Gute Tat…
Karin schreibt…
Heute haben Holger und ich einen Hospitanten an Bord: Tim, der Klimaanpassungsmanager aus dem Umweltamt in Hagen, der im Rahmen des Themas „Hitze“ an unserer Tätigkeit bei UNSICHTBAR e. V. interessiert ist.
Nachdem Holger und ich den Kangoo gepackt haben, holen wir Tim ab und fahren zunächst Richtung Stadt. Plötzlich bremst Holger den Kangoo ab und wendet: „Sorry – ich muss jetzt mal mit jemandem schimpfen!“ Er hatte vor 2 Tagen einen unserer Bekannten von einem Krankenhausaufenthalt überzeugen können – jetzt hat er ihn auf dem Bürgersteig entdeckt. Bis wir an der Stelle, an der Holger ihn gesehen hatte, angekommen sind, ist er verschwunden.
Die Weiterfahrt verläuft ruhig, wir haben Zeit, Tim unseren Job, die Philosophie von UNSICHTBAR e. V. zu erklären und seine Fragen zu beantworten. Und er hat viele Fragen und da sind wir in unserem Element – interessierten Menschen unsere Leidenschaft für dieses Ehrenamt nahe zu bringen . Ich glaube, das haben wir auch geschafft: Tim wird auf jeden Fall nochmals (mehrmals? ) mit auf Tour fahren. Herzlich willkommen!
An unserem letzten Treffpunkt wird’s dann noch etwas drummelig, es tauchen neue Hilfsbedürftige auf, es gibt einiges zu erklären – und Tim hat direkt eine Aufgabe: Er ist Herr über die Kühltaschen für Obst und Schokolade! Er unterhält sich angeregt mit einem obdachlosen Herrn und berichtet uns später über diese für ihn sehr positive Erfahrung.
Tweety (natürlich nicht ihr richtige Name), taucht auch wieder auf, schwer alkoholisiert – aber völlig egal. Ich habe sie in mein Herz geschlossen. Ich nenne sie bei ihrem Spitznamen und sie nennt mich „Schatz“ – passt!
Sie erzählt von einer Entgiftung: „Vielleicht!“ Holger verbessert: „Nicht vielleicht, mach‘ es!“ Wir werden sehen…
Zurück zum Lager, Liste an Bea schicken – ab nach Hause. Das übliche Ritual: Nach den ersten gemeinsamen Kilometern biegt Holger rechts ab und ich links: Warnblinkanlage und Lichthupe und tschüss!
Ich halte an – er ist es. Ich erkläre den beiden vom Johanniter Hilfsdienst, wer ich bin und dass ich ihn kenne. Er erkennt mich ebenfalls – zunächst ist allerdings der Hinweis auf UNSICHTBAR e. V. notwendig. Dann fällt der Groschen. Zu dritt versuchen wir, ihn zu einer Rückkehr ins Krankenhaus zu bewegen – vergeblich. Seine Schlüssel sind verschwunden, er kommt nicht ins Haus. Ihm fällt zum Glück ein, wer seine Schlüssel haben könnte – aber der ist erst ab morgens zu erreichen. Er kann sich nur mit Mühe auf den Beinen halten, droht immer wieder hinzufallen.
Wir einigen uns: Ich fahre zurück zum Lager, hole Schlafsack und Isomatte, so dass er zumindest die Nacht übersteht. Zu essen hat er ausreichend im Rucksack, den die beiden von den Johannitern bereits nach den Schlüsseln durchsucht haben. Im Lager fülle ich noch eine kleine Thermoskanne mit Kaffee, packe Zucker ein, fahre zurück zu ihm, breite die Isomatte aus, helfe ihm, sich darauf zu setzen und packe ihn in den Schlafsack ein. Typisch für ihn: Er will alles wieder gut machen, hat gerade kein Geld, will sich mit Süßigkeiten bedanken – es ist so rührend und tut zugleich weh… Er weiß um sein Schicksal, seine Schmerzen, seine Alkoholabhängigkeit. Wenn er einen anguckt, sich immer wieder bedankt – diese Augen machen mich fertig.
Die beiden vom Johanniter waren super. So viel Geduld, so viel Zeit investiert… Sie haben meine Daten aufgenommen als Zeugin, dass er es abgelehnt hat, sich ins Krankenhaus bringen zu lassen. Der junge Mann sagte bei der Verabschiedung: „Wenn noch was ist, ruf uns einfach an.“ Das ist so großartig – dieses gemeinsame „Drumkümmern“.
EHRENAMT BEI UNSICHTBAR e. V.
Das Ehrenamt bei UNSICHTBAR e. V. besteht nicht ausschließlich aus der Arbeit auf der Straße. Bring dich zum Beispiel in der Fahrzeugpflege mit ein, sortiere, packe und waschen und reinige regelmäßig unsere Fahrzeuge, denn auch das ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe.
Werde Teil von etwas Großem – werde ein Teil von UNSICHTBAR e. V.“