Zeit, was ist schon Zeit…

Holgers Meldetour

Wurzelkrauteintopf

Da stand es also, schwarz auf weiß: Wurzelkrauteintopf im Aushang. Ich liebe Eintopf, das ist kein Geheimnis, aber mein Magen macht nicht immer mit. Manchmal muss ich genau abwägen, ob ich mir die Freude gönne oder die Vernunft siegt. Heute aber, da wollte ich eine Ausnahme machen.
Also nahm ich den Eintopf mit, während ich noch unterwegs war. Der Metzger lag praktischerweise auf dem Weg, und ich brauchte sowieso noch Briefpapier. So fügten sich die kleinen Erledigungen ineinander, fast wie ein perfektes Puzzle. Es war gegen 14 Uhr, als ich mich auf den Rückweg machte, bereit, nach Hause zu fahren und mich an die Briefe zu setzen, die ich gestern vermasselt hatte. Ein kleiner Denkfehler – nichts Dramatisches, aber doch ärgerlich. Ich dachte mir nur: Irren ist menschlich.

Und dann – das Telefon klingelte. Die Polizei brauchte Hilfe. Kaum war das Gespräch beendet, folgte der nächste Anruf. Und noch einer. Der Tag verschwand in einem Strudel aus Notrufen, Einsätzen und Fahrten, um zu helfen. Der Wurzelkrauteintopf? Der wartete bis 22 Uhr auf mich, weil ich bis dahin einfach nur unterwegs war. Mein Handy klebte förmlich an meinem Ohr, die Freisprechanlage war im Dauereinsatz, und die Zeit flog dahin.

Als ich am Ende des Tages Bilanz zog, war da diese tiefe Erschöpfung, aber auch dieses herzlich wunderschöne Gefühl, geholfen haben zu dürfen. Vier dringende Meldungen konnte ich an unser Straßenteam weitergeben. Vier kleine Bausteine auf dem langen Weg, den wir fast jeden Tag gemeinsam gehen. Die Briefe, die ich eigentlich schreiben wollte, blieben nicht ungeschrieben und der Brennnesseltee, den ich mir heute unbedingt selbst pflücken wollte, blieb ein unerfüllter Plan – seit meiner Rückkehr aus Berlin war ich noch kein einziges Mal dazu gekommen.

Vielleicht schaffe ich es diese Woche. Vielleicht kennt ja jemand von euch jemanden, der selbstgemachten Brennnesseltee hat? Oder vielleicht macht ihr ihn sogar selbst und habt ein bisschen übrig? Das würde mir so viel Zeit sparen, Zeit, die ich / wir zusätzlich den Menschen widmen könnte, die unsere Hilfe dringend brauchen.

Trotz all der Hektik, all der Unruhe, bleibt doch ein kleiner Lichtblick. Am meisten gefreut hat es mich heute, dass ich einer kleinen Familie mit einem Lebensmittelgutschein helfen konnte. Solche Momente – sie hinterlassen Spuren in meinem Herzen.

Danke, dass ich helfen durfte.

Kleine Information:
Meine Oma machte immer Lindenblütentee und Brennesseltee selbst, letzteren muss ich aus gesundheitlichen Gründen trinken, was aber nicht schlimm ist, weil er ja lecker ist.
Ich mag mir nur keinen aus dem Laden kaufen, wenn unsere Natur so sehr viel davon in Angebot hat und dieser darüber hinaus tausendmal besser schmeckt.
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EHRENAMT BEI UNSICHTBAR e. V.
Das Ehrenamt bei UNSICHTBAR e. V. besteht nicht ausschließlich aus der Arbeit auf der Straße. Bring dich zum Beispiel in der Fahrzeugpflege mit ein, sortiere, packe und waschen und reinige regelmäßig unsere Fahrzeuge, denn auch das ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe.
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