Eine tierische Tour, mit Sabine und Björn
Eine tierische Tour, mit Sabine und Björn
Schnell das Vereinsauto beladen, ging es für Björn und mich auch schon los nach Wuppertal.
In Wuppertal freuen sich sehr viele Menschen, die auf der Straße leben, auf uns. Und wir uns natürlich auch auf sie. Wir fuhren als erstes zu einem uns gut bekannten Herrn, der am frühen Abend schon angerufen hatte, um zu erfragen, ob wir heute nach Wuppertal kommen.
Er erwartete uns schon in seinem Zelt und kam schnell raus, um uns zu begrüßen. Ganz stolz präsentierte er uns den von ihm von Unkraut gesäuberten Bürgersteig. Er mag es gerne sauber und ordentlich, auch wenn er auf der Straße lebt. Nun will er noch ein Kehrblech organisieren, damit er auch noch vor seinem Wohnzimmer fegen kann.
Um sein Hab und Gut zu sichern, fragte er uns nach einer unserer Alarmanlagen. Er bekam eine, inklusive ausführlicher Anleitung von Björn. Nun wird ihm hoffentlich nichts mehr unbemerkt gestohlen. Dazu gab es noch einen heißen Grießbrei und einen Kaffee. Als wir mit ihm plauderten, stieß ein weiterer junger Mann zu uns. Er sei auch ohne ein Zuhause ohne Wände und Mauern. Aber er hätte dieses Leben frei gewählt und er hätte auch keinen Namen oder Ausweis. Der junge Mann möchte sich gelöst von allem wissen. In und mit der Natur leben Er freute sich mit uns im Gespräch zu sein, benötigte aber nichts. Es war eine interessante Begegnung und ein guter Austausch über die verschiedenen Lebenseinstellungen.
Wir fuhren dann weiter zu Vater, Sohn und Hund, die immer sehr dankbar über unsere Besuche sind, aber meistens gar nichts Besonderes benötigen. Sie freuen sich einfach nur darüber, dass da jemand ist, der nach ihnen schaut und das regelmäßig und nicht nur sporadisch. Und wir sind froh, dass sie es zulassen. Zulassen, dass wir in ihr Zuhause kommen. Ein Zuhause, was sehr verborgen ist, weil sie dort nicht gesehen werden möchten. Der Vater ist sehr krank und bekommt zurzeit eine Krebstherapie. Wir hoffen so sehr, dass er diese schwere, und für beide schlimme Zeit, auf der Straße gut übersteht.
Unser nächster Stopp führte uns zu dem Herrn, der auf einer Mauer schläft. Wir trafen ihn auch dort an, aber in keinem guten körperlichen Zustand. Für uns ist es immer wieder schlimm und traurig zu sehen, wie schnell oft körperlicher Verfall fortschreitet. Es zu sehen und nichts dagegen unternehmen zu können. Aber auch ihm konnten wir wenigstens etwas Gutes tun in Form von Heißem, Süßem und einem längeren Gespräch. Zusätzlich noch mit einem neuen Schlafsack und einer Isomatte, weil ihm beides abhandengekommen ist.
Ein Freund von dem Herrn stieß dann noch dazu. Er wollte seine Frau fragen, ob es für sie ok wäre, wenn der Herr eine Nacht bei ihnen schläft. Das würde er in Abständen immer mal wieder machen, damit er wenigstens mal eine Nacht weg von der Straße wäre und sich wieder etwas sammeln könne. Wir finden das ganz toll von dem Freund, weil genau das wahre Freundschaft ist.
Weiter ging es zu einem Platz, wo wir immer auf viele Bekannte treffen. Auch dort wurden wir schon erwartet. So gab es bei Terrinen und Co auch wieder viel zu reden. So fuhren wir noch die verschiedensten Wohnzimmer an und bei Speis und Trank gab es überall viel zu erzählen.
Unser letzter Stopp war dann auch für uns absolut schockierend. Wir müssen dort mit dem Auto etwas abseits Parken und dann zu Fuß mit Taschenlampe gewappnet den Weg zu dem Herren gehen. Dort angekommen, lag dann aber ein uns unbekannter Herr in seinen Schlafsack eingemummelt und schlief. Nach leiser Ansprache wachte er aber auf und setzte sich hin. Aus dem Augenwinkel sah ich gerade noch im Schein der Taschenlampe ein großes schwarzes Krabbeltier vorbei huschen, aber in dem Moment hatte Björn mich schon am Arm gepackt und in sicheres Terrain gezogen. Es wimmelte um den Herrn herum von Kakerlaken. Überall waren sie. Selbst platt getretene. Selbst bei ihm im Schlafsack. Der Herr sah sie auch, aber es störte ihn nicht. Er saß dort mittendrin und was für ihn normal war, war für uns einfach nur entsetzlich. Es ist schlimm zu sehen, wie sich die Menschen aufgeben, denn jeder weiß, dass diese Tiere Krankheiten übertragen und wenn man einmal ihre Eier in den Klamotten hat, bekommt man sie nicht mehr weg. Auch ihm brachten wir noch einen Kaffee und Terrine, allerdings bei jedem Schritt schauend, wo wir hintreten. Die Situation mit dem Herrn und den Kakerlaken beschäftigte uns dann auch noch auf der Rückfahrt zum Lager und wir haben viel darüber gesprochen.
Gerade auch diese Gespräche sind so wichtig, um das Erlebte zu verarbeiten. Und ich bin immer wieder sehr dankbar, Teil eines so tollen Teams zu sein, wo man sich gegenseitig stärkt, bei Bedarf auch auffängt und aufeinander aufpasst.