Auf Meldung…

Holgers Meldetour

„Unsichtbar e. V., damit melde ich mich,“ und am anderen Ende des Telefons flüstert eine leise Stimme:

„Hallo… ich wollte eigentlich mit Holger sprechen.“
„Ist am Apparat,“ antworte ich.

„Komisch, du klingst anders“, sagt die Stimme zögernd.
„Ja, bin erkältet, meine Stimme hat sich verabschiedet,“ erkläre ich. „Aber erzähl, wie kann ich dir helfen?“

„Wir haben Hunger, mein Freund und ich. Aber wenn du krank bist, bleib besser zu Hause.“ Im Hintergrund höre ich ihn leise: „Wenn’s geht, bring eine Jacke mit.“
„Jetzt sei mal still“, zischt sie ihn an, und es wird wieder ruhig.

„Also gut“, sagt sie nach einem Moment. „Dann gute Besserung. Irgendwann sehen wir uns bestimmt mal wieder.“

Es ist kurz nach Mitternacht, und ich liege unter meiner warmen Decke. Doch die Worte lassen mir keine Ruhe. Mit meiner rauen Stimme sage ich ins Telefon, wo wir uns treffen und dass ich bald da bin. Keine Diskussion.

Ich ziehe mich aus der behaglichen Wärme heraus, verspreche der Decke, dass ich bald zurück bin, und mache mich auf den Weg. Jeder Kilometer fühlt sich zäh an, die Müdigkeit drückt schwer auf meine Augen. Diese Grippe hat mich wirklich mitgenommen und mir Kräfte gekostet.

Als ich schließlich ankomme, steht sie da, im T-Shirt bei 15 Grad, während er mich ansieht und fragt: „Warum kommst du überhaupt her? Wir sind doch nur zwei Obdachlose. Nicht wichtig.“

Ich schüttle den Kopf, schaue ihn an und sage: „Du redest Unsinn.“ Er grinst leicht, und wir verstehen uns wortlos.

Dann wendet sie sich mir zu, die Augen ernst und fragend. „Darf ich dich umarmen?“, fragt sie. Ich lehne ab, freundlich, und sie beginnt, immer wieder Danke zu sagen. „Du bist krank und kommst trotzdem zu uns. Das bedeutet mir so viel“, flüstert sie, während ihre Augen feucht werden.

Eine Stunde verbringe ich mit ihnen. Eine Begegnung, die mir wieder zeigt, warum dieses Ehrenamt so wichtig ist. Nicht nur wegen der Hilfe, die wir leisten, sondern wegen der Menschen, die oft übersehen werden. Letzte Nacht musste niemand frieren, niemand hungern. Letzte Nacht haben wir uns um sie gekümmert. Das ist, was zählt.

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EHRENAMT BEI UNSICHTBAR e. V.
Das Ehrenamt bei UNSICHTBAR e. V. besteht nicht ausschließlich aus der Arbeit auf der Straße. Bring dich zum Beispiel in der Fahrzeugpflege mit ein, sortiere, packe und waschen und reinige regelmäßig unsere Fahrzeuge, denn auch das ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe.
Werde Teil von etwas Großem – werde ein Teil von UNSICHTBAR e. V.“