„Taxi“
Holgers Meldetour
Ich fange jetzt zum dritten Mal an zu schreiben oder war es das vierte Mal? Keine Ahnung!
Wir haben Freitag und nachdem ich mich nach der Wasseraktion heute auf ein leckeres vegetarisches Essen gefreut hatte, blieb es dann letztendlich bei einem Salat von der Tanke.
Keine Zeit eben – irgendwas ist ja immer.
Gerade als ich damit fertig war, mir meine Arme einzuschmieren, damit endlich mal auf beiden Seiten die Sehnenscheidenentzündung weg geht, die echt schmerzhaft ist, wollte ich mir was zu essen machen, doch ätschi bätsch – denn das war ein Satz mit x – das war wohl nix.
Das Telefon ging, ein freundlicher Herr fragte, ob wir helfen können – ich schaute auf die Uhr und wollte gerade sagen, dass wir nur in der Nacht helfen, doch dann kam mir in den Sinn, dass wir Freitag Nachmittag haben und was ist Freitags Nachmittags? Ja nichts mehr – Bürgersteige hochgeklappt – nix mehr offen, nix mehr da – also rein ins Auto und auf zu der Meldung.
Der Herr, den ich angetroffen hatte erzählte mir seine Geschichte und die erinnerte mich sehr an einen Film mit Tom Hanks, „Forest Gump“.
1997, nachdem seine Familie in verlassen hatte, machte er sich auf, mit Gott im Gepäck ging er zu Fuss durch Frankreich, Italien und überall dahin, wo sein Weg ihn so hingetrieben hatte. Er nahm immer nur das aller notwendigste an, was er brauchte, so auch von uns – nämlich gar nichts, bis auf einen Eistee und das brauchte echte Überredungskünste, dass er dann annahm.
Er war braun gebrannt, hatte lange Haare, einen langen Bart und war sehr freundlich. Seine Sachen war zerrissen und kaputt aber hier schien noch genug Stoff dran zu klaffen, dass es ihm reichte und er nichts neues haben wollte.
Respekt für das was man hat, dankbar sein dafür, das man lebt, das man gesund ist und das man lernen durfte und zu verstehen lernte – aus all dem was einem das Leben schenkte und aber auch nahm.
Mit Alkohol und Drogen hat er nichts am Hut, ausser früher, als er mit Freunden mal einen über den Durst trank aber auch das ist längst vergessen.
Ob ich ihm irgendwas geben darf, einen Schlafsack, ne Isomatte, irgendwas aber all das lehnte er entschieden ab, weil es zuviel war, zuviel von allem das er nicht annehmen konnte.
Ich war echt ein bisschen vorm verzweifeln und das sagte ich ihm auch und das was ihm drauf einfiel war – „ihr habt genug getan, denn das wir Tag jeden Tag tun würde, wäre ihm genug und er wäre wirklich zu tiefst dankbar dafür, für das was wir tun.
Wow – ich musste nachfragen, wie er das meint und er sagte mir, dass all das was wir machen, genug für ihn wäre, was wir ihm geben könnten und er nicht mehr annehmen könnte.
Was willste da noch sagen, da fällt dir dann nichts mehr zu ein.
Auf dem Weg nach Hause drehte ich plötzlich um. Ich konnte ihn da nicht so sitzen lassen aber mitnehmen dürfen wir auch niemanden.
Er erzählte mir, dass er ein Bus nehmen würde oder eine Bahn, dann wäre ihm wirklich sehr geholfen.
Also rief ich ein Taxiunternehmen an, mit dem wir schon öfters zusammengearbeitet hatten und ich setzte den Herrn in den schicken Benz, zahlte seine Rechnung und ließ ihn zum nächst größeren Bahnhof fahren, in der Hoffnung ihm damit ein klitze kleines bisschen weitergeholfen haben zu können.
Jetzt fahre ich nach Hause und dann schauen wir mal weiter, mal sehen was heute noch so passiert – bis bald mal.
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