Holgers Meldetour – die Ehrlichen und die Verlogenen…
Holger schreibt…
Warum ist das so, dass die – die ehrlich und offen sind, immer auf die Fresse bekommen, und die, die verlogen und widerwärtig mit Menschen umgehen, immer davonkommen?
Mein Bauchgefühl – für die einen ein Fluch, für die anderen ein Segen. Für mich ist es beides. Es hat eine fast unheimliche Trefferquote, besonders wenn es um Menschen geht. Die Unehrlichen, die Maskierten – bei denen schlägt es Alarm. Ich spüre sie schnell und halte mittlerweile Abstand. Es war nicht immer so, aber ich habe gelernt, mich selbst zu schützen. Und dann gibt es die anderen Momente, wenn mein Bauchgefühl mich einfach dazu bringt, ins Auto zu steigen und loszufahren. Ohne Plan, ohne Meldung. Genau an diesen Abenden darf ich dann zusätzlich helfen, noch mehr als sonst.
Zwei Terrinen Suppe und ein freundlicher Gruß, mehr bekamen sie nicht. Denn das ist genau das, was passiert, wenn Menschen tonnenweise Dinge auf die Straße bringen, ohne darüber nachzudenken, wie Hilfe tatsächlich aussieht. Vieles wird weggeschmissen, weil niemand Platz hat, um es aufzubewahren. Hilfe braucht nicht nur Herz, sondern auch Verstand. Und manchmal braucht sie ein klares Nein.
Sie sprach von den Ungerechtigkeiten dieser Welt. Davon, wie die Ehrlichen untergehen, während die Verlogenen davonkommen. Ich sah in ihren Augen, dass sie nicht zum ersten Mal über diese Ungleichheit nachdachte, und ich sah auch, dass sie sich freute, endlich jemanden gefunden zu haben, der sie ernst nahm.
Bevor ich sie zu einem sicheren Ort bringen konnte, wo sie geschützt war, bat sie mich, eine Spende für unseren Verein machen zu dürfen. „Wenn ich Ende des Monats etwas übrig habe, dann gebe ich euch etwas zurück,“ sagte sie mit ehrlicher Dankbarkeit. Ich schüttelte den Kopf und sagte ihr, sie solle das bitte nicht tun.
„Weißt du, was du stattdessen tun kannst?“ fragte ich. „Kauf dir etwas Schönes. Etwas, das dir Freude macht. Und dann trag diese Freude weiter. Lächel andere an, die noch nicht so weit sind wie du, und lass sie etwas von deiner Kraft spüren.“
Bevor wir uns verabschiedeten, versprach sie mir, es zu versuchen. Sie sollte mir schreiben, wenn es etwas zu berichten gab, und vielleicht würde ich bald eine Nachricht von ihr bekommen, in der mehr Stolz und mehr Freude steckt, als irgendeine Spende es jemals ausdrücken könnte.
Ich hätte viele Antworten für sie, denn auch ich stelle mir hin und wieder diese Frage. Aber eine Antwort von ihr bekam ich nicht. Vielleicht wird sie mir eines Tages mehr über ihre Sicht auf die Welt erzählen. Oder vielleicht auch nicht. Was ich weiß, ist, dass wir uns oft fragen, warum die Dinge so sind, wie sie sind. Vielleicht liegt die Antwort darin, dass die Welt nicht fair ist – und dass wir dennoch unser Bestes tun müssen, um es ein wenig besser zu machen.
EHRENAMT BEI UNSICHTBAR e. V.
Das Ehrenamt bei UNSICHTBAR e. V. besteht nicht ausschließlich aus der Arbeit auf der Straße. Bring dich zum Beispiel in der Fahrzeugpflege mit ein, sortiere, packe und waschen und reinige regelmäßig unsere Fahrzeuge, denn auch das ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe.
Werde Teil von etwas Großem – werde ein Teil von UNSICHTBAR e. V.“