Kein Mensch muss auf der Straße leben? – FALSCH!
Holger schreibt…
Warum der Satz „Kein Mensch muss auf der Straße leben“ falsch, verletzend und ignorant ist
Es ist ein Satz, der uns alle aufregt: „Kein Mensch muss auf der Straße leben.“ Er klingt harmlos, fast wie ein wohlgemeinter Appell an Eigenverantwortung. Doch wer diesen Satz ausspricht, zeigt vor allem eins: tiefe Unkenntnis der Realität und eine entwaffnende Ignoranz.
Wir hören ihn ständig – in Talkshows, Kommentaren und von Menschen, die mit einer Mischung aus Gleichgültigkeit und Überheblichkeit durch die Welt gehen. Doch was macht diese Floskel so schrecklich? Sie tut genau das, was wir am wenigsten brauchen: die Realität obdachloser Menschen leugnen und komplexe Probleme auf einfache Lösungen reduzieren.
Eine realitätsferne Illusion
Der Satz suggeriert, dass Obdachlosigkeit eine Entscheidung ist, ein Zustand, der sich leicht vermeiden oder überwinden ließe, wenn die betroffenen Menschen nur „richtig“ handeln würden. Das ist falsch. Die Wirklichkeit sieht anders aus: Obdachlosigkeit ist keine einfache Wahl. Sie ist das Ergebnis von struktureller Benachteiligung, sozialem Versagen und individuellen Schicksalsschlägen. Sie ist oft das letzte Kapitel einer Reihe von Ereignissen, die ein Mensch alleine nicht verhindern kann.
Die wahren Gründe – eine lange, schmerzhafte Liste
[1000 Gründe warum Menschen auf der Straße leben]
Arbeitslosigkeit, Armut, Alkoholismus, Drogensucht, Verlust des Arbeitsplatzes, Überschuldung, Mietschulden, Zwangsräumung, psychische Erkrankungen, Depressionen, Schizophrenie, bipolare Störung, fehlendes soziales Netzwerk, Scheidung, Trennung, Verlust von Familienangehörigen, Tod des Partners, Verlust des Kindes, Flucht vor häuslicher Gewalt, Missbrauch in der Familie, Vernachlässigung, familiäre Konflikte, toxische Beziehungen, Streit mit den Eltern, Ablehnung durch die Familie, Jugendhilfe-Versagen, Pflegekinder ohne Anschluss, fehlende soziale Unterstützung, fehlender Zugang zu Bildung, niedriger Bildungsgrad, fehlende Berufsausbildung, keine beruflichen Perspektiven, Diskriminierung am Arbeitsmarkt, ethnische Diskriminierung, Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung, Diskriminierung aufgrund der Religion, Kriminalisierung, Vorstrafen, Gefängnisaufenthalt, Stigmatisierung, gesellschaftliche Ausgrenzung, gesellschaftlicher Druck, Isolation, Flucht vor Gewalt, sexuelle Übergriffe in der Kindheit, Traumatisierung, posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), fehlende Traumatherapie, Ablehnung durch das soziale Umfeld, Mobbing, physische Krankheiten, chronische Krankheiten, Behinderung, Pflegebedürftigkeit, fehlende Gesundheitsversorgung, hohe Gesundheitskosten, Scheitern der sozialen Sicherungssysteme, zu geringe Sozialleistungen, Hartz-IV-Abhängigkeit, Sanktionen durch Jobcenter, Bürokratische Hürden, Verlust von Papieren, Identitätsverlust, Obdachlosigkeitserfahrungen in der Kindheit, Gewalterfahrungen, schlechte Erfahrungen in Notunterkünften, Angst vor Heimen, mangelnde Akzeptanz in Unterkünften, Platzmangel in Notunterkünften, Angst vor Diebstahl in Unterkünften, Angst vor Gewalt in Unterkünften, Angst vor Übergriffen in Notunterkünften, fehlendes Vertrauen in Hilfsangebote, Misstrauen gegenüber Behörden, mangelndes Angebot an sozialem Wohnungsbau, Gentrifizierung, steigende Mietpreise, unzureichende Wohnungsangebote, Wohnungsmangel, Verdrängung aus dem Stadtteil, Flucht vor Krieg, Flucht vor Verfolgung, Flüchtlingsstatus, Asylsuchende ohne Perspektive, abgelehnte Asylanträge, Wohnsitzauflagen, fehlender Zugang zum Wohnungsmarkt, fehlende finanzielle Mittel, keine Unterstützung durch die Familie, Verlust des sozialen Status, Angst vor Autoritäten, fehlende rechtliche Beratung, keine Perspektive, Hoffnungslosigkeit, Resignation, mangelndes Selbstwertgefühl, soziale Phobie, introvertiertes Wesen, Desillusionierung, fehlendes Vertrauen in die Gesellschaft, Überforderung mit bürokratischen Anforderungen, verpasste Chancen, gescheiterte Existenzen, Zwangsheirat, Flucht vor Zwangsheirat, kulturelle Konflikte, Diskriminierung