Habt ihr nicht was Süßes
Habt ihr nicht was Süßes, fragte jemand aus der Runde – und ich antwortete: Joahr, da hätten wir einmal die Esther und zu ihrer linken auch noch die Annette.
Erst wurde es still, dann fiel der Groschen und alle finden an zu lachen und schon war die Kälte für einen Moment vergessen.
Aber irgendwie auch nicht.
Heute fuhren eigentlich Esther und Annette auf die Straße und weil die Straßen aber echt schlecht und auch stellenweise fies glatt waren, entschied ich mich kurzum, die Beiden zu begleiten.
Manch einer behauptet, dass ich mir zuviel Sorgen mache.
Jetzt liege ich gerade auf der Couch und bekomme diese Kälte nicht aus den Knochen. Ein zwei Decken aber keine Spur von Wärme.
Mir fallen die Augen zu und hätten sie das nicht getan, wäre ich jetzt immer noch auf Tour aber gleich um 9:00 Uhr habe ich den ersten Termin.
Also ab auf die Couch, wenn noch ne Meldung reinkommt, kann ich ja immer noch aufstehen und rausfahren.
Auf dem Weg nach Hagen waren Stellen dabei, da hätte man auch Karusell fahren können und Annette hatte wie immer mit ihrer ganz besonderen Art des Humors einen so trockenen Spruch drauf, der erst dann wirken konnte, bevor er die Lachmuskeln mit einem Hieb erreichte.
Lustig war es wie immer, eigentlich wie auf jeder Fahrt, doch wenn dann die Tür aufging und die eiskalte Luft ohne zu fragen, den Wagen innerhalb von Sekunden einige Grade kälter machte war es auch vorbei mit Lustig, denn dann waren wir wieder zurück in der Realität.
Abschalten und Lebensgefährlich
Nicht das eine Hose die beinahe nur noch auf den Knien hing und der Rest des nackten Körpers auf der restlichen Bank lag, saß ziemlich direkt daneben ein Herr, um die 75 – der kurz davor war zu erfrieren.
Hier musste jemand her, der sich damit auskannte – gleichzeitig kamen gerade das freundliche Ordnungsamt um die Ecke, um mal Hallo zu sagen und sich dann vor eintreffen des RTW’s um den alten Herrn zu kümmern, der trotz Schlafsack, zig Jacken so sehr kalt war, das mir beim berühren seiner Hand und seiner Wangen, die Kälte durch meine Adern fließen ließ.
Wir durften an diesem Abend, in der Nacