Diese Nacht hat was mit mir gemacht…

Holgers Meldetour

Uns gibt es jetzt seit fast 10 Jahren und unser einst erstelltes Konzept wurde mit den Jahren immer und immer wieder verbessert, bis zum heutigen Tag, an dem Wohlfahrtsunternehmen und Städte sehr gerne mit uns zusammenarbeiten, weil unser Konzept genau richtig ausgerichtet ist.

Und dann fahre ich zu einer Meldung, zu einem Menschen, der sichtlich verwirrt ist, und zwei Personen, die ihm erlaubt haben, sich in der Gartenhütte aufzuwärmen, in die er kurz zuvor eingedrungen ist.

Das nenne ich menschlich, da steckt Charakter hinter – Glückwunsch.

Er weiß nicht wohin, ich zeige ihm einen Weg, er geht den, der durch den Wald führt. Ich, wir, zeigen ihm, wo es besser ist. Er will durch den Wald. Wir – ja, wir haben keine Chance. Er nimmt den Weg durch den Wald.

Einer der beiden sagt, dass der Mensch wohl sehr nachdenklich war. Ich sage, er war tieftraurig – hätte man ganz genau hingehört, hätte man seinen Seelenschmerz laut schreien hören können und man hätte ganze Wasserfälle fließen sehen – er geht den anderen Weg und verschwindet im Wald.
Danach will ich nach Hause, denke über den Tag nach, über die Gespräche, die mich scheinbar angreifbar gemacht haben, denn ich fühle mich nach diesem Erlebnis nicht gut, nehme mir alles sehr zu Herzen, viel zu sehr als sonst – da hat etwas mit mir etwas gemacht, was ich vermeiden sollte, dass es mit mir macht.

Nicht, dass Angreifbarsein und Gefühle wecken und das Mitleiden unbedingt etwas Schlechtes sind, aber wir müssen mit unseren Reserven sparsam umgehen. Und wenn so eine „Kleinigkeit“ schon jetzt so viel mit mir macht – mein lieber Herr Gesangsverein, was soll dann nur im Winter noch mit dem Seelenschiff passieren?

Ich bekomme den nächsten Anruf, vier Leuten ist kalt und sie haben Hunger. Ich habe nur den Meldewagen dabei, kaum noch etwas, aber das, was ich habe, soll letztendlich reichen, um die Mägen zu füllen, Wärme zu schenken und etwas Süßes zu verteilen.

„Passt auf euch auf“, sage ich, „und wenn ich wiederkomme und einer von euch nicht da ist, dann zählt als Argument ausnahmslos, dass eine Wohnung gefunden wurde…“

„Ja, oder tot“, bekomme ich als Antwort.

Diese Nacht hat etwas mit mir gemacht – ich kann es nicht erklären – aber eins weiß ich: Mit fröhlich sein hat es nichts zu tun.
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