Erkundungstour stand auf dem Plan.
Erkundungstour stand auf dem Plan.
Mit der sehr sympathischen neuen Anwärterin Sabrina fuhren Olaf und ich in die Nacht.
Wir machten uns auf, um neue Gebiete zu erforschen. Um neue Menschen ohne Bleibe zu finden.
Nach einigen Straßen, dessen Namen wir noch nie gehört hatten, fiel uns ein Mensch auf einer Parkbank auf.
Wir gingen zu ihm und stellten uns vor.
„Hallo, wir sind von Unsichtbar e.V und helfen obdachlosen Menschen.“
Er sah uns an und fragte.
„Sehe ich Obdachlos aus?“
Ich möchte ehrlich sein, wir waren im ersten Augenblick überfordert mit dieser Frage. Wir stotterten uns etwas zusammen, denn wir wollten ihn nicht verletzen. Doch ja, für uns sah er obdachlos aus.
Er erzählte, dass er eine Bleibe hätte, jedoch im nächsten Augenblick sagte er, er hätte noch keinen richtigen Platz gefunden.
Wir ließen es so stehen. Für uns war es nicht wichtig in diesem Augenblick, denn er nahm sehr gerne einen Kaffee und eine Suppe an und erfreute sich daran. Er fragte auch, wann wir wiederkommen und am Ende der Satz. „Danke, passt gut auf Euch auf.“
Ob er nun wirklich eine Bleibe hat oder nicht war für uns egal, denn vor uns saß ein Mensch, der in unseren Augen Hilfe brauchte und diese auch sehr gerne annahm.
Wir werden auf jeden Fall wieder bei ihm vorbeischauen, an der gleichen Stelle.
Dann ging es weiter und auf unserem Weg, besuchten wir auch bekannte Gesichter. Dazwischen immer wieder unbekannte Straßen und Eckchen die wir auch zweimal umrundeten, einfach um noch einmal einen zweiten Blick genau zu werfen.
Ein bekanntes Gesicht machte uns Sorgen, denn schon einige Zeit geht es ihm nicht gut. Er wollte auch nichts haben und nach ein paar Worten ließen wir ihn alleine.
Dann entdeckten wir einen weiteren Bekannten.
Er zeigte uns voller Stolz, seine neue Jacke. Wir fragten ihn, ob er wisse, was mit seinem Straßenkollegen wäre und dass wir uns Sorgen machen.
Er selbst macht zur Zeit eine Therapie und für uns ein Grund zu lächeln.
Das Gespräch wurde schnell tiefgründig und wir hörten zu.
Er sagte.
„Ich habe kein Mitleid mit Menschen auf der Straße. Jeder ist für sein Leben selbst verantwortlich, so auch ich. Keiner hat mir gesagt ich soll Drogen nehmen. Ich alleine habe es entschieden und ich alleine kann entscheiden davon loszukommen, mir Hilfe zu holen und den Weg zu gehen. Jeder hat Hintergründe, doch jeder ist dafür selbst verantwortlich. Mitleid habe ich nicht, für keinen, auch nicht für mich selbst.“
Worte die man nicht erwartet von einem obdachlosen Menschen.
Was erwartet man? Man erwartet, dass er die Welt und alle anderen dafür verantwortlich macht, dass er da liegt, dass er Drogen nimmt, dass er Alkohol trinkt. Dies ist die Erwartung der Gesellschaft.
Seine Worte begleiten uns heute Nacht und stimmen uns nachdenklich. Er liegt draußen auf der Straße und doch beweist er eine Stärke, an die sich manche ein Beispiel nehmen sollten.
Er kämpft für sich.
„Ja, auch andere seien ihm wichtig. Man achtet aufeinander.“ Jedoch sagt er auch, das sein Leben, für ihn am wichtigsten ist.
Starke Worte.
Ist es egoistisch, wenn man an sich denkt? Nein- es ist richtig so, denn er hat recht. Jeder ist für sein Leben verantwortlich und jeder kann es zum Positiven wenden, wenn er die Kraft und den Mut hat sich einzugestehen, dass er selbst es ist, der dies zu verantworten hat.
Ein oftmals langer Prozess, jedoch nicht unmöglich.
Zuzuhören und auch zwischen den Sätzen zu lauschen bringt uns oft Erkenntnisse und zeigt uns, was doch für ein kraftvoller Mensch in ihnen steckt.
Ja unser Herz lächelte heute und weinte zugleich.