aufgrund der Herkunft, Diskriminierung aufgrund des Aussehens, schlechte Erfahrungen mit Behörden, systemische Benachteiligung, fehlende Sprachkenntnisse, keine Integration, Kulturkonflikte, Flüchtlingserfahrung, Asylablehnung, Kriegsflüchtlinge, politische Verfolgung, Verlust der Heimat, Verlust des Eigentums, Naturkatastrophen, Klimawandel, Umweltkatastrophen, Landvertreibung, Korruption, staatliche Willkür, Diktatur, politisches Versagen, gescheiterte Integration, illegaler Aufenthalt, Migration, Verstoß gegen Aufenthaltsgesetze, Abhängigkeit von Drogen, Drogenmissbrauch, Alkoholmissbrauch, Spielsucht, Medikamentenabhängigkeit, Medikamentenmissbrauch, Schulden durch Spielsucht, Verlust der Selbstkontrolle, keine Rehabilitationsangebote, mangelnde Rückfallprävention, fehlender Zugang zu Therapie, keine Entzugsmöglichkeiten, Abbruch von Entzugstherapien, Rückfälle, Kriminalität zur Finanzierung der Sucht, Verarmung durch Sucht, Verschuldung durch Sucht, keine Perspektiven im Leben, Mangel an Lebensfreude, Suizidgedanken, Verlust des Lebenssinns, aufgegebene Hoffnung, mangelnde staatliche Unterstützung, Sparmaßnahmen im Sozialbereich, unzureichende Sozialpolitik, fehlende Präventionsmaßnahmen, Einsamkeit, Isolation, soziale Exklusion, fehlendes Mitgefühl, gesellschaftliche Kälte, Mangel an Verständnis, gesellschaftliche Ignoranz, Individualisierung der Gesellschaft, fehlender sozialer Zusammenhalt, politische Entscheidungen gegen sozial Schwache, fehlender Zugang zu Rechtsbeistand, Ohnmachtsgefühl gegenüber der Gesellschaft, fehlender Zugang zu sicheren Unterkünften, Angst vor Ansteckung in Notunterkünften, pandemiebedingte Obdachlosigkeit, wirtschaftliche Krisen, Pandemieauswirkungen, Wirtschaftskrise, Arbeitsmarktkrise, Verlust von Arbeitsplätzen, Insolvenz, Konkurs, wirtschaftliche Unsicherheit, kein Krisenmanagement, fehlende familiäre Unterstützung, verlassene Kinder, vernachlässigte Jugendliche, obdachlose Jugendliche, Jugendobdachlosigkeit, Diskriminierung als LGBTQ+, Transphobie, Homophobie, fehlender Schutz für LGBTQ+ in Notunterkünften, fehlende Schutzräume für vulnerable Gruppen, unsichere Unterkünfte, keine Privatsphäre in Notunterkünften, fehlende Sanitäranlagen, Hunger, Mangelernährung, fehlende Hygiene, keine Möglichkeiten zur Körperpflege, gesundheitliche Probleme durch Obdachlosigkeit, Erfrierungen, mangelnde Kleidung, keine finanzielle Absicherung, fehlender Zugang zu Sozialhilfe, fehlender Zugang zu Sozialwohnungen, Mangel an bezahlbarem Wohnraum, fehlende Inklusion, keine Anlaufstellen für Hilfesuchende, fehlende mobile Hilfsangebote, kein Zugang zu Notrufsystemen, Verzweiflung, Verlust von Identität, gesellschaftlicher Abstieg, Obdachlosigkeit in Folge von Migration, kulturelle Entwurzelung, Traumata aus Fluchterfahrungen, wirtschaftliche Ausgrenzung, Mangel an Teilhabe, …
Wer jetzt immer noch sagt, „Kein Mensch muss auf der Straße leben“, blendet all das aus. Es ist ein Spruch, der bequem aus einer sicheren Wohnung oder einem warmen Büro geäußert wird – ohne die geringste Ahnung, was es bedeutet, jeden Tag ums Überleben zu kämpfen. Diese Ignoranz ist nicht nur beleidigend, sie ist grausam. Sie tut so, als gäbe es keine strukturellen Probleme, keine Schicksalsschläge und keinen Schmerz.
Unsere Geduld ist am Ende
Wir sind es leid, immer wieder dieselben Diskussionen führen zu müssen. Wir sind es leid, uns rechtfertigen zu müssen, warum Menschen auf der Straße leben. Und wir sind es leid, dass einfache, menschenverachtende Aussagen wie diese immer noch salonfähig sind. Der Satz „Kein Mensch muss auf der Straße leben“ ist nichts anderes als eine billige Rechtfertigung dafür, wegzuschauen und sich keine Gedanken zu machen.
Was wirklich hilft
Anstatt solche Sätze zu wiederholen, könnte man sich fragen: Wie kann ich helfen? Es geht darum, zuzuhören, Empathie zu zeigen und das System zu hinterfragen, das Menschen im Stich lässt. Die Lösung ist nicht einfach, aber eines ist klar: Ignoranz war noch nie ein Teil davon.
Hört endlich auf, diesen Satz zu sagen. Wir können und wollen ihn nicht mehr hören.