Letzte Woche in der Stadt
Hin und wieder gönnen wir uns einen Kaffee, um einfach mal runter zu kommen, sind aber in Gedanken immer bei der Sache.
Als ich nun da so saß und mir die Menschen angeschaut habe, wie sie kamen und gingen, viel mir eine Dame mit zwei Kindern auf.
Ihre Einkaufstüten waren nicht besonders voll und mein erster Eindruck war, wenn man die Wetterverhältnisse mal mit in diesen ersten Eindruck mit hineinbezieht, das alle drei nicht wirklich für das Wetter geeignet gekleidet waren.
Das kleinere Kind hatte noch annehmbare Sachen an und schien auch nicht zu frieren, doch das andere Kind hatte Schuhe an, die man eigentlich nur im Sommer anzieht und so ganz heile waren diese auch nicht mehr.
Mir wird des Öfteren vorgehalten, dass ich meine Klappe nicht halten kann und auch einfach mal so in den Raum schmeiße, was mir gerade auf der Zunge liegt und ja da ist was dran – ich habe mein Herz auf der Zunge liegen und erschrecke mich manchmal selber, wenn ich noch gar nicht angefangen habe zu denken, dass ich schon was gesagt habe.
Manchmal ist das vielleicht hart an der Grenze aber wie in diesem Fall auch ganz gut.
Ich ging zur Bedienung, bezahlte meinen Kaffee und folgte den dreien.
Nach einem relativ kurzen Augenblick, sprach ich die Frau an und stellte mich vor – fragte ob sie vielleicht einen Augenblick Zeit hätte, dass ich ihr erzählen könnte was wir von UNSICHTBAR e.V. machen.
Sie schaute mich mit ganz großen Augen an und fragte, ob ich das öfters mache.
Ich antwortete mit: Öfters ist untertrieben, eigentlich mache ich sowas ständig und wenn ich das Gefühl habe, helfen zu können, dann gerne auch immer und überall.
So erzählte ich ihr von unserem Verein und sprach sie auf ihren Sohn an, der mit den kaputten Schuhen.
Anfangs, meinte sie – dass sie es heute früh eilig gehabt hätten und der Kleine die falschen Schuhe aus dem Schrank geholt hätte.
Als ich nachgehakt hatte und ihr sagte, dass wir hier alleine sprechen und uns niemand zuhören würde und sie sich nicht schämen müsste (wofür auch immer) schaute sie mich an und sagte:
Wissen sie, es gibt manchmal Dinge im Leben, für die man sich entscheiden müsse.
Entweder kauft man was zu essen oder in dem Fall Winterstiefelchen, die sie aber nicht kaufen könnte, weil das Geld wie immer sehr knapp ist.
In dem Augenblick unterbrach ich sie und fragte ob wir ein Stück gehen sollen, weil wenn wir dort wo sprachen, stehen bleiben würden, es nur noch kälter werden würde.
Sie erklärte sich einverstanden und ich führte sie in Richtung Innenstadt, dort angekommen setzte ich mich mit den dreien in ein Café und bestellte den beiden einen warmen Kakao und ihr eine Tasse Kaffee.
Dann erzählte sie mir ihre Geschichte, wie es dazu kam, dass sie alleine mit den Kindern wäre und was ihr passiert sei, dass wie in vielen anderen Schicksalen, auch bei ihr das Geld ehr knapp wäre.
Als wir die Getränke ausgetrunken hatten, bat ich sie darum mich zu einem bekannten Schuhladen zu begleiten.
Als Argument, warum sie mich begleiten sollte nahm ich, dass ich als Mann so unentschlossen bei Schuhe kauf bin und wo sie schon mal da wäre, mir vielleicht einen Tipp geben könnte, welche Schuhe mir besser stehen würden.
Als hätte sie eine sinnvolle Aufgabe bekommen, freute sie sich sogar darüber.
In dem Laden angekommen, ging ich in einem Augenblick, in dem ich alleine war, auf eine Verkäuferin zu und fragte sie ob sie den beiden Kindern, Schuhe zeigen könne, die sie warmhalten würden.
Gesagt – getan – auf die Frage wo ihre Kinder sind, sagte ich – dass sie glaube ich spielen sind.
Irgendwann sagte ich, dass wohl nichts Richtiges dabei sei und wir verließen den Schuhladen und bevor ich mich verabschiedete, sagte ich – dass ich noch was vergessen hätte und gleich wiederkomme.
Im Laden zeigte mir die Verkäuferin, die Schuhe, die sich die beiden Kinder ausgesucht hatten und die auch ihren Zweck erfüllten.
Wieder draußen angekommen, drückte ich der Frau zwei Taschen in die Hand, sagte ihr meine Telefonnummer und wünschte ihr einen schönen Tag – wenn sie mal Hilfe brauchen würde, solle sie sich gerne bei uns melden.
Ende der Geschichte
Heute hatte ich eine E-Mail, in meinem Postfach, mit dem Betreff:
Danke für den Kaffee und danke für ihr offenes Ohr und ich weiß gar nicht was ich sagen soll, meine Kinder sind hin und weg und wollen diese schönen Schuhe gar nicht mehr ausziehen.
Hätten sie mir nicht erzählt, dass sie von UNSICHTBAR e.V. sind, würde ich glatt wieder anfangen an den Weihnachtsmann zu glauben – DANKE