Die Welt retten und so…

Holgers Meldetour

Nein, ich stand nicht schon wieder an einer der Tankstellen, an denen ich immer stehe, nach denen ich mittlerweile auch gefragt werde, ob ich schon wieder da stand?Nö tat ich nicht aber tatsächlich war es gerade noch fast kurz vorm Dunkelwerden, jetzt ist es bereits 4 Uhr, wo ich wieder einmal unterwegs bin, um die Welt zu retten und der Tag wurde zur Nacht.

– Boahr was schreiben ich denn hier – sorry wenn es ein bisschen wirr warr ist aber ich bin richtig richtig müde. –

Und ob ich müde bin oder nicht, ich kann sie trotzdem nicht retten, diese Welt. Würde ich es können, müsste ich mich ernsthaft fragen, ob ich das wollen würde. Ein bisschen besser machen wäre auch schon ok, und in die ein oder andere kaputte Birne einen neuen Glimmstengel stecken, damit es dann da auch wieder leuchtet, wäre dann auch noch drin.

Irgendwann heute Nacht wurde ich dann wieder einmal gerufen, um in einem Stadtteil von Hagen zu helfen. Doch auch wenn ich meinen Kopf beinahe im Kreis gedreht hatte, zu finden war niemand. Also habe ich den Anker gelichtet und mich in Richtung Bett gemacht, als mir dann an einer Haltestelle noch ein Herr auffiel, der nur mit einer dünnen Decke bedeckt war.

Wusstet ihr das man bei Temperaturen bis +10 Grad erfrieren kann?

Also Anker wieder raus, anhalten und, nee, doch weiterfahren, denn in dem Augenblick kam ein scheinbar etwas verwirrter Herr auf mich zu, der nicht die Welt retten wollte, aber dachte, ihm gehöre diese, und mich daran hinderte, dem sitzenden Herrn zu helfen. Da waren richtig Aggression im Spiel – vielleicht nicht direkt gegen mich, eher er mit sich selbst, gegen sich selbst aber trotzdem ausreichend dafür, die Polizei mal anzurufen.

Nun denn, wozu sind Freunde da, dachte ich mir und rief dann auch dort an. Es ist schön zu wissen, dass sich die Zusammenarbeit mit der Polizei ein bisschen wie Freundschaft anfühlt. Nicht lange gewartet, kamen sie dann auch schon, und während sie sich mit dem Welteroberer unterhielten, durfte ich dann das tun, was ich liebe zu tun – helfen.

Und das war hier auch wirklich wichtig. Beim Aussteigen schnappte ich mir einen Schlafsack und ging zu dem Herrn hin, der zitternd vor mir saß. „Steh bitte kurz auf“, sagte ich. Ich legte ihm den Schlafsack um, und er munkelte sich unmittelbar hinein. Eine Terrine und einen Kaffee gab es zum Aufwärmen dann auch noch obendrauf.

Auf dem Nachhauseweg ging mir dann für einen kurzen Augenblick durch den Kopf, dass uns in der Nacht ja wirklich niemand sieht. Niemand sieht, was wir da draußen leisten, niemand, der das nicht weiß, kann sich auch nur im Ansatz vorstellen, was da draußen mit uns passiert, was wir jede Nacht mit nach Hause nehmen, was für Fragen uns begleiten, was für Augenblicke wir erlebt haben und was all das mit uns macht – ich glaube, niemand, der das nicht selbst irgendwann getan hat, zu dieser Zeit an der Endstation der Gesellschaft zu arbeiten, wird sich von dem, was wir berichten, auch nur ein Quäntchen vorstellen können.

Umso wichtiger, weil wir eben in der Nacht, in der es sich immer wieder beweist, dass es richtig und echt gut ist, da zu sein, wenn sonst niemand da ist. Umso wichtiger ist es, dass ihr unsere Beiträge immer wieder teilt, damit noch mehr Menschen auf uns aufmerksam werden, damit noch mehr Menschen die Augen öffnen, wenn wir darüber berichten, wie die Welt aussieht, wenn dann der Glimmstengel doch nicht ersetzt werden konnte und die Welt für den ein oder anderen Menschen dunkel bleibt.

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