Angekommen.

Das haben Sabine und ich (Monika) uns geschrieben, nachdem wir nach unserer Tour zuhause waren. In der Nacht wieder sicher zurück an dem Ort, an dem wir zuhause sind.

Unseren ersten Stopp an diesem späten Abend machten wir bei einem alten Bekannten, der in einem Zelt schläft. Er sah sehr schlecht aus, völlig abgemagert und niedergeschlagen. „Ich muss einfach hier raus. Habe schon mal überlegt, ob ich nach Indien gehe. Mein Onkel war mal da. Vielleicht hilft er mir ja.“

Wenn es einem schlecht geht, dann hilft es manchmal von einem Sehnsuchtsort zu träumen, an dem alles plötzlich, wie durch ein Wunder, anders sein wird. Und dann tut es gut, wenn die Zuhörer einfach mal nichts dazu sagen. Und so hörten wir zu und versorgten ihn dabei mit einer warmen Mahlzeit. Für den Augenblick das, was wir Sinnvolles machen konnten.

Bei unserem nächsten Stopp trafen wir auf eine obdachlose Frau, die an dem Tag ihre Mutter beerdigt hatte. Sie hatte großen Gesprächsbedarf. Gleichzeitig kamen auch mehrere Obdachlose an unseren Wagen, die alle sehr hungrig waren. Bei dem regnerischen Wetter hatten sie wenig Einnahmen auf der Straße gehabt. Aber wir schafften es irgendwie, alle mit Terrinen, Getränken etc. zu versorgen und gleichzeitig ein Ohr für die Probleme, Ängste und Sorgen dieser Frau zu haben.

Sie zeigte uns alte Bilder von ihrer Mutter und von der Beerdigung. Sie selbst war eigentlich obdachlos in Köln, vor ein paar Tagen nach Wuppertal gekommen, um von ihrer schwer herzkranken Mutter Abschied zu nehmen. Immer wieder hatte sie in den letzten Jahren für einige Zeit bei der Mutter gelebt, aber immer wieder war sie auch zurück auf die Straße. Die Abhängigkeit von der Droge machte ein längeres Zusammenleben einfach unmöglich.

Jetzt war sie in Gedanken schon auf dem Weg nach Berlin, um endlich einen Entzug zu machen in einem speziellen Sofortprogramm. Aber ihr fehlte das Geld für das Bahnticket.
Da konnten wir ihr nicht helfen, aber wir nahmen uns sehr viel Zeit, hörten einfach zu, denn es war das, was sie jetzt am meisten brauchte.

Wir hielten in dieser Nacht auch gezielt Ausschau nach einem anderen obdachlosen Bekannten, der uns große Sorgen macht, fragten andere nach ihm, als er nicht an seinem Platz lag, aber ohne Erfolg. Vielleicht hatte er es diesmal bis zur Notunterkunft geschafft. So oft in letzter Zeit war er auf dem Weg dorthin, ungeschützt vor Regen und Kälte, einfach irgendwo liegen geblieben. Die Drogen eben.

So, wie diese drei, sind fasst alle obdachlosen Menschen, denen wir auf den Touren begegnen, irgendwohin auf dem Weg. Einige haben realistische Pläne, andere Träume, die schwer zu verwirklichen sind.

Eigentlich wünscht man allen nur, dass sie auch irgendwann sagen:

Angekommen!