„Nicht unsere Baustelle“

Holgers Meldetour

So wie der Himmel auf dem Bild, so muss der Herr, der heute mit dem Rücken auf dem Bordstein schlief, die Welt von unten gesehen haben – wenn er denn irgendwie die Augen aufbekommen hätte.

Mein Tag:
09:00 Uhr aufstehen
11:00 Uhr UNSICHTBAR Besprechung
13:00 Uhr Büroarbeit
15:00 Kleines Schläfchen
18:30 Uhr: Sponsorentreffen RW Rüggeberg
20:30 Uhr: Bea nach Hause bringen, anschließend mit ihr zusammen Bürokram und Bestellungen machen
23:50 Uhr: Nach Hause fahren, die Bauchschmerzen werden auch nicht weniger
00:00 Uhr: Das Telefon klingelt – eine Meldung.
Also fuhr ich zu der Person, die sich eigentlich recht wohl fühlte, sich dann aber auch über einen Kaffee freute.
Jetzt nach Hause…
Ätschi Bätsch – war wohl nichts!
Ein Herr stand winkend an der Straße und hätte gerne eine Terrine gehabt. Im Augenwinkel sah ich eine Person auf dem Bürgersteig liegen und fragte, was denn mit ihm wäre.
„Der gehört nicht zu uns“, kam als Antwort – also ist das auch nicht eure Baustelle.
Das sehe ich anders, und nachdem ich den Wagen relativ ordentlich abgestellt hatte, ging ich zu der Person hin.
Auch nach mehrmaligem Rütteln und Schütteln kam keine Reaktion. Die Atmung war, so fand ich, jetzt auch nicht so prickelnd, und dieses Zeug, das an seinen Mundwinkeln trocken herausquoll, schien da auch nicht hinzugehören.
Tja, bin ja kein Arzt – also einen rufen. Und während ich auf das große rote Auto wartete, das den Himmel blau färbt, musste ich schon wieder feststellen, wie ruhig ich doch bleiben kann.
Und tatsächlich habe ich in diesem Moment gedacht, das kann doch nur versteckte Kamera sein.
Abgesehen von denen, die vorbeifuhren oder -gingen, gafften und dann weitergingen oder -fuhren, habe ich Ausreden gehört, die mich jetzt, Stunden später, immer noch erstaunen.
Platz 1: „Ich wollte nur sicherstellen, dass alles in Ordnung ist.“
Platz 2: „Ich habe angehalten, um zu fragen, ob sie schon einen Krankenwagen gerufen haben.“
Platz 3: „Ich wollte nur schauen, ob es jemand ist, den ich kenne.“
Cool bleiben, dachte ich mir. Irgendwann werden sie merken, dass sie nerven.
Irgendwann werden sie ganz bestimmt von den Aliens abgeholt – irgendwann.
Abgeholt wurde dann aber nur die Person, die am Boden lag, die angeblich nicht unsere Baustelle war und die sich dann, wie sich später herausstellte, wirklich in einer Notlage befand, weil da tatsächlich etwas konsumiert wurde, das der Körper einfach nicht vertragen hatte.
Dann nahmen sie ihn mit und weg war er…
Ich wollte dann eigentlich nach Hause – da fahre ich auch gleich hin – wir haben jetzt 03:48 Uhr. Nach meinem Gedanken zur Heimfahrt begegnete ich noch ein paar Herrschaften, die eine Terrine, Eistee, dies und das gerne angenommen hatten.
Und jetzt – jetzt sitze ich an einer meiner Lieblingstankstellen und fahre gleich nach Hause.

Echt jetzt – das mache ich gleich – ich fahr jetzt wirklich dahin, wo mein Bett wohnt und mein Klo steht, wenn nicht vielleicht doch…

4:10 Uhr Mal sehen, ich fahr jetzt…
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