Kälte im Winter – Der letzte Atemzug – Exitus
Holger schreibt…
Wie jedes Jahr erzähle ich euch die verschiedenen Stufen, die ein Mensch durchmacht, bevor er an Kältetod verstirbt.
Dieses Jahr schreibe ich es jedoch vollkommen anders und hoffe das ich mit dieser Art dieses besonderes Thema noch mehr sensibiliesieren kann.
Kälte im Winter – der letzte Atemzug
Der Winterwind peitscht, so scharf wie Messer, durch die Straßen. Jede Böe schneidet wie eine Klinge in meine Haut. Es ist schwer zu beschreiben, wie sehr Kälte schmerzen kann. Man denkt anfangs noch, dass man sich daran gewöhnt, dass es irgendwann einfach nur betäubt, aber das stimmt nicht. Die Kälte dringt immer tiefer ein, bohrt sich unter die Haut, in die Muskeln, bis in die Knochen, und sie brennt wie Feuer.
Es wird Nacht, und die Dunkelheit legt sich schwer über alles. Es sind nur minus zwei Grad, nicht einmal besonders kalt für diese Jahreszeit, aber wenn du Stunden draußen verbringst, ohne Schutz, dann reicht das schon. Die nasse Kälte kriecht unter die Kleidung, dringt in jedes noch so kleine Loch in meinem Mantel, der nur ein dünner Schild gegen diese gnadenlose Winterwelt ist.
Ich versuche zu schlafen, doch es ist aussichtslos. Mein Körper rüttelt und zittert, er will sich wärmen, aber das Zittern raubt nur noch mehr Energie, die ich nicht mehr habe. Ich merke, dass meine Muskeln langsam schwer werden, die Erschöpfung greift um sich. Ab minus fünf Grad wird das Zittern langsamer, meine Glieder versteifen, und irgendwann, bei minus zehn Grad, scheint der Körper einfach aufzugeben, als wäre es ihm zu viel. Ein schauriger Frieden breitet sich in mir aus. Die Schmerzen lassen nach, und es wird still.
Der Schnee, der jetzt fällt, legt sich wie eine Decke über die Stadt und über mich. Die meisten Menschen denken, dass Kälte und Schnee einfach nur unangenehm sind. Aber wenn du hier draußen liegst, ohne einen Schutz, dann weißt du, dass diese Kälte töten kann. Die Kälte kriecht langsam bis zum Herzen. Alles wird taub. Es ist nicht einmal mehr das Bewusstsein über das eigene Leben, das mich jetzt begleitet, sondern eine eigenartige Gleichgültigkeit. Meine Gedanken verschwimmen, Worte, Erinnerungen – sie verlieren sich, werden brüchig und sind kaum noch greifbar. Ich kann fühlen, wie mein Herzschlag langsamer wird, wie mein Atem immer flacher geht.
Der Körper schaltet nach und nach ab. Die Hände spüre ich schon lange nicht mehr, die Zehen sind wie kleine, tote Blöcke, die nicht zu mir gehören. Ein Arzt würde sagen, dass die Körpertemperatur jetzt unter 30 Grad gefallen ist, und das Zittern ist schon lange verschwunden. Bei 25 Grad wird das Bewusstsein schwächer, und die Organe beginnen zu versagen. Ich frage mich, ob ich jemals hätte irgendwo ein Zuhause finden können, eine Wärme, die mich gerettet hätte. Diese Gedanken sind flüchtig, wie ein letzter Wunsch, und dann verblassen sie.
Alles wird so friedlich. Die Kälte umschließt mich ganz, wie eine sanfte Hand, die mich festhält und alles Leid einfach verschwinden lässt.
Exitus.
Die Körperkerntemperatur beträgt 37 Grad und ist lebenswichtig für Organ- und Stoffwechselfunktionen. Sinkt die Temperatur, verengen sich die Blutgefäße, um Wärme zu speichern. Ab 35 Grad tritt Unterkühlung ein: Der Körper zittert, um Wärme zu erzeugen. Bei 32 Grad versagen die Muskeln, Bewegung und klare Gedanken werden unmöglich. Ab 29,5 Grad wird das Großhirn abgeschaltet, Bewusstlosigkeit und Lebensgefahr setzen ein.
Schau hin und nicht weg – rette Leben – ruf Hilfe!
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