Meldung – und ein langes Gespräch
Holger schreibt…
Am Abend schrieb Andreas Rau (AIDS-Hilfe Hagen) uns eine Nachricht, in der es darum ging, dass er einen obdachlosen Menschen gesichtet hatte.
Gelesen habe ich die Nachtricht allerdings erst ca. 2 Stunden später, weil während die Nachricht bei uns einging, saß ich mit Rüdiger in Sprockhövel und hielt einen Vortrag.
Nachdem ich Rüdiger dann am frühen Abend nach Hause brachte, schenkte ich mir selbst eine kleine Pause.
Kurz mal Luft holen, für einen Moment oder die Beine hochladen, ein sekündchen die Nase ins Kissen stecken (letzteres ist sehr gefährlich) und dann so um kurz vor 00:00 Uhr brühte ich Wasser auf, füllte es in zwei Kannen, setzte mich ins Auto und tat das was ich so sehr liebe zu tun, tat das was uns eben so einzigartig macht, tat das was die Menschen da draußen auf der Straße so sehr an uns schätzen.
Wir fahren raus zu Zeiten, in den so ziemlich jeder schläft, ausser die – die arbeiten müssen oder eben wie wir ein Ehrenamt ausüben.
Da saß ich also und nahm Kurs auf die Meldeadresse, doch als ich ankam war niemand weit und breit zu sehen. Kurz noch ein Abstecher zur Polizei, um noch ein kleines Pläuschchen zu halten und dann gedanklich schon längst ins Bett.
Auf den Weg zu meinen Gedanken, beobachtete ich einen Sicherheitsbeamten, der einen mir nicht bekannten obdachlosen Herrn aus einer Bank zum gehen aufforderte.
Nicht das er ihn aus dem warmen Raum in die kalte Nacht schickte, machte mich etwas ärgerlich – nein das nicht, dass ist sein Job aber der Spruch, den er mir sagte:
„Pass auf der ist gerade über seine eigenen Beine gestolpert, der ist rotzevoll“
Genau dieser Satz hat mich wirklich geärgert.
Also, stellt euch vor ihr sitzt in einer Ecke, zwischen zwei Koffern, im Schneidersitz, hinter einem Geldautomaten und schlaft dann irgendwann ein….
Und dann etwas später werdet ihr aufgefordert sofort den Raum zu verlassen.
Kurze Rede – langer Sinn
Der Herr war sowas von nüchtern, das einzigste was ihn zum schwanken brachte war der Zustand, dass man nicht mal eben aus einem Schneidersitz, in dem man ne Stunde gesessen hat, aufsteht und direkt wie ne Prima Ballerina aufrecht stehen kann.
Diese scheiß Vorurteile diesen Menschen gegenüber, ich kann gar nicht sagen, wie sehr mich das immer wieder aufregt.
Danach kam er zu mir ans Auto, schlürfte den Kaffee, den er von mir bekam und erzählte mir ohne Punkt und Komma seine Geschichte.
Ich darf nicht sagen wie alt er ist aber unter die Kategorie jung viel er nicht mehr und da stand er und erzählte mir von seinen Kindern, die nichts mehr von ihm wissen wollen und warum er inhaftiert war und dies und das und jenes welches.
Die Zeit verging und irgendwann nach einer Stunde etwa, sagte ich ihm das ich weiter muss, er sich aber umbedingt bei uns melden soll, damit wir wissen, dass es ihm gut geht.
Ein offenes Ohr ist so sehr viel wert, es ist so sehr unglaublich wie gut es diesen Menschen tut, wenn man einfach nur zuhört.
Kurz drauf durfte ich noch in einem Polizeieinsatz mit nem Käffchen und einem Schlafsack aushelfen und dann noch ein Suppe und ein Wasser verteilen.
Und dann fuhr ich wieder nach Hause, durch den Wald, durch den ich auch gekommen bin – langsam so etwa 50km/h da wo 70km/h erlaubt sind und warum?Damit, wenn ein Reh, Wildschwein, Dachs, Minireh, Hase, Karnickel, Fuchs und was weiss ich, mir über den Weg hoppelt, ich rechtzeitig bremsen kann und diesen Waldwesen es ermöglichen kann, heile von A nach B zu kommen.
Gehört hier nicht hin?
Vielleicht, vielleicht aber auch nicht – irgendwie gehört doch alles dazu, selbst unsere Gedanken, unsere Schmerzen, unsere Tränen, unsere Träume, unsere Sehnsüchte, ob wir gut drauf sind oder ob wir schlecht drauf sind, ob wir Tieren den Weg frei machen oder dieses, jenes, welches – irgendwie gehört alles dazu, damit ihr – wenn wir über unsere Einsätze schreiben, immer irgendwie dabei seit.
Irgendwie eben, irgendwie…..
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EHRENAMT BEI UNSICHTBAR e. V.
Das Ehrenamt bei UNSICHTBAR e. V. besteht nicht ausschließlich aus der Arbeit auf der Straße. Bring dich zum Beispiel in der Fahrzeugpflege mit ein, sortiere, packe und waschen und reinige regelmäßig unsere Fahrzeuge, denn auch das ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe.
Werde Teil von etwas Großem – werde ein Teil von UNSICHTBAR e. V.“