Es macht was mit dir…

Holgers Meldetour

Tag x in Folge unterwegs, in der Nacht, um zu helfen. Irgendwann verliert man das Gefühl für Zeit, für Schmerz, für die eigene Erschöpfung. Doch das, was am meisten schmerzt, ist nicht die Müdigkeit, es sind die Geschichten. Diese Nächte draußen auf den Straßen, sie reißen an deinem Herzen, zerren an deiner Seele, bis du irgendwann spürst, dass es dich von innen heraus zerreißt.

Natürlich sind auch Teams draußen, sie bleiben nicht nur bis Mitternacht, sondern kämpfen sich durch die Stunden, bis der Morgen dämmert und unterstützen dabei auch mal ein bisschen zur Ruhe kommen zu können. Aber wenn du selbst unterwegs bist, allein in der Hitze, bei Regen, Schnee und auch Kälte, in der Dunkelheit, dann trifft es dich anders. Dann fühlst du das Leid dieser Menschen so nah, dass es dein eigenes Leid wird. Du weinst – nicht für sie, nicht für die Welt – du weinst allein, leise und verborgen in der Stille der Nacht.

Es sind nicht die Schläge, die blauen Flecken, die das Schlimmste sind, sondern die Art, wie die Menschen versuchen, ihr Elend zu verbergen. Eine Frau erzählt mir, wie es früher war, wie sie noch dachte, dass Worte reichen, um Wut zu kanalisieren. „Früher hat man sich beschimpft, wenn was war, heute bekommt man direkt in die Fresse,“ sagt sie, während sie das dunkle Auge unter ihrem Make-up kaum verbergen kann. Und doch, sie versucht zu lächeln, ein Lächeln, das nie wirklich ihre Lippen erreicht, weil die Realität zu schwer auf ihren Schultern lastet.

Diese Nächte, in denen du allein bist, machen was mit dir. Es verändert dich. Menschen – selbst Polizisten, die auf den Straßen unterwegs sind – fragen sich, ob ich noch alle beisammen habe, so allein in der Dunkelheit, zu verschiedenen Witterunen , inmitten dieser Hoffnungslosigkeit.

Aber für mich ist es das, was ich liebe. Nicht weil es leicht ist, nicht weil es sicher ist, sondern weil es mein Herz erfüllt, auch wenn es mich gleichzeitig zerstört und der Preis, den ich dafür zahle, ist hoch. Mein Privatleben? Das gibt es nicht. Eine Beziehung führen? Träum weiter – das funktioniert nicht. Einkaufen am Tag? No way, da schlafe ich. Und am Wochenende mal ein Bier trinken gehen? Vergiss es, da bin ich unterwegs, nicht um zu feiern, sondern um zu helfen.

Es ist kein Vorwurf an die Welt, kein Vorwurf an die Menschen, die mich schätzen, vielleicht ja auch lieben. Es ist ein Vorwurf an mich selbst, der doch irgendwie nicht trifft. Denn ich liebe das, was ich tue, so sehr, dass ich bereit bin, vieles was eigentlichso sehr wichtig ist, in den Schatten zu stellen. Meine Aufgabe in diesem Leben, das weiß ich tief in meinem Herzen, ist es, zu helfen. Selbstlos, immer dann, wenn es nötig ist.

Diese Nächte, sie formen mich. Sie machen aus mir den Menschen, der ich bin, werfen mich in eine Welt, die für viele unsichtbar bleibt. Sie zeigen mir jeden Tag, wie gut es all denen geht, die nicht auf der Straße leben müssen. Und sie geben mir eine weitere Aufgabe: Das, was ich sehe, in die Welt hinauszutragen. Damit die Dunkelheit, in der so viele Menschen leben, endlich sichtbar wird.

Denn niemand sollte in einer Welt leben, in der das Licht nie scheint. Niemand sollte im Dunkeln bleiben, vergessen von der Welt, nur weil sein Dach aus Sternen besteht und seine Türen aus dem eisigen Wind. Es ist unsere Verantwortung, das Licht in diese Dunkelheit zu bringen, auch wenn es nur ein kleines Flackern ist. Denn selbst das kleinste Licht kann die größte Dunkelheit durchbrechen.

Lern uns kennen, mach mit bei UNSICHTBAR e. V., und erlebe all das, worüber wir schreiben, hautnah. Werde ein Teil von UNSICHTBAR e. V.

Und keine Sorge! In der Nacht geht niemand allein auf die Straße – abgesehen von mir selbst. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn einem Mitglied aus meinem Team in der Dunkelheit etwas zustoßen würde.

Klingt verrückt aber bitte – was ist schon normal auf dieser Welt?

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EHRENAMT BEI UNSICHTBAR e. V.
Das Ehrenamt bei UNSICHTBAR e. V. besteht nicht ausschließlich aus der Arbeit auf der Straße. Bring dich zum Beispiel in der Fahrzeugpflege mit ein, sortiere, packe und waschen und reinige regelmäßig unsere Fahrzeuge, denn auch das ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe.
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