Ein Ooahr und ein Karussel im Kreisverkehr…
Holger schreibt…
Gerade als ich aus dem Haus ging, kündigte sich Petrus mit Blitz und Donner an. Ich schaute hinauf und sagte ihm, dass wir den Termin doch erst nächste Woche hätten! Manchmal können wir die Dinge, wie sie sind, einfach nicht ändern – Menschen aber auch nicht. Nichts für ungut, Petrus, du warst nicht gemeint damit…
Auf der Fahrt zum Lager wurde es nicht besser. Immer wieder schaute ich in den Außenspiegel mit der Erwartung, dass sich gleich hinter mir eine Monsterwelle auftut und alles zermalmt. Schräge Gedanken – wow. Später begegneten wir einem „Ooahr“, fanden uns in anderen Welten wieder und machten aus einem Kreisverkehr ein Kettenkarussell.
Um all das zu erleben und mitreden zu können, musst du dich unbedingt bei uns melden, mitmachen und zu den zwölf ehrenamtlichen Mitarbeitern gehören, die wir suchen. Die Auflösung mit dem „Ooahr“, den anderen Welten und dem Kettenkarussell – die erzählen wir dir, wenn du uns dann besuchen kommst.
Bevor es auf Tour ging, wurde die Erde richtig schön nass. Karin und ich fuhren dann irgendwann in die Nacht hinein und schafften es wieder nicht, aus Hagen herauszukommen, um auch in anderen Städten nach denen zu schauen, die auf der Straße leben. Es sind so viele und es werden immer mehr. Alle, die wir treffen, werden immer jünger, sehen traurig aus, ausgelaugt, schrecklich nachdenklich und oft fern von allem um sich herum.
Unsere Tour, die gegen 04:30 Uhr zu Ende war, war bis zum Schluss mit Menschen umgeben, die sich freuten, uns zu sehen, die mit uns herumalberten, uns neckten und uns – ich glaube ja – ein wenig in ihr Herz geschlossen haben. Wir nehmen uns Zeit, die manchmal echt lange dauert, und fragen nach. Dann erfahren wir von ihnen, wie die Drogen ihr Leben zerstört haben oder wie die Liebe sie kaputt gemacht hat. Wir stehen vor einer Bank, vor der eine riesige Blutpfütze liegt, und erfahren später, dass sich dort angeblich ein obdachloser Mensch das Leben nehmen wollte. (Was davon zutrifft, können wir nicht sagen, weil wir nicht dabei waren.)
Und jetzt? Jetzt ist es echt früh geworden, und wieder einmal stellen wir fest, wie sehr es einen erfüllt, dort draußen helfen zu dürfen. Ich sehe unseren Verein, sehe alles, was ich so sehr liebe und was ich mit anderen Menschen aufgebaut habe, um helfen zu dürfen und zu können. Und ich sehe, was wir gemeinsam weiter aufbauen werden, um noch größer, besser und – ja, was eigentlich? Können wir noch herzlicher werden, als wir es schon sind? Ich stelle diese Frage mal in den Raum.
Dann sehen wir den Witz, diesen besonderen Charme, der uns auf unseren Touren begleitet. Die Vernunft und die Aufmerksamkeit stehen immer neben uns, wenn wir Menschen helfen. Das Feingefühl und die Seele lehnen sich an uns, um uns Schutz zu geben, um verarbeiten zu können, damit wir nicht irgendwann einmal so in Gedanken sind, dass wir glauben, eine Monsterwelle könnte uns verfolgen. Das wäre ja auch schon sehr an den Haaren herbeigezogen…
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