zusammen getan haben. Der eine ist schon viele Jahre auf der Straße, der andere erst seit kurzem. Sie tun einander ganz gut und noch dazu sind beide weniger allein. Sie freuten sich über Warmes und machten sich dann auf dem Weg zu ihrem Schlafplatz.
An einem großen Platz trafen wir dann noch einen Herren, den wir länger nicht gesehen hatten, zwei weitere Bekannte kamen hinzu, wieder andere schliefen bereits.
Es wurde spät. Als wir alle versorgt hatten und eine Weile plauderten, verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Heimweg.
Für uns drei war es die letzte Fahrt in diesem Jahr. Andere Teams sind in den kommenden Tagen unterwegs.
Ich wünsche Euch allen einen guten Start in die letzte Woche des Jahres und einen guten Übergang ins neue Jahr, welches sicher schon die nächsten kleinen und großen Abenteuer voller Liebe, Hoffnung & Zuversicht bereit hält.
Eure Tanja