Ein erster Eindruck
Wir haben 04:00 Uhr, nach einem bereits längeren Tag, den wir, Andreas, Martina und ich bei dem Fußball Benefiz Turnier verbrachten, machte im Anschluss daran Martina und ich eine kleine Verschnaufpause und fuhren dann mit einer weiteren Beifahrerin auf eine Tour durch die Nacht.
Sie wollte sich auch mal anschauen, wie es ist, wenn wir auf der Straße arbeiten und sie hatte den Wunsch, die Menschen kennenzulernen, für die sie schon fast täglich alles Mögliche einkauft, damit wir – die, die auf die Straße fahren, dann auch etwas zum verteilen haben, was den Menschen, die dort leben, für den Moment ihr Leben ein kleines bisschen erleichtert.
Somit war es für Bea ihre erste Tour durch die Nacht und das für eine erste Tour, die sie mit uns fuhr, gleich auch eine lange, bis früh in die Morgenstunden.
Ihre Vermutung, dass sie, wenn sie mal mit uns fahren würde, am liebsten alle auf der Straße lebenden Menschen mit nach Hause nehmen würde, war gar nicht mal soweit hergeholt, denn schon bei dem zweiten und dritten Herrn, den wir an dem Abend antrafen, kam es mir so vor als würde sie die Vermutung tatsächlich umsetzen wollen.
Sie war zurückhaltend, musterte die Menschen aber wie ein Scanner und berichtete mir und Martina dann umgehend was ihr auffiel.
Die Schuhe sind nicht mehr gut genug, hier musste noch eine weitere Terrine her und dort fehlte noch ein Eistee und hier dies und dort das.
Es war interessant mit anzusehen und gleichzeitig zum Teil herzergreifend, wie sie zwischen den Menschen herumwuselte und allen etwas geben wollte.
Danke Bea, dass du uns begleitet hast, am Montag fährst du ja nochmal mit uns mit und dann muss es, wie du zum Ende deiner Tour sagtest aber auch wieder für ein halbes Jahr reichen, weil wie wir alle, die Menschen, die auf die Straße fahren wissen, wie hart die Arbeit dort sein kann und das was wir unbewusst an Eindrücken mit uns nach Hause nehmen, auch belastend sein kann, vor allem wenn man es noch nie erlebt hat.
Danke auch dafür, dass du solange durchgehalten hast – letztendlich aber dann auch ehrlich zugegeben hattest, dass dir die organisatorische Arbeit, die Hilfe für Bedürftige und dein Herzkalender, dir mehr liegt.
„Ehrliche Menschen haben den Vorteil, dass sie sich nicht merken müssen, wem sie welche Lüge erzählt haben“
Dann fing es an zu schneien, die Straßen wurden etwas glitschiger und die Damen fanden es gar nicht lustig, dass ich den Grip mal etwas ausprobiert hatte, der die Reifen aber immer noch so am Boden kleben ließ, dass wegrutschen keine Option war.
Wie es jetzt mittlerweile aussieht, dass kann ich nicht sagen und wenn ich aus meinem Fenster schaue, sehe ich, dass alles nur noch mehr zugeschneit ist und wenn ich mir dann überlege, dort draußen schlafen zu müssen, dann wird mir ganz anderes.
Und dann denke ich an unsere heutige Tour zurück, auf der wir Schlafsäcke, ganz viele TOM´s und heißen Kaffee, Terrinen und Süßes verteilen durften, um denen die dann letztendlich dort draußen schlafen „müssen“ den Augenblick, in dem wir sie „besuchen“ ein kleines bisschen besser gestalten dürfen.
Jetzt geht es in Bett, weil gleich um 12:00 Uhr geht es wieder zum Benefiz Turnier, um dann dort wieder unseren Verein vertreten zu dürfen.
Gute Nacht