Die Geister, die er rief
„Die Geister, die er rief, begleiteten ihn oft auf seinen langen, oftmals aber auch sehr kurzen Wegen.
Für alle hatte es ein offenes Ohr, dachte aber sehr oft nicht an sich selbst, sondern immer an die anderen, damit es ihnen gut ging. Es hörte sich das Leid der Anderen an und war für sie da, wenn es gebraucht wurde und es gab wenn es sein musste, den letzten Cent wenn es sein musste. Als Dank bekam es jedoch immer wieder Prügel. Das Herz war schon lange nicht mehr nur rot. Es war grün und blau geschlagen, und die kleine Seele schwamm nicht mehr auf Wolken und lächelte vor sich hin. Nein, sie lag in einer dieser Pfützen, die schlecht rochen und nicht trüber sein konnten.
Es war jemand, das sein Leben eigentlich liebte. Aber je öfter es daran erinnert wurde, wie schlecht die Menschen auf dieser Welt sein können, desto mehr starb es innerlich – jeden Tag ein bisschen mehr.
Die Geier pickten die letzten Hoffnungen und Gefühle heraus, und die wilde Horde trampelte blindlings über die kleine Seele hinweg.
Der Atem schien irgendwann aufzuhören, Töne von sich zu geben und dafür das es allen immer nur Gutes tun wollte, dafür wurde es ausgeschlossen, geschlagen und hinter vorgehaltener Hand gedemütigt.
Eine Geschichte von einer Seele, die noch lebt, aber jeden Tag ein bisschen mehr stirbt.
Vielleicht ist auch der Mann, dem ich gerade begegnet bin, nachdem ich einen Anruf von der Polizei Hagen bekommen hatt, die uns auf ihn aufmerksam machte, in einer ähnlichen Situation.
Vielleicht steht vor ihm eine Flasche Wodka, die ihm dabei hilft, seine Seele nicht austrocknen zu lassen und vielleicht war er deshalb so hin- und hergerissen, weil das Vertrauen schon längst verloren hatte irgendjemanden zu vertrauen.
Mir gegenüber war er nett, und er freute sich über die Dinge, die ich ihm geben durfte. Als er sich bedankte, hörte ich in seiner Stimme etwas von Trauer heraus und erinnerte mich wieder an das Wesen, das vielleicht schon bald nicht mehr unter uns sein wird. Eine Seele, die leise und verzweifelt stirbt, ohne dass es vielleicht überhaupt irgendjemand bemerken wird.
Gute Nacht, Welt.“