Dieses Gürteltier

05:00 Uhr – zu Hause angekommen und nachdem unsere Tour gestern um 22:00 Uhr begonnen hatte, überhaupt nicht müde und im Hinterkopf dieses Gürteltier.
 
Unsere Tour sollte heute eine andere werden, wobei unsere Touren jede für sich ja irgendwie immer anders sind – jede Tour unterscheidet sich von der anderen.
 
Martina und Olli begleiteten mich zuerst einmal nach Wuppertal, wo wir auf uns bekannte Menschen trafen, mit denen wir lange und intensiv sprachen, sowie auch mit der älteren Dame, die uns allen sehr ans Herz ging. Man sah ihr die Erschöpfung an endlich zur Ruhe zu kommen und in einem Gespräch mit ihr, sagte sie zur Martina, dass sie eine Wohnung haben würde, was wir ihr aber nicht so wirklich abnahmen.
 
Im weiteren Gesprächsverlauf wurde uns aber auch sehr schnell klar, dass diese Dame eine Vergangenheit haben musste, die nicht mal so von irgendwo her kam, denn sie war sehr gebildet und ihre Sätze wählte sie sehr gewählt und überdacht aus, nur war da eben auch diese Verzweiflung in ihren Augen zu sehen, die wir zwar sahen aber auf Grund dessen das wir keine Ärzte sind, uns nur auf das verlassen konnten, was uns unser Bauchgefühl verriet. Eben das, dass die Dame sehr einsam und in ihren Gedanken weit weg schien, Gedanken – aus denen wir sie nicht rausholen konnten und so bekam sie zu der Tasse Kaffee und der Terrine unsere Ohren, welche ihr aufmerksam zu hörten, was ihr, so haben wir es empfunden, sehr guttat.
 
Danach begegneten wir weiteren Menschen, denen wir auch helfen durften und zum guten Schluss in dieser Stadt einen weiteren Menschen, den wir immer besuchen fahren und der uns jedes Mal mit einem freundlichen und herzlichen Hallo begrüßt.
 
Auch hier sprachen wir lange und während der Herr seine Terrinen zu sich nahm und am heißen Kaffee schlürfte, verabschiedeten wir uns dann irgendwann und setzten unsere Tour fort.
 
An diesem Abend war alles ein wenig anders. In der Regel wird während der Fahrt viel gelacht und über dies und dass gesprochen – heute aber wurde weniger gelacht und lange und intensive Gespräche geführt, die den Hirnschmalz schon sehr zu Hochleistungen aufrief.
 
Aber auch das ist wichtig, mal über ernste Dinge zu sprechen, den Restspeicher im Hirn zu löschen und frei zu machen für wichtige Themen, aktuelle Themen und auch tiefgehende Themen – auch das gehört dazu.
 
Und während wir in unser Gespräch vertieft waren, fuhren wir einmal quer durch den Ennepe-Ruhr-Kreis – quasi über Stock und Stein und schauten auch an Orten, an denen wir sonst nicht so viel unterwegs sind.
 
Präsenz zeigen, da sein und auf uns aufmerksam machen gehört genauso zu unserer ehrenamtlichen Arbeit, wie da zu sein und zu helfen.
 
Nach einer ziemlich langen Fahrt und ein oder zwei Zigarettenpausen kam wir dann letztendlich in Hagen an, wo wir dann auch noch helfen durften.
 
Auf dem Rückweg zum Lager, viel mir dann am Straßenrand ein Gürteltier auf – mein(e) Beifahrer: in meinte jedoch „nur“ einen Papierbeutel gesehen zu haben, ich wiederrum war der festen Überzeugung, dass es ein Gürteltier gewesen war.
 
Die Frage woher hier ein Gürteltier herkommen sollte, konnte ich dann allerdings auch nicht beantworten, aber ich muss zugeben, wenn es dann wirklich ein Papierbeutel gewesen sein sollte, wie in aller Welt, schafft es ein Papierbeutel soviel Kreativität zu entwickeln und sich als Gürteltier zu verkleiden!?
 
Die Tour war schön, wir durften helfen, haben die Hirnflüssigkeit zum kochen gebracht und letztendlich eine sich zu verkleiden wissende Papiertüte entdeckt.
 
Das Leben ist schön und es ist wunderbar helfen zu dürfen, es ist fantastisch auch mal tiefe und auch anstrengende Gespräche zu führen und es ist herrlich dann irgendwann festzustellen, dass es auch lustig sein kann, einfach auch mal ein bisschen bekloppt sein zu dürfen.