Am Donnerstagabend nach Hagen auf Tour
Gemeinsam mit Andreas fuhr ich am Donnerstagabend nach Hagen auf Tour.
Wir trafen uns am Vereinsauto, welches Olaf gut gepackt hatte. Danke dafür! Zuerst fuhren wir ganz in der Nähe eine schon ältere Meldung an, beim letzten Mal trafen wir an der Stelle auch jemanden an. Doch uns wurde mitgeteilt, dass der Herr dort nicht mehr ist.
Wir schauten nach und auch umliegend war er nirgends zu finden. Vielleicht ist er weitergezogen, manchmal ist das so.
Dann ging es nach Hagen. Wir starteten mit einem Kaffee an der Lieblingstankstelle und bequatschten unsere Tour, gingen Infos vom Team für Hagen durch und fuhren los. Viele hatten wir an diesem Abend nicht angetroffen, der eine Herr schlief tief und fest an seinem Platz, ein anderer hätte uns beinahe übersehen, freute sich, uns dann aber doch noch gesehen zu haben, als wir auf uns aufmerksam machten. Ein uns bekannter Herr, der sehr aufmerksam durch seinen Alltag geht, meldet sich immer wieder mal bei uns und teilt uns neue Menschen mit, die er so auf der Straße kennenlernt und berichtet ihnen auch von uns unserer Arbeit. Sehr wertvoll für uns und jeden Menschen, der obdachlos ist.
Wir trafen ihn und er erzählte eine ganze Weile von der aktuellen Situation. Währenddessen rief Holger an, mit einer Meldung für Gevelsberg, die wir zu einem späteren Zeitpunkt noch anfuhren. Zuerst aber setzten wir uns Fahrt in Hagen fort und befuhren unseren letzten Halt. Dort kam ein Herr mit einer Bitte auf uns zu.
Er war an diesem Tag aus dem Krankenhaus entlassen worden, war 20 Tage dort und nach einer Op am Bauch noch nicht so fit, er sei nicht zum Einkauf gekommen und man habe ihm gesagt, dass wir mit einer heißen Terrine und einem Wasser helfen können.
Das taten wir auch und während wir ihm die Sachen gaben, fing er an zu erzählen.
Er war sehr offen uns gegenüber und ganz unverblümt erzählte er einen Teil seiner Lebensgeschichte. Sucht war eines der großen Themen. Die eine hatte er hinter sich gelassen, doch eine neue dafür gefunden. Ein schwieriges Thema. Und trotzdem war er positiv gestimmt, denn er sprach auch von seiner Partnerin, die er anfangs nur auf ihren Weg zur Arbeit immer wieder mal traf.
Aus dem täglichen Grüßen, wurden irgendwann Gespräche und als es ihm besser ging, ein Telefonat und so hatte sich das Ganze entwickelt.
Derr Herr strahlte und hatte leuchtende Augen. Es ist schön, wenn man auch in schweren Zeiten jemanden an seiner Seite hat, der hinter einem steht. Die meisten auf der Straße haben nur sich, manch andere haben eine Art Clique, aber wahre tiefgehende Freundschaft, Menschen, die einem nah sind und sie in jeder Lebenssituation begleiten sind doch eher selten. Wir plauderten eine ganze Zeit, denn er hatte viel zu erzählen. Wir mussten aber auch unsere Meldung in Gevelsberg noch anfahren und so verabschiedeten wir uns dann doch irgendwann und fuhren weiter. In Gevelsberg wurde uns die gemeldete Stelle gut erklärt, so dass wir den Herrn schnell aufgefunden hatten.
Sein Zustand war so lala, er war betrunken und klagte sein Leid. Er verlor sein Zuhause durch einen Brand vor wenigen Tagen und wusste nicht wohin. Wir boten ihm zuerst etwas zu essen an und setzten dann unsere Unterhaltung fort. Auch mit einem Schlafsack für die Nacht konnten wir helfen.
Außerdem hatte er eine Platzwunde an der Stirn, er wollte aber weder Verbandsmaterial noch den Rettungsdienst. „Das wird schon, ich kenne mich.“ ,sagte er. Er war sehr freundlich und dankbar: „Du biste ne gute.“ , meinte er zu mir. Ich würde mein Bestes geben, antwortete ich. Und er wieder: „Muss ja so sein, sonst wärst du nicht hier in der Nacht und würdest mir helfen.“ Wir bemerkten, dass er sehr müde war und sich lieber hinlegen wollte und so blieben wir auch nicht lange und wünschten ihm noch eine gute Nacht und dass er gut auf sich aufpassen sollte. Auf dem Weg zurück zum Auto lief uns dann noch eine Marderart über den Weg, fast schon zutraulich und dennoch vorsichtig wuselte es immer wieder hin und her. Sicher war es auf der Suche nach essbarem.
Es war neugierig und schaute uns an, bis es dann doch im Gebüsch verschwand. Auch wir verschwanden, stiegen in den Vereinswagen, fuhren zum Standort, stellten ihn wie gewohnt ab, stiegen in unsere Autos und fuhren nach Hause. Ich wünsche euch einen guten Start in den Tag,
Tanja