Ein lecker Pudding, wie bei Muttern
Es ist 4:46 Uhr, meine Tour ist vorbei, eine Tour auf der ich viel gefahren bin, wenige angetroffen habe und mit denen, den ich helfen durfte, lange Gespräche geführt habe.
Jetzt noch einen Kaffee an der Tanke und durchhalten, um 7:20 Uhr ruft der WDR an.
Was also tun in der Zeit?
Dem Kopf Zeit geben, um runter zu fahren, der Seele etwas Ruhe gönnen und die Tour nochmal durch den Kopf gehen lassen und die Angst davor vielleicht jemanden anzutreffen, wo jede Hilfe zu spät kommt, abschalten oder es eben zu versuchen, nicht daran zu denken.
Heute war fast alles dabei, auch etwas lustiges – wobei ich mir dann im Nachhinein überlegte, ob das jetzt lustig war oder eher die Kälte dem Menschen von dem die Aussage…
„Letzte Nacht hat mir jemand einen Flyer gegeben, wo man die Möglichkeit hat, telefonisch Taekwondo zu lernen und wenn ich jetzt ein Telefon hätte, würde ich das vielleicht auch sogar machen“
…kam , die Kälte bereits so zugesetzt hat, dass hier vielleicht Wahnvorstellungen oder anderes im Raum steht?
Ich weiß es nicht.
Was seinen restlichen gesundheitlichen Zustand anging, machte er einen ziemlich fitten Eindruck.
Ein weiterer Herr stand plötzlich, wie aus dem Nichts, neben dem Wagen und stellte sich vor – Na heute alleine unterwegs, fragte er und ich antwortete mit meinem auch für mich mittlerweile langsam langweiligen Spruch.
Wer mich in der Nacht klaut, bringt mich am Tag zurück.
Irgendwie flutscht der Spruch immer wieder aus mir raus und irgendwie finden die Menschen den auch immer wieder irgendwie lustig.
Na wenn er Freude bereitet, dann ertönt er eben noch öfters.
Lecker Pudding, oh ein lecker Pudding, wie bei Muttern, darauf habe ich mich gefreut, sagte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht und dann ging es für mich weiter – hier schauen, da schauen und überall und nirgends schauen.
Ein weiterer Herr, der sich von mir eine Heizung gewünscht hatte, am liebsten gleich ein ganzes Atomkraftwerk war über die niedrigen Temperaturen ziemlich erschüttert und auch wenn er zu den „harten“ Jungs gehört, überlegt er sich, wenn das so weiter geht, dann doch in eine Notschlafstelle zu gehen.
Zu groß ist die Angst zu erfrieren, einschlafen und nicht mehr aufzuwachen.
Er stellt sich seinen Wecker schon im Stundentakt um immer mal wieder wach zu werden, um nicht dieser wirklich schlimmen Kälte zum Opfer zu fallen.
Schließlich sind bereits viele schon erfroren, auch seiner Stadt, in der er lebt und er möchte nicht zu denen gehören, die den Kampf verloren haben.
Pass auf dich auf, es ist glatt, kalt und echt nicht ungefährlich was du da alleine machst, es laufen so viele kranke Menschen rum, dass ich mir Sorgen mache das dir was passiert.
Wer mich in der Nacht klaut…. fing ich an und wurde durch ein – hör auf mit dem Mist, pass auf dich auf und gut ist.
Ok, mache ich dann mal und tuckerte langsam weiter, bis ich die Stadt dann abgefahren hatte und in die Nächste fuhr.
Dunkelheit, keine Laterne nix, einfach nur schwarz? Nichts für den Holger. Früher mit Ben ging es ja noch, da hatten wir beide schiss, aber alleine ist das echt nicht mein Fall aber es hilft alles nichts – Augen zu und durch – schließlich musste ich gucken ob bei dem nächsten Herrn dort im Dunklen alles in Ordnung ist. Er schaute, bedankte sich und entschloss sich noch ein auf zwei Stunden zu schlafen.
Das war es dann und ich fuhr zur Tanke, immer mit einem Blick in die Gassen und Eingänge bis eben zu meinem Ziel – der Tanke.
Die Wahl des Kaffees war eine doofe, jetzt bin ich zwar wieder wach, dafür liegt mir der Kaffee im Magen.
Na ja was solls – es geht weiter und wenn ich die Wettervorschau so betrachte geht’s hoffentlich für alle Menschen, die dort draußen leben auch weiter, sei es nun dadurch, dass wir nach ihnen schauen oder irgendwer anderes – wichtig ist, dass man hinschaut und damit im Ernstfall eines von vielem Leben rettet.
So jetzt geht es nach Hause, irgendwie wird es voll auf den Straßen – nix wie weg hier…