Der 5. Dezember 2014: Ein Tag voller Spuren

Der 5. Dezember 2014: Ein Tag voller Spuren

Der 5. Dezember 2014 war ein Freitag, der 338. Tag des Jahres. Es war ein Tag, an dem sich in der Welt vieles ereignete. In Moskau ging damals ein heiß diskutierter Klimagipfel zu Ende. In New York gab es Proteste gegen Polizeigewalt, und im Weltraum bereitete die NASA den erfolgreichen Testflug der Raumkapsel Orion vor – ein Projekt, das einst neue Horizonte für die Menschheit versprach. Doch abseits der Schlagzeilen war es für mich persönlich ein Tag, der mein Leben und das vieler anderer Menschen in eine Richtung lenken sollte, die ich bis heute nicht mehr verlassen habe.

Es war kalt in Deutschland, richtig kalt. Eine klirrende Kälte hatte das Land im Griff, feuchte Böden und eisiger Wind machten jede Bewegung draußen zur Herausforderung. An diesem Tag zog es mich nach Essen, in die Straßen, auf denen Menschen lebten, die keinen Ort hatten, um sich vor dieser Witterung zu schützen. Es war ein Zufall, der alles ins Rollen brachte – oder war es Schicksal?

Der Gedanke, der alles veränderte

Ein paar Tage vor diesem 5. Dezember hatte ich einen Spaziergang mit meinem Labrador Ben gemacht. Ein treuer Gefährte, der mich mit seiner Lebensfreude oft an das erinnerte, was im Leben wirklich zählt. Doch an diesem Tag zog es ihn nicht hinaus. Es war zu kalt. Und als wir es uns in der Wärme bequem machten, kam der Gedanke: Was ist mit denen, die nicht in die Wärme zurückkehren können?

Die Frage ließ mich nicht mehr los. Ich wollte sehen, wollte wissen, was es bedeutet, so zu leben. Was Menschen dazu bringt, im Winter auf kaltem Asphalt zu sitzen, während die Welt um sie herum in Eile und Gleichgültigkeit vorbeizieht.

Die Geburt von UNSICHTBAR

Dieser Tag, dieser Gedanke, war der Beginn von etwas, das sich heute kaum in Worte fassen lässt. Am 5. Dezember 2014 hatte ich noch keine Ahnung, dass aus dieser Frage eine Bewegung entstehen würde – ein Verein, der sich heute für die einsetzt, die oft vergessen werden. UNSICHTBAR e. V. wurde später, 2015, gegründet, aber der Samen wurde an jenem eisigen Tag gepflanzt.

Seitdem ist viel passiert. Menschen kamen und gingen. Manche blieben uns treu, andere hinterließen einen bitteren Nachgeschmack. Es gab Lacher, Tränen, Fehler und Neuanfänge. Manche trugen das Herz am rechten Fleck, andere nutzten Momente der Schwäche aus, um ihr wahres Gesicht zu zeigen. Aber das ist der Lauf der Dinge.

Loyalität, Liebe und der lange Weg

Was bleibt, sind die, die immer da waren – Menschen, die den Verein wie ein Baby wachsen ließen, mit Liebe und Geduld, ohne Druck und falsche Eile. Fehler gehören dazu. Ohne sie wäre UNSICHTBAR nicht, was es heute ist: eine Bewegung, ein Licht in der Dunkelheit.

Und ja, manchmal muss man einen Schritt zurückgehen, um Anlauf zu nehmen. Denn nicht jede Tür lässt sich ohne Kraft öffnen. Ich bin unendlich dankbar für diejenigen, die bei uns geblieben sind – die lachen, weinen, kämpfen, scheitern und wieder aufstehen.

Die Lektionen aus 10 Jahren

Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Zehn Jahre, in denen ich Geschichten hörte, die meine Seele bewegten. Geschichten von Verlust, Verzweiflung, aber auch von Hoffnung und Triumph. Und obwohl ich tausende Geschichten kenne, weiß ich heute noch immer nicht, warum Menschen im Winter auf kaltem Boden sitzen. Vielleicht liegt die Antwort irgendwo zwischen Angst und Selbstschutz, in einer Welt, die nicht immer freundlich ist.

Aber wir sind nicht da, um Fragen zu stellen, sondern um zu helfen. Unsichtbar, aber präsent. Wir geben, was wir können, und machen den Moment ein kleines Stück heller.

Ein Blick nach vorn

Was UNSICHTBAR zum Zehnjährigen plant? Ihr werdet staunen, das verspreche ich. Aber heute denke ich zurück – an Menschen, die kamen, gingen, starben, sich verloren oder wiederfanden. Und an meinen Labrador, meinem Baby, Ben, dessen unschuldiger Blick mich zu dieser Reise inspiriert hat. Er ist nicht mehr hier, aber sein Geist lebt in dem weiter, was wir tun.
Mein Versprechen an meine Großmutter, Gutes zu tun, werde ich niemals aufgeben. Und jedes Mal, wenn eine gute Tat entsteht, blicke ich in den Himmel, sehe, wie mein Vater neben meiner Oma sitzt, dazwischen kuschelt Ben – und alle sind irgendwie ein bisschen stolz auf mich.

Bleiben wir bei den Engeln. Bleiben wir denen treu, die uns treu geblieben sind. Und helfen wir denen, die keine Bleibe haben, ein Zuhause in der Welt zu finden – auch wenn es nur für einen Augenblick ist. Denn am Ende sind es die Engel, die das Herz der Welt schlagen lassen.

05.12.2014 – ein Tag, ein Gedanke, ein Anfang.