Ich muss mir unbedingt neue Taschentücher kaufen

Holger schreibt…

Ich muss mir unbedingt neue Taschentücher kaufen. Ich wusste ja, dass ich nah am Wasser gebaut bin, aber dass ich mittlerweile bei allem, was mich auch nur ansatzweise berührt, sofort in Tränen ausbreche – das ist wirklich nicht normal. Romantische Kinofilme sind für mich gestrichen; da würde ich vermutlich den ganzen Saal zusammenheulen.

Heute waren Rüdiger und ich, wie schon in jedem Jahr zu Weihnachten, in der Georg-Müller-Grundschule in Gevelsberg. Wieder haben die vielen wundervollen Kids zu einem Flohmarkt all das Spielzeug verkauft, mit dem sie nicht mehr spielten oder was sie nicht mehr wollten. Sie brachten all diese Spielzeuge in die Schule zu einem riesigen Flohmarkt und verkauften das, was sonst bergeweise in Kinderzimmern herumliegt – mit dem einzigen Grund: Spendengelder zu ermöglichen, um denen zu helfen, die auf der Straße leben, all denen, zu denen wir in der Nacht fahren, um ihnen zu helfen.

Schon im Voraus wurde mit ihnen gesprochen über das, was wir machen, wie wir arbeiten und wieso wir das machen. Sie sollten sich Fragen einfallen lassen, denn bevor die Spende übergeben wurde, saßen all die Kinder, die heute vor uns saßen, so sehr bei der Sache, dass ich teilweise – außer mit meiner Müdigkeit – zudem auch noch mit meinen Tränen kämpfen musste, weil diese vielen kleinen Augen all das ausstrahlten, was ich bei erwachsenen Menschen immer mehr vermisse. Finn, einer von ihnen, gab mir 50 Cent und strahlte dabei über beide Ohren. Später sorgte er dann noch dafür, dass wir einen weiteren Euro bekamen. Er stellte sich vor uns, riss seine Augen auf, schaute uns an und sagte: „Ich weiß, wo das Geld hinkommt, und ich weiß, wie wichtig es ist, dass ihr das bekommen habt. Ich weiß, das ist so sehr wichtig, und niemand dieser Menschen auf der Straße soll traurig sein.“

Ihre Fragen waren alle sehr rührend und wissbegierig, bis hin zu einer Frage, die mich tief berührt hat. Darauf möchte ich aber nicht näher eingehen, da sie zu persönlich ist und vielleicht von jemandem gelesen wird, der sich angesprochen fühlen könnte, obwohl er es nicht sollte.

Hey, Finn ist acht, vielleicht neun Jahre alt. Das ist ein Kind, das sein Herz auf der Zunge trägt, das sagt, was es denkt, das, wenn es spricht, mit so viel Power und Überzeugung dabei ist. Ich sitze hier und habe Pipi in den Augen, wenn ich an den Moment denke. Wieviel Kraft dieses Kind in sich trägt und wieviel Kraft es bereit ist, weiterzugeben. Ich bin – und Rüdiger, da bin ich mir sehr sicher – absolut begeistert von all denen, die hier mitgewirkt haben, und ganz besonders von Finn, der all die Herzen all der Kinder zusammen auf irgendeine magische Art und Weise auf uns übertragen hat.

Wenn wir nur noch mehr solche Kinder wie Finn auf diesem Planeten hätten, ich glaube, es würde vieles anders sein.
Wir möchten uns bei all den Lehrern bedanken für diese besondere, wieder einmal wirklich wundervolle Aktion. Wir wollen uns bei all den wundervollen Kindern bedanken, und wir wollen uns bei all den Eltern bedanken, dass ihr so wundervolle Kinder habt.

Wir möchten Danke für 2150,00 Euro sagen.

Wirklich herzlichen Dank, danke, danke, danke und auch ein Danke an Rüdiger, der mich begleitet hat und mit mir zusammen auf der Bühne den Vortrag gerockt hat. Vielen Dank dafür.