Das Gefühlskarusell der Heiligabendtour
Samstag Nacht 03:30 Uhr – unsere Heiligabendtour ist beendet – ich glaube, ich darf sagen das wir – Regine, Jens und ich müde sind – müde und traurig durch viele Gespräche, die wir heute geführt, die lang waren und die geschockt haben, ganz besonders geschockt, von dem was wir so alles gehört haben.
Das Gefühlskarusell der heutigen Tour erzählt Euch Regine mit ihren Worten.
Wie soll ich es Euch beschreiben, damit ihr versteht und fühlt, was wir erlebt haben.
Als wir bei den ersten ankamen, natürlich mit Glöckchen, Geschenken, Stollen und Plätzchen konnten sie es nicht fassen und die Freudentränen liefen. Auch unsere Augen wurden feucht. Mit Sätzen wie Gott schütze Euch, ihr Engel und gesegnete Weihnacht für Euch fuhren wir weiter.
Schon von weitem klingelten wir das Glöckchen und wir wurden wieder mit staunenden Worten begrüßt.
So bewegende Momente, Freude und Dankbarkeit.
Doch hier erlebten wir auch Unfassbares.
Einer unserer Schützlinge erzählte das es heute ein echt krasser Tag war. So kam ein Vater, der mit seiner Familie unterwegs war vorbei und sagte zu ihm: „Verschwinde, ich möchte mit meiner Familie hier langgehen ohne den Abschaum zu sehen.“ Eine weitere erzählte uns, ihr wurden 2 Cent geboten, wenn sie sich jetzt gleich vor dem Zug schmeisst.
Einfach nur unfassbar.
Ohne Worte und das an Weihnachten das Fest der Liebe.
Wir hatten keine Antworten – waren nur geschockt.
Doch das wir zu ihnen kamen, tauschte diese Erinnerungen gegen Freude aus.
Hier wurde uns noch deutlicher bewusst, wie wichtig unsere Entscheidung war, heute raus zu fahren.
Auch Bücher unserer „Unsichtbaren Weihnacht“ wurden mit Freude angenommen und ehrfürchtig bestaunt.
Nach einem kurzen Stop im „Wichtellager“ den „Schlitten“ nachladen, ging es weiter.
Hier muss ich etwas erwähnen.
Ich liebe meine Kollegen on Tour, den wir stehen uns, mit viel Witz und Kappeleien, in nichts nach und es geht immer lustig zu. Auch trübe Situationen stehen wir gemeinsam durch, das macht uns aus und es herrscht großes Vertrauen untereinander.
Das liebevoll genannte Renntier Reginchen verteilte Geschenke und
hegte Gedanken, gefühlsvoll heisses Wasser über die Finger der Wichtel zu schütten.
Alleine über diese Nacht könnten wir ein Buch schreiben.
Weitere Schützlinge waren sprachlos und konnten nicht begreifen das wir da waren. Immer wieder bewegende Augenblicke begegneten uns, jedoch auch weitere negative Tageserlebnisse.
Menschen die sie beschimpfen, egal ob jung oder alt – einfach nur, weil sie nicht in das Bild vom schönen Weihnachten passten.
Wir fragen uns Warum? Es sind Menschen wie Du und Ich, nur das ihnen das Schicksal nicht so holt war.
Auch sie gehören zu Weihnachten…sonst Unsichtbar und gerade an diesem Fest der Liebe gesehen und verspottet.
Wir haben keine Worte dafür. Sind traurig darüber.
Gefühlskarusell
Zwischen Lachen und Freude – Kummer, Einsamkeit und Tränen.
Niemand MUSS Obdachlosen etwas schenken! Aber JEDER sollte Achtung und Respekt vor einen Menschen haben.
Ein Lächeln, ein netter Blick, ein Gruß sind Wertvoller als bunte Päckchen – das zeigte uns heute die 8 Stunden Tour durch die Nacht.
Geschenke werden gerne genommen, doch erst mal beiseite gestellt, denn wertvoller war die Aufmerksamkeit die wir ihnen schenkten – heute am Weihnachtsabend.
Wir schauen uns an und lächeln – denn wir verstehen uns auch ohne Worte – im Gefühlskarusell.
Frohe Weihnacht Euch allen.