Es wird kalt, auch in Ennepetal
Ennepetal, 01.12.2017
Bereits am Donnerstag wurden wir darüber informiert, dass in Ennepetal ein obdachloser Mann in der Kälte saß – er wurde dort mit Suppe und Kaffee versorgt. Danke an die, die ihm diese Sachen gebracht hatten.
Gestern dann irgendwann um 22:00 Uhr herum, wurden wir erneut darüber informiert das der Herr auf einer Bank vor einer Bank saß und der Kälte ausgesetzt war.
Claudia Peppmöller und ich nahmen uns einen TOM (Tasche für obdachlose Menschen) und einen Schlafsack und fuhren nach Ennepetal.
Dort angekommen, erzählte uns der Herr, dass er bis vor etwa einer halben Stunde im Gebäude der Bank – Schutz vor der Kälte gesucht hätte, jedoch dort wegmusste, weil es verboten sei, dort zu schlafen.
Als wir mit ihm redeten, wollte er einen Schritt gehen, weil es ihm sehr kalt war und eine Sekunde später, viel er aus dem Stand ungebremst auf den harten Boden.
Ob er verletzt sei, wusste er im ersten Moment gar nicht was er sagen sollte, auch die eigentliche Kommunikation viel sehr schwer, weil er nur ganz wenig deutsch sprach, sondern nur seine Muttersprache polnisch.
Ein Versuch – jemanden zu finden der polnisch kann, blieb erfolglos.
Dann riefen wir die Einsatzstelle der Feuerwehr an. An dieser Stelle unseren herzlichen Dank, an die Person, mit der wir sprachen. Der Kontakt war wirklich sehr freundlich und man merkte deutlich, dass sich Gedanken gemacht wurde und versucht wurde schon am Telefon, eine Lösung, für seine Situation zu finden.
Nach wenigen Augenblicken traf dann ein RTW ein, die beiden Rettungssanitäter, waren ebenfalls sehr freundlich und sprachen mit dem Mann, jedoch eben auch so wie wir es versuchten.
Seine Vitalwerte und auch sein körperlicher Zustand nach dem Fall, wiesen jedoch keine Verletzungen auf, so dass eine Aufnahme in einem Krankenhaus eine Möglichkeit gewesen wäre, zu mindestens für eine Nacht, etwas Warmes zu finden.
Die Rettungssanitäter, fuhren dann aber jedoch nicht sofort wieder weg, sondern machten sich genauso wie wir auch Sorgen und blieben erst einmal vor Ort und telefonierten mit ihrer Leitstelle und versuchten wirklich alles um eine Lösung zu finden.
Dann stellte sich heraus, dass die Stadt ihm ein Zimmer in Oberbauer zur Verfügung gestellt hatte, in dem er – so sagte er im gebrochenen Deutsch – aber Angst hätte zu schlafen, weil er dort bedroht und beklaut werden würde auch habe man ihn dort schon geschlagen, um an seine wenigen Habseligkeiten zu gelangen – deshalb sei er dort weg.
Eine verzwickte Situation, die als einzigen Lösungsweg, damit dieser Herr nicht weiter frieren müsse, die Möglichkeit in Oberbauer auf den Plan rief.
Die Besatzung des RTW`s forderten dafür dann eine Polizeistreife an, die diesen Menschen dort hinbringen sollten, welche jedoch aber in der Zeit – etwas 2 Stunden nach dem Anruf, nicht eingetroffen war.
Irgendwann wagte er es sich dann wieder zurück in die Bank zu gehen, setzte sich dort hin und schlief irgendwann aus lauter Erschöpfung ein.
Wir blieben noch eine Weile – in der leider auch nichts geschah und als wir uns ziemlich sicher waren, dass er nun eingeschlafen war, fuhren wir dann auch nach Hause.
Das Problem an der ganzen Sache ist nun einfach die.
Die Bank ist auch nachts sehr stark besucht, wie wir erfahren konnten und immer wieder machen sich Menschen, verständlicherweise Sorgen um den Herrn und benachrichtigen die Behörden.
Diese wiederum befördern den Herrn dann raus auf die Straße, wo er dann frieren muss und wir dann wieder gerufen werden oder auch erneut der RTW und alles wieder von vorne beginnt.
Eine Lösung ist derzeit nicht in Sicht – leider.
An dieser Stelle nochmal herzlichen Dank an die Einsatzkräfte die helfen wollten und sich wirklich Mühe gegeben haben, irgendeine Möglichkeit zu finden, diesem Mann zu helfen und auch selber sagten, wenn es noch kälter werden würde und der Herr weitere Nächte draußen schlafen würde, es in Ennepetal, den ersten Kältetoten geben würde.
Die Stadt hat alles getan, um diesen Menschen zu helfen – leider aber einen Platz gefunden, in dem es wie in vielen anderen Unterkünften, ziemlich böse zur Sache geht.
Die Einsatzkräfte der Feuerwehr, haben zudem wirklich sehr viel Herz und Mitgefühl gezeigt, sowie auch der telefonische Kontakt, der Feuerwehr.
Über die anderen Einsatzkräfte, die wir nicht zu Gesicht bekommen haben, können wir an dieser Stelle nichts sagen, weil wir sie eben nicht gesehen haben.
Wir bleiben dran.