Eine andere Tour
Eine andere Tour
Erst stand unsere heutige Tour etwas auf der Kippe, weil es meinem Beifahrer nicht so gut ging, doch dann später entschlossen wir uns doch noch rauszufahren aber nicht so wie sonst, sondern nur zu den Meldungen, die uns erreicht hatten und an Orte wo sich obdachlose Menschen aufhalten, die erst ganz neu in die Situation der Obdachlosigkeit gekommen sind.
An unserer ersten Station trafen wir niemanden an, doch direkt daneben lag wie gewohnt ein uns alter Bekannter, den wir des Öfteren besuchen und hier war Gesprächsbedarf, wofür wir uns natürlich gerne die Zeit nahmen, denn es ging um ein aktuelles Thema, vor dem wir alle Angst haben.
Ein Thema, das uns schon auf der Hinfahrt zu dem Ort beschäftigt hatte und über das wir gesprochen hatten.
Es war das Thema Krieg in der Ukraine
Ich selber habe zugegeben sehr große Angst, was da noch kommt und mein Beifahrer zeigt seine Angst nicht so sehr, aber ich bin mir sicher, er spürt sie auch, sowie wahrscheinlich viele andere Millionen Menschen derzeit auch.
Und dann saß er dort, der obdachlose Mensch und schaute mich an und sagte:
Ich weiß gar nicht wie ich meine Ängste beschreiben soll, ich habe eine wahnsinnige Angst davor, was da vielleicht noch auf uns zukommt.
Eigentlich versuchen wir bei vielen Themen ruhig zu bleiben, viele Dinge neutral zu sehen, um den Menschen, die dort auf der Straße leben, nicht noch mehr Angst zu machen, weil wir ihnen zeigen würden, dass wir genauso eine Angst haben, wie sie – nein oftmals heißt es sich da auf die Zunge zu beißen und vieles positiver zu sehen, als es ist.
Heute ist uns das nicht gelungen und wir führten ein längeres Gespräch und konnten und wollten auch eigentlich nichts positiver reden, als es eigentlich ist.
Das Gespräch dauerte länger und war sehr intensiv – die Ängste vor dem was kommen könnte, konnten wir uns von beiden Seiten nicht nehmen – wie auch – sie sind da und solange nicht irgendwo eine klitze kleine positive Meldung herkommt, wird sie auch bleiben, die Fassungslosigkeit über das was auf dieser Welt gerade passiert.
Irgendwann dann machten wir uns auf den Weg, damit wir noch zu weiteren Meldungen fahren konnten, denn mittlerweile war es schon sehr viel später geworden und meinem Beifahrer war anzusehen, dass er eher nach Hause gewollt hätte, als jetzt weiterzufahren.
Manchmal gibt es eben die Tage, das streikt der Körper einfach und ich konnte es sehr gut nachvollziehen, wie es ihm ging – letztendlich entschied er sich aber noch mit mir eine weitere Meldung anzufahren.
Also ab auf die Autobahn und zur nächsten Meldung, dort angekommen hatten wir aber niemanden gefunden, was wohl daran lag, dass die Meldung schon sehr früh reinkam und die Menschen, die wir dann zu unseren Zeiten aufsuchen, bereits weitergezogen sind.
Danach ging es dann aber auch nach Hause und auf dem Weg dorthin, merkte ich das mein Beifahrer immer ruhiger wurde und ich dann beruhigt war, als ich ihn zu Hause absetzen konnte und nun weiß, dass er sich ins Bett legt und zur Ruhe kommt.
Kommt auch Ihr alle zur Ruhe und auch wenn ich nur ein einziger von vielen bin der nun schreibt, dass ich mir Frieden auf dieser Welt wünsche, bleibe ich einer von vielen, die sich aber wohl genau das wünschen, was ich mir auch wünsche.
Einfach nur Frieden
Unsere Gespräche über dieses Thema wird wohl noch längere Zeit in den Gesprächen mit den Menschen auf der Straße vorkommen, aber auch dafür sind wir da, um eben über alles was sie bedrückt, mit ihnen zu sprechen – auch wenn es nicht immer leicht fällt, weil auch wir sind nur Menschen.
Gute Nacht