Darf ich vorstellen!

Darf ich vorstellen!
 
Das ist Nero – Nero ist ein Labrador/Dackelmix und noch irgendwas, er ist 8 Jahre alt und lebt auf der Straße!
 
Zusammen mit seinem Frauchen, von der wir bereits gestern berichtet hatten, schaut er sich die Welt der Obdachlosigkeit aus seiner Sicht an. Für ihn gibt es kein anderes Leben, dass er kennt und auch er hat seine Geschichte.
 
Bevor er in die Obdachlosigkeit kam, wurde er geschlagen und kaum gefüttert, als er dann irgendwann seinem heutigen Frauchen begegnete und beide von dort an, gemeinsam dieses Leben lebten.
 
Es ist oftmals keine Frage, wieso man dieses Leben lebt, mit wem man es lebt und warum man es lebt – es ist eher dieses wie man es lebt und wie man es leben kann.
 
Den einen reicht es, wenn sie ihre Ruhe finden, die anderen leben in Gruppen zusammen und andere wiederum finden in diesen Wesen ihre Freunde und sind füreinander da.
 
Nero hatte, nachdem Frank ihm sechs Schalen Futter gekauft hatte – sich erstmal den Bauch vollgeschlagen und als er satt war uns seine Sympathie für Fahrzeuge gezeigt – unseres fand er großartig und wollte gar nicht mehr raus und immer, wenn wir ihn davon überzeugen konnten, dann doch mal das Auto zu verlassen, fand er eine offene Tür und hopste immer wieder rein.
 
Vielleicht wollte er sich auch nur mal die Füße trocknen – bei dem Wetter ist eine trockene Stelle einfach auch mal Gold wert.
 
Kurz davor – als wir gerade wieder starten wollten, kamen sieben obdachlose Menschen auf uns zu – angeführt, von der Dame mit dem Hund.
 
Da sind sie, sagte sie – die haben tolle Sachen dabei – die TOM`s sind super und Wasser haben sie auch dabei – geht hin und fragt sie, die sind super lieb, hörte ich sie sagen.
 
Und dann gab es zu dem Wasser auch noch zwei Schlafsäcke, drei TOMs, Kaffee und Terrinen und einige glückliche Gesichter.
 
Aber angefangen hatte unsere Tour eigentlich bei dem Mann im Wohnwagen.
 
Als wir ankamen stand bereits eine Mutter mit ihrer Tochter bei ihm.
Mit der Tochter hatte ich heute noch telefoniert und sie war sehr schockiert darüber, dass dieser Herr im Wohnwagen leben muss.
 
Ob er Kinder hat, fragte ich ihn!?
Vier, sagte er, aber niemand würde etwas von ihm wissen wollen, sie halten ihm wohl vor, dass er nie für sie da gewesen sein.
 
Dann schaute er mich an und sagte auf seine Art und Weise, mit trauriger Stimme.
 
Drei von ihnen haben studiert und studieren ist eben nicht billig, dafür wäre er viel ins Ausland geflogen, um dort Aufträge entgegenzunehmen und somit in seiner Selbstständigkeit Geld zu verdienen, damit er ihnen das jeweilige Studium bezahlen konnte.
 
Sie leben gar nicht weit von dort weg, wo er jetzt eben lebt.
 
Als er mal den Kontakt gesucht hatte, wurde ihm dann gesagt – er habe sich nie gekümmert und jetzt würde man sich nicht um ihn kümmern wollen.
 
Das machte nicht nur ihn traurig, sondern auch uns und auf die Frage, ob wir versuchen, sollten einen Kontakt herzustellen, antwortete er mit „nein“ – er habe lange versucht damit abzuschließen, dann nochmal dieser Versuch gewagt und dann diese Ablehnung bekommen – sowas würde er nicht nochmal erleben wollen.
 
Morgen wird er 84 Jahre und wünscht sich eine Torte – die er auch bekommen wird.
 
Ein bisschen das Gefühl von Geburtstag, ein bisschen Geselligkeit, ein bisschen hoffen, dass man ihn nicht vollkommen vergessen hat.
 
Ich werde morgen mal zu ihm fahren und ein bisschen mit ihm seinen Geburtstag feiern.
 
Gute Nacht zusammen, auf das niemand von uns irgendwann einmal, eine solche Situation erleben muss, in der wir alleine sind, abgwiesen wurden und ohne jemanden um uns herum zu haben – damit fertig werden müssen – dass all das was einmal war – vollkommen umsonst gewesen ist.
 
Ich möchte an dieser Stelle auch gar nicht auf die private Schiene gehen aber wenn man solche Geschichten als ewiger Single hört und hautnah miterlebt, jemanden reden hört, der vielleicht nichts mehr daran ändern kann, weil es vielleicht auch schon zu spät ist – dann – ja dann komme selbst ich ins grübeln und bekomme eine Gänsehaut, nach der anderen – mit dem Gedanken daran – vielleicht auch irgendwann einmal vergessen zu werden.
 
Ich wünsche euch allen eine gute Nacht, liebt und lebt das was ihr habt, behandelt es gut, pflegt es und respektiert es – es gibt Menschen auf dieser Welt, die sich nach sowas sehnen.