Alltägliche Taten
Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten
Unsere Tour führte Tanja, Holger und mich mal wieder in die große Stadt im Tal. Das Wetter hatte sich endlich Richtung Frühling bewegt und die erste Mainacht lockte jede Menge feierfreudige Menschen nach draußen. Angekommen an einem zentralen Platz merkten wir aber schnell, dass die Atmosphäre sehr angespannt war. Die Strassenmenschen, denen wir helfen durften, berichteten von einer noch nicht lange zurückliegenden üblen Messerstecherei, bei der ein Mensch schwer verletzt worden war. Wir mussten später erfahren, dass in dieser Nacht in NRW mehrere schlimme Gewalttaten stattfanden. Die Stellen, an denen unsere Hilfe wichtig ist, sind oft auch die Stellen, an denen Gewalt zum Alltag gehört. Wir achten auf uns und auf andere und versuchen, so gut wie möglich mit dieser Situation umzugehen, sonst könnten wir unsere ehrenamtliche Arbeit nicht ausüben. Aber auch wir merken deutlich, dass das Leben auf der Strasse sehr viel gefährlicher geworden ist – für die Strassenmenschen, die keine geschützten Rückzugsräume haben, bedeutet das, dass ihre Situation noch zehrender wird. Wir fragen uns oft, wie schlimm es noch werden muss, bis es wieder besser wird.
Wie sinnvoll unsere nächtlichen Touren sind, konnten wir auch in besagter Nacht wieder feststellen. Nach kurzer Zeit waren unsere gar nicht so knappen Vorräte an heißem Wasser, welches wir für Terrinen, Tee und Kaffee brauchen, schon arg geschwunden. Viele der örtlichen Café- und Restaurantbetreiber unterstützen uns ohne viel Aufhebens und füllen unsere Thermosbehälter auf, daher legten wir einen kurzen „Tankstopp“ ein. Als wir, es war schon lange nach Mitternacht, auf unsere Kannen warteten, kam ein Herr aus dem Café und fragte mich, ob wir etwas brauchen würden. Er habe ein Geschäft nicht weit entfernt, fände es toll, was wir machen würden und ob er uns mit Lebensmitteln oder sonst etwas helfen könne. „Mein Geschäft ist da und da, kommt einfach vorbei, wir machen das schon“ – gerade in der sehr bedrückenden Atmosphäre kurz nach der sinnlosen Gewalttat, den Kopf voll mit Sorge um unsere Gesellschaft und vor allem die schwächsten, die Strassenmenschen, hat das so gut getan. Man mag ja von der Hobbit-Adaption von Peter Jackson halten, was man will, aber dieses Zitat, lieber Hussein mit Deinem Laden in der großen Stadt im Tal, passt perfekt und geht raus für Dich: „Ich finde, es sind die kleinen Dinge, alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten. Einfache Taten aus Güte und Liebe.“ Hoffen wir, dass unsere kleine Taten auch in der brutalen Realität ein bisschen helfen.