Gerade als ich überlegt hatte
Gerade als ich überlegt hatte, den Wagen noch für morgen zu tanken und mir davor noch einen Kaffee zu gönnen, kam eine Meldung rein.
Meldung ist eigentlich ein doofer Name, aber wir verwenden den Begriff nun so lange und er hat sich auch schon so tief verankert, dass wir ihn wohl auch noch die nächsten Jahre verwenden werden.
Bevor ich zur eigentlichen Meldung komme, möchte ich aber noch schreiben, wie sehr wichtig jede einzelne Meldung ist und was dieses Wort überhaupt bedeutet!?
Der Begriff „Meldung“, sowie wir ihn verwenden ist mit einem Zuruf zu vergleichen, den wir aus der Gesellschaft bekommen. Menschen wählen unsere Nummer, wenn sie in der Nacht einen obdachlosen Menschen gesehen oder vorgefunden haben.
Mit den uns dann vorhandenen Informationen, wie zum Beispiel in welcher Stadt und dem genauen Ort, bezw. der genauen Stelle, machen wir uns dann bis morgens um 03:00 Uhr auf den Weg und schenken diesen Menschen einen Moment unserer Gesellschaft.
Wir reden mit ihnen, informieren uns darüber, wie es ihnen geht und vermitteln zu Einrichtungen, mit denen wir in gewissermaßen zusammenarbeiten, zu denen dieser Mensch am Tag gehen kann, um sich dort weitere Hilfe zu holen.
Wohnungen vermitteln wir nicht, dafür sind andere Profis da, also die besagten Einrichtungen, denn dort sitzen Menschen, wie z.B.Sozialarbeiter und Psychologen, die beraten dürfen, was wir eben nicht dürfen und die wiederrum mit den Städten und anderen Einrichtungen zusammenarbeiten, um diesen Menschen, wenn sie es dann möchten, in dieser Richtung weiterzuhelfen.
So tut jeder das was er am besten kann und wir sind eben die, die obdachlosen Menschen in der Nacht, einen Kaffee, einen Tee oder auch eine Suppe, einen Schlafsack, neue Unterwäsche und unser Herz bringen, damit sie nicht ganz unsichtbar bleiben.
Jeder Mensch, der uns einen obdachlosen Menschen meldet, macht genau das richtige und verdient Respekt, denn er hat hingeschaut und hat in diesem Moment geholfen – dafür bedanken wir uns aus ganzem Herzen.
Sobald wir einen Menschen vorgefunden haben, schicken wir an den Melder:in einen Nachricht, was wir tun konnten. Diese Rückmeldungen sind sehr willkommen, denn nicht nur uns ist es wichtig geholfen zu haben, auch den Menschen, die uns angerufen haben, ist es wichtig, zu erfahren, was wir machen konnten.
Also bin ich dann losgefahren, zu dieser Meldung und fand aber leider niemanden an.
Das kann passieren, denn wir können uns noch nicht beamen, vielleicht erleben wir das ja noch aber für diesen Moment war ich dann wohl zu langsam.
Warum passiert sowas schonmal?
Weil die Menschen, die gesehen und gemeldet werden, bleiben nicht immer an der gleichen Stelle, sie ziehen weiter und suchen sich Plätze, die geschützter sind, als die – wo sie gesehen wurden.
Meine Meldung kam heute aus Hagen, vom Hauptbahnhof, wo ich auch die DB Sicherheit antraf, zu denen wir einen sehr guten Kontakt haben – ein kurzes Gespräch, wie immer sondierte die Lage und ich erfuhr, dass die Person zwar gesehen wurde, aber seit ein paar Minuten dann plötzlich weg war.
Da wir uns aber auch an die Straßenverkehrsordnung halten müssen und kein blaues Licht auf dem Dach haben (was ja auch gar nicht passen würde, grün wäre viel schöner) und je nachdem wie weit der Ort entfernt ist und wo wir uns gerade selber befinden, vergeht leider etwas Zeit, so dass wir dann manchmal nicht schnell genug sind.
Danach fuhr ich noch durch verschiedene Gassen und ein, zweimal quer durch die Stadt, konnte hier aber auch niemanden sehen und fuhr dann wieder nach Hause, wo ich dann jetzt auch angekommen bin.
Wenn Ihr einen Menschen seht, der obdachlos ist, ruft uns an – lieber einmal zu viel als einmal zu wenig, wir fahren raus in die Nacht und helfen sehr gerne, denn das ist eine unserer Aufgaben, die wir aus tiefsten Herzen heraus verfolgen.
Schaut hin und nicht weg!
Da fällt mir gerade ein, dass ich nun doch vergessen habe zu tanken. Das werde ich dann mal morgen nachholen.
Euch allen eine gute und erholsame Nacht