Haben Sie vielleicht noch einen Kaffee? – Natürlich!
Während heute über den Tag hinweg, Bea für den Herzkalender tätig war und auch noch andere Dinge organisiert, geplant und ausgeführt hat – hatte ich heute im Laufe des Tages, dass Telefon glühen lassen – irgendwas ist ja immer.
Am frühen Nachmittag bekam ich dann einen Anruf von Jan Woywod, der mir eine obdachlose Person meldete, die ihm aufgefallen war.
Also alles stehen und liegen lassen und los ging es – am Ziel angekommen, bin ich zu der obdachlosen Person hin, stellte mich vor und fragte, ob ich ihm was Gutes tun kann?
Alles sei gut, er wäre auf dem Weg zu einem Freund, bei dem er die Nacht verbringen könnte, aber ein heißer Kaffee und eine eiskalte Cola wären jetzt ein Traum.
Kaffee haben wir im Fahrzeug aber heißes Wasser auf die Schnelle nun nicht – also nochmal ab ins Auto und losgefahren, um Wünsche zu erfüllen.
Kurze Zeit später, war ich dann wieder da – was ich denn von ihm bekommen würde, fragte er und ich antwortete – ja nichts – alles gut.
Etwas irritiert schaute er mich an und bedankte sich freundlich – mehr konnte hier zu dem Zeitpunkt nicht getan werden – also ging es wieder ab nach Hause.
Auf dem Rückweg rief ich Jan an, um ihm zu berichten, was aus seiner Meldung wurde.
Jede Meldung, die uns erreicht, bekommt ein Feedback von uns – sei es am Telefon persönlich oder eben auch per WhatsApp.
Wir finden das sehr wichtig, denn jede Person, die uns eine obdachlose Person meldet, ist sehr wertvoll und hat auch Respekt verdient und dann kurz darüber zu berichten, was wir tun konnten – ist das Mindeste, wozu wir dem Melder dann, verpflichtet sind.
Dann gegen Abend haben Frank und ich unsere eigentliche Tour begonnen. Auf dem Plan ganz oben stand, erstmal das Fahrzeug waschen – nicht, dass das Grün irgendwann nicht mehr zu erkennen ist.
Warum vor einer Tour das Auto waschen, einen Kaffee trinken, ne Runde quatschen?
Hey – wir sind nicht auf der Flucht, dass hier ist ein Ehrenamt und es soll Spaß machen – Hektik und Streß gibt es im Alltag schon genug – wenn wir Nachts draussen auf der Straße sind und auf obdachlose Menschen treffen, dann sind wir mit dem Kopf bei ihnen aber davor und danach – darf es auch lustig und entspannt vorgehen.
Ist eben so…..
Danach ging es ins Lager, den Kofferraum auffüllen und im Anschluss daran ging es nach Bochum, wo wir Suppen und Kaffees verteilen durften.
Im Anschluss daran ging es nach Wuppertal und auch dort trafen wir Menschen an, die sich über Kaffee und Suppen freuten, auch einen TOM durften wir verteilen – eigentlich wie immer und das ist jedes Mal ein schönes Erlebnis – anderen Menschen helfen zu können.
Irgendwann dann ging unsere Tour zu Ende und ich brachte Frank nach Hause – danach sollte es auch für mich in den Feierabend gehen – ging es aber nicht, weil kurz drauf eine Meldung aus Hagen reinkam.
Zugegeben war mir etwas mulmig bei der Sache – allein nach Hagen um halb zwei in der Nacht – nicht jedermanns Ding, aber wie heißt es doch so schön?
Nur die Harten, kommen in den Garten!
Also Augen zu und durch.
Am Ziel angekommen, fand ich eine Person in einer Bushaltestelle vor und der Melder kam ebenfalls dazu.
Erstmal wurde ein bisschen getöttert und herausgefunden, ob die Person denn nicht vielleicht eine Bleibe hat und warum sie um die Uhrzeit hier sitzt.
Die Fragen wurden beantwortet, waren aber auch irgendwie schwammig – also erstmal die Feuerwehr angerufen, weil die, die Telefonnummer vom Notdienst des Ordnungsamtes haben und letztendlich viel die Entscheidung, dass das Ordnungsamt, nicht dafür zuständig ist.
Also weiter überlegen, weiter Fragen stellen – behutsam und vorsichtig.
Warum? Na ja – da stehen mitten in der Nacht plötzlich zwei Gestalten vor einem und fragen einem Löcher in den Bauch – wie würdet ihr reagieren!?
Es war kompliziert, alles war doof, die Welt war scheiße und niemand wäre da, der sich auch nur ein bisschen interessieren würde – haben sie vielleicht noch einen Kaffee, fragte die Dame?
Na klar – das war bis zu dem Zeitpunkt dann der dritte, aber selbst, wenn es der siebte gewesen wäre, um Vertrauen aufzubauen, gehört eben auch mal eine ganze Kanne Kaffee dazu.
Dann erzählte uns die Person, dass sie eine Bleibe hätte, dort aber ständig beklaut werden würde, sie erzählte uns von ihrem Bruder, von ihren Partnerschaften und von Menschen, die ihre Situation fürchterlich ausgenutzt hatten und in ihrem Namen, allerhand Sachen bestellt hatten, so dass sie letztendlich im Schuldenmeer unterging – ihre Wohnung verlor und auf der Straße landetet.
Haben Sie vielleicht noch einen Kaffee? – Natürlich!
Ihr Leben war ein reiner Scherbenhaufen und ohne fremde Hilfe kaum noch zu schaffen, allein zu bewältigen – diese Situation machte uns dann noch nachdenklicher und wir riefen die freundlichen Herrschaften der Polizei herbei und was soll ich sagen – irgendwie hat die Polizei NRW Hagen als Einstellungskriterium ganz oben „Höflichkeit“ stehen.
Mir ist noch kein Polizeibeamter in Hagen (und wir haben schon viele getroffen) unhöflich gegenübergetreten. Hut ab, an die Polizei Hagen – ihr seid echt großartig.
Als sie dann da waren und auch wenn die Dame sich ein klitze kleines bisschen aufregte, konnten wir sie mit lieben und netten Worten schnell davon überzeugen, dass wir alle nur das Beste für sie wollten.
Kurz ein paar Information eingeholt, alles gut – nichts lag vor und sie ist auch, wie wir eigentlich vermutet hatten, aus keiner Klinik geflitzt.
Sie saß nur dort an dieser Bushaltestelle, betrank sich mittlerweile mit dem vierten Kaffee und wollte dann morgen mal wieder zurück in ihre Bleibe.
Mehr konnten wir in diesem Augenblick auch nicht mehr für sie tun, außer ihr zu sagen, dass sie bitte auf sich aufpassen soll, das Leben – auch wenn es grau erscheint, vielleicht ein bisschen bunter sehen soll und das im Leben leider niemand auf sie zukommt, um irgendwas zu ändern, sondern sie den ersten Schritt machen müsste.
Es ist schwer sowas zu sagen, aber letztendlich ist es oftmals leider so und ja man kann unterstützen und unter die Arme greifen, aber wenn der erste Schritt nicht von einem selbst kommt, wird man dann auch den zweiten Schritt, nicht allein gehen können.
Wir werden nach ihr schauen, Kaffee haben wir ja genug und unser Ohr ist für jeden von ihnen immer offen und wenn wir helfen können, dann helfen wir – doch wenn man einem Ort bleiben möchte und nicht den ersten Schritt selbst gehen möchte, dann – ja leider – dann bleibt es leider oftmals nur bei einem Kaffee.
Ich wünsche euch noch eine schöne Restnacht