Es gibt diese Tage
Es gibt diese Tage – mal mehr und mal weniger, aber sie sind da und begleiten mich, Tag ein und Tag aus, wie immer und immer wieder.
Auch heute war wieder so ein Tag. Die Nacht vorher kein Auge zugemacht, weil die Gedanken, fangen gespielt haben und der Tag da drauf, als dann mehr oder weniger, die Sonne aufgegangen ist, auch nicht mehr an Schlaf zu denken war.
Dann um 09:00 Uhr ab ins Auto und zu unserem alten Lager gefahren, hier traf ich mich mit mehreren lieben und herzlichen Menschen, um den Rest einzuladen, um dann zu unserem neuen größeren Lager zu fahren, welches nun auch viel unkomplizierter zu finden ist.
Dann ausladen und gleichzeitig zu merken, dass da Schlaf fehlt, wenn auch nur eine Portion aber der Körper funktioniert nicht so ganz 100% – er war eben müde.
Egal – Augen zu und durch, wenn mir nicht gerade ein Stuhl ins Auge viel, der zu mir zu sagen schien.
„Setz dich hin, ruh dich aus, verweile eine Zeit auf mir“, gab es hier und da immer wieder was zu tun
Der Text wird schon wieder unverschämt lang aber so bin ich eben – ich kann nicht kurz.
– Entschuldigung –
Irgendwann dann als die vielen wundervollen Menschen fertig waren und nachdem uns auch noch etwas zauberhaftes zum Essen serviert wurde, machten wir uns dann alle auf den Weg, in Richtung zu Hause
Hut ab an dieser Stelle an alle die, die so fleißig und liebevoll geholfen haben.
Danke – Danke – Danke
Dann kam auch ich irgendwann zu Hause an und stellte den Wagen ab, ging in meine Wohnung, setzte noch den Bericht, von der gestrigen Tour online und hörte meine Couch im Hintergrund mit mir reden.
„Komm – Leg dich auf mich, du siehst müde aus.“
Diesem Ruf konnte ich nicht wiederstehen und kaum lag ich, war ich auch schon eingeschlafen.
Gegen kurz vor 21:00 Uhr wachte ich wieder auf und fühlte mich schwer wie ein Stein, jeder Schritt zu gehen, wurde genau überlegt und wenn nicht nötig, auch nicht gegangen.
– Fernsehtime gemischt mit kurzen Schlaforgien –
Um kurz vor elf, klingelte dann das Telefon – eine Meldung.
„Hier braucht ein obdachloser Herr dringend ihre Hilfe, wann kommen sie, wann sind sie da, was passiert als nächstes“, klang die Stimme durch den Hörer.
Anziehen – Wasser kochen – Fahrzeug beladen, gucken ob ich noch ein Teammitglied organisiert bekomme.
Die ersten Punkte erledigt, der letzte um die Uhrzeit kaum möglich, was aber auch in Ordnung ist – jeder möchte schließlich auch mal Feierabend haben.
Alle Mitglieder des Vereins geben so sehr viel, da muss dann auch einfach mal gut sein.
Also ging es los, ab ins Auto – kurz ins neue Lager, um das Auto neu zu bestücken – Wasser kochen und dann ab zur ersten Meldung, nach #Hagen
Von Müdigkeit keine Spur mehr, denn es ging um das, was ich jeden Tag immer wieder auf ein neues liebe zu tun.
– Menschen zu helfen, ob obdachlos, arm oder auch auf der Flucht –
Es ist wie eine Medizin für meine Seele, die ich brauche, um atmen zu können.
Die erste Meldung kam aus Hagen, ein uns bekannter Herr – der mich immer mit
„Na mein Junge, schön dich zu sehen“ begrüßte, freute sich mich zu sehen und keine Minute später kam auch noch ein zweiter, Dritter und vierter Herr dazu.
Alle bekamen eine Suppe und einen Kaffee und als ich gehen wollte, sagte er.
„Du bist ja ganz alleine, pass bloß auf dich auf.“
Mach ich – versprach ich ihm und fuhr dann weiter zur nächsten Meldung, nach #Bochum.
Hier rief mich heute eine Dame an, mit der ich schon länger in Kontakt stehe, die mir sagte – wenn wir unterwegs sind, sollten wir doch bitte mal nach Dieter (Name geändert) schauen, er war heute irgendwie so anders und sie machte sich große Sorgen.
Als ich bei ihm ankam, bekam ich ein Lächeln geschenkt und ich schenkten ihm zwei Terrinen und einen Kaffee.
Geht’s dir nicht gut, fragte ich ihn.
Heute Morgen war ihm ein wenig schlecht und tatsächlich war es wohl nicht so sein Tag.
Wir plauderten wie immer ein bisschen über die aktuellen Themen, wie Krieg, Wahlen und Fußball (auch wen ich davon überhaupt keine Ahnung habe) und ich fragte ihn ob ich ihm einen Schlafsack geben dürfte.
„Ich kann dir nicht versprechen, dass ich den morgen noch habe“, sagte er mir, während er die Terrinen nur so verschlang.
Wodrauf hin ich sagte, dass ich noch einen sehr guten gebrauchten an Bord habe und da er diesen eh nur als Decke benutzen würde, sollte er reichen, um den Wind von vorne abzuhalten.
Hier nimm den und – ja aber sagte er – nix ja aber, nimm den jetzt und wenn der morgen weg ist, ist er eben weg.
Wichtig ist das „jetzt“ und dieser Moment zählt und nichts anders.
Und wieder bekam ich ein Lächeln geschenkt, schon das Zweite in dieser Nacht.
Irgendwann musste ich mich verabschieden, fuhr dann noch bei einem weiteren Herrn vorbei, dem keine Uhrzeit zu spät oder zu früh ist, wenn es darum geht, einen Kaffee und ein freundliches Gespräch zu bekommen.
Das konnte er haben, bekam er auch und dann ging es auf die Autobahn, zurück nach Hause.
Und nun sitze ich hier an meiner schon fast Lieblingstankstelle in Ennepetal, schreibe den Bericht und es ist fast 04:00 Uhr und ich beobachte, während ich das tue die Menschen, die zu dieser Zeit noch unterwegs sind, höre Geräusche und um mich herum immer wieder mal Stimmen, was eindeutig besser ist, als zu Hause zu sitzen und den Gedanken dabei zu zusehen, wie sie fangen spielen.
Es hat mich gefreut geholfen haben zu dürfen und wenn ich dann gleich vielleicht noch ein Auge zu bekomme, um dann später wieder fit zu sein, um genau das zu tun, was wir alle von UNSICHTBAR e.V. lieben zu tun.
Helfen im Hier und im Jetzt und für mich meine Medizin für die Seele zu bekommen.
Euch allen einen wunderschönen Sonntag