Karins erste Meldetour, Nacht 2

Karin schreibt…

Meine (Karin) 1. Meldetour – Nacht 2…

Kurz und gut: Nix los. Zumindest nicht in der Nacht.

Als ich heute den Kangoo zum Lager bringe, fahre ich an einem Polizeiwagen mit Blaulicht vorbei, registriere im Vorbeifahren die Szene: Ein Polizist, eine Polizistin, ein Mann => kurze Hosen, barfuß, T-Shirt. Es hat was von einem Krimi: Ein Fall für UNSICHTBAR e. V.! Leider keine TV-Produktion, sondern traurige Realität.

Ich wende, parke den Kangoo hinter dem Polizei-Fahrzeug und steige aus. Der Polizist: „Kann ich ihnen helfen?“ – Dasselbe wollte ich auch fragen. Ich stelle mich vor und die Polizistin antwortet: „Ja – ich habe Sie gesehen, als Sie vorbeifuhren, dachte, was für ein Zufall!“ – Sie kennt uns. Beide erzählen mir Näheres über die offenbar hilflose Person: Er hat eine Meldeadresse im Bergischen, ist dafür bekannt, dass er fußläufig über die Stadt hinaus auftaucht. Er weigert sich, in das Polizei-Fahrzeug einzusteigen, der Rettungsdienst ist bereits informiert. Er steht da, offensichtlich orientierungslos, starrt vor sich hin. Ein Bild des Jammers, das weh tut.

Ich bitte die beiden, sich bei uns zu melden, sobald er nachts auf der Straße auftaucht, unsere Kontaktdaten haben sie. Es ist viel Verkehr, es dauert, bis ich den Kangoo wieder wenden kann. Blaulicht und Martinshorn – der Rettungswagen trifft ein. Ich schaue zurück und hoffe, dass dieser Mensch einfach mal zur Ruhe kommt. Vielen Dank an die beiden von der Polizei für ihr Vertrauen.

Ich fahre weiter zum Lager, um den Kangoo gegen meinen Wagen auszutauschen und für den nächsten Einsatz zu packen. Ich finde eine Handtasche, durchsuche sie, finde eine Karte mit Vor- und Zunamen. Es ist die junge Frau, der wir vor 3 Tagen geholfen haben, die verwirrt durch die Stadt gelaufen ist. Sie hatte vermutlich die Handtasche auf den Schubladen des Kangoos deponiert und vergessen.

Der Kangoo ist gepackt. Ich fahre zur Polizei, erkläre, wer ich bin und wie ich zu der Tasche gekommen bin. Der Polizeibeamte recherchiert: Die Frau ist bekannt. Sie kann – solange keine Gefährdung oder eine medizinische Notfallindikation vorliegt – nicht eingewiesen werden. Der Fund der Tasche wird protokolliert, ich hoffe, dass die junge Frau in der Lage sein wird, sie abzuholen. Oder dass wir ihr helfen können, wie sie das bewerkstelligen kann.

Wir von UNSICHTBAR e. V. sind nachts unterwegs, um obdachlosen, hilfsbedürftigen Menschen zu helfen. Aber manchmal… zufällig… notfallmäßig… sind wir auch tagsüber da. Es gilt die Prämisse, zu helfen.

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EHRENAMT BEI UNSICHTBAR e. V.
Das Ehrenamt bei UNSICHTBAR e. V. besteht nicht ausschließlich aus der Arbeit auf der Straße. Bring dich zum Beispiel in der Fahrzeugpflege mit ein, sortiere, packe und waschen und reinige regelmäßig unsere Fahrzeuge, denn auch das ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe.
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