Triggerwarnung

Triggerwarnung
Bitte nur lesen, wenn du dich auf potenzielle Inhalte, die emotionale Reaktionen oder Unbehagen hervorrufen könnten vorbereitet hast und dir die dafür benötigten emotionalen Ressourcen zur Verfügung stehen.
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Wie soll ein Mensch das alles nur alleine ertragen.
Die Zahl derer, die sich zu Festen wie Weihnachten das Leben nehmen, erreicht jedes Jahr wieder neue Rekorde, auf die niemand stolz sein kann oder sollte, denn nur weil die Gesellschaft in diesem Punkt kläglich versagt hat, kommt es jedes Jahr immer wieder zu diesen Rekordzahlen aber darüber geschrieben wird nicht.
Die Angst davor, dass sich durch solche Berichterstattungen, Nachamer finden ist zu groß, man nennt es den Werther-Effekt und jeder Mensch der solche Gedanken mit sich herum trägt hat auch jederzeit die Möglichkeit die
Telefon Seelsorge anzurufen, die 24 Stunden erreichbar ist und das unter dieser Nummer 0800 1110111
Habe ich jeder geschrieben?
Das nehme ich zurück, jeder möchte das vielleicht gar nicht, weil vielleicht nicht jeder ein Telefon hat oder nicht jeder ein soziales Umfeld hat, dass ihn oder sie auffängt oder nicht jeder überhaupt dazu in der Lage ist , aus den unterschiedlichsten Gründen.
Heute wurden wir darüber in Kenntnis gesetzt, dass sich ein uns bekannter obdachloser Herr von einer Brücke stürzen wollte. Was aber Gott sei Dank irgendwie rechtzeitig aufgefallen ist und der Herr nun im Krankenhaus ist.
Genaueres wissen wir nicht und wenn wir Details wissen würden, würden wir hier auch nicht darüber schreiben.
Worüber wir aber schreiben möchten, ist irgendwie zu verstehen, wie weit man sein muss, um diesen letzten Schritt gehen zu wollen.
Ich habe mir sagen lassen, dass bevor man an sowas überhaupt denkt, der Körper einen Weinkrampf nach dem anderen bekommt, weil er in eine panische, für ihn nicht normale Situation versetzt wird, darüber hinaus, setzt sekundenschnell der Selbsterhaltunfstrieb ein, der von Natur aus dafür gemacht ist, genau solche Situationen zu vermeiden.
Stress pur, Panik und fürchterliche Angstzustände die da aufeinander prallen – das Gehirn steht vor dem absoluten Kollaps und dann?
Das weiss niemand, ausser die, die es durchgezogen haben, die die all diesem so sehr extremen und für sich momentanen Zustand nicht mehr ausweichen konnten, weil sie vielleicht so sehr am Ende waren, dass dieses Zittern, dieser innerliche Schrei oder auch das herzergreifende Weinen überhaupt keinen Sinn mehr für sie machte und sie sich nur über eines Klar und Sicher gewesen sein mussten.
Nichts mehr wert zu sein, keinen Ausweg für irgendwas zu sehen, etwas erlebtes nicht vergessen zu können, etwas getanenes nicht mehr rückgängig machen zu können und sich in diesem Moment aus dem Leben zu verabschieden.
Wie schlimm muss es einen Menschen gehen, genau in diesem Augenblick seine Familie, seine Freunde, seine Menschen um ihn herum zu vergessen und dann diesen endgültigen Schritt zu gehen, ohne auch nur für eine Sekunde darüber nachzudenken, wie es denen gehen wird, die bleiben – auch wenn man denkt, man hat niemanden mehr – es gibt immer jemanden der leiden wird.
Wie verloren muss man sich fühlen und wie laut muss man innerlich schreien, so laut das man sich selbst nicht mehr wahrnimmt und sich fallen lässt oder sonst was tut, um kurz danach niemals mehr aufzuwachen.
Ein junger Mann, obdachlos – es ist kurz vor Weihnachten, ein Abend der vielleicht Erinnerungen auf den Plan ruft, dafür ist eine Flasche hochprozentiges immer gut – fast immer – denn wenn das Arschloch Depressionen die Finger mit im Spiel hat, kann der Schuss ganz leicht nach hinten losgehen – eigentlich dann das zu erreichen, was ja auch eigentlich der Plan war.
Aber ist es wirklich ein Plan sich das Leben zu nehmen, weil das Leben scheinbar keinen Sinn mehr macht?
Diese Frage wird man nicht beantwortet bekommen aber wir müssen sie auch gar nicht beantwortet bekommen, wenn wir nur alle die Augen aufmachen und alle hinsehen, wenn wir alle lauter denken würden, ja auch lauter schreien, wenn wir unsere Augen aufmachen würden, hinsehen würden, uns nicht nur mit uns selbst beschäftigen würden, uns nicht selbst bemitleiden würden, uns nicht für etwas besseres halten würden, dann würden wir viel mehr zulassen, wir würden viel offener und ehrlicher durch diese Welt gehen und wir würden auf Menschen zugehen können, wir könnten ehrliches Vertrauen schenken und ein offenes Ohr haben, für die – die uns ständig auf ihre ganz eigene Art und Weise mitteilen, dass sie sich eigentlich ja schon eine Brücke gesucht haben und auf die wir nicht hören, weil wir sowas nicht hören wollen, dann würden wir gerade jetzt vor Weihnachten vielen Menschen das größte Geschenk ihres Lebens machen, in dem wir durch unsere Aufmerksamkeit, ihnen ihr Leben schenken.
Auf Instagram gibt es einen Kanal, das steht zwar noch nicht viel drin aber mit eurer Hilfe, wird er vielleicht ganz groß und Menschen finden sich darin wieder, finden sich, treffen sich, sehen sich – was auch immer.
Der Kanal gehört einer lieben Freundin und heißt #yana58 (you are not allone)
Aber dies auch nur am Rande, um was es letztendlich geht ist die Situation die für viele Menschen die in der Gesellschaft leben, beinahe schon unerträglich ist – wie grenzenlos schmerzhaft muss so eine Situation dann erst für jemanden sein, für einen obdachlosen Menschen sein, für jemanden sein, dessen Mauern schon lange abgerissen wurden, wie endlos traurig muss ein Leben sein, um dieses von sich selber aus beenden zu wollen?
Auch das sind Momente die wir in unserem Ehrenamt erleben, Fragen die wir uns stellen, Momente die wir ertragen und das ganz besonders an diesen für viele besonderen Tagen.
Auch das gehört zu unserem Ehrenamt dazu und lässt uns keine Ruh.
Irgendwo da draussen steht bestimmt noch jemand, der sich alleine und vergessen fühlt, der sein Leben selbst nicht versteht und nicht damit leben möchte, dieses Leben auch noch als unsichtbarer Mensch leben zu müssen
Irgendwo fällt gerade ein Mensch, der nicht hätte fallen müssen, hätten wir doch einfach nur zugehört.
An diesem Abend durften Andreas und ich, Vanessa
und Martin vom DRK zuhören und vielen Menschen durch die Nacht helfen, in der Hoffnung sie ob auf der Straße oder in einer anderen Lebenssituation hoffentlich lebendig wiederzusehen.
Gute Nacht
* l * I * I *
Anmerkung:
Diesen Text habe ich zwei Mitgliedern zum lesen vorgelegt, weil er schon sehr tief geht und beide haben mir ihre Meinung aber auch das ok dafür gegeben, diesen Text umbedingt zu veröffentlichen, weil dieses Thema eben so wichtig ist.
* l * I Gefragt habe ich Sabrina * l * I
Muss noch was dazu ergänzen…Ich glaube es gibt auch Familienmitglieder oder Freunde die genau das sehen, das es einem nicht gut geht, helfen wollen und können aber nicht helfen. Weil derjenige es nicht will oder Behörden nicht helfen können. Es muss auch Hilfe angeboten werden für solche Menschen. Wie sie selbst damit umgehen sollen oder es Tipps gibt wie sie ihren Liebsten helfen können. Manchmal ist der Verzweifelte so in sich gekehrt und möchte keinen belasten und lässt alle raus.
Wie viele Menschen wissen einfach nicht wie sie damit umgehen sollen und sehen zu wie der geliebte Mensch verfällt😢
* l * I Gefragt habe ich Tanja * l * I
Veröffentlichen? Ich denke ja. Allerdings mit der Triggerwarnung voraus.
Zumal es ein wichtiges Thema ist. Es darf auch für uns kein Tabuthema sein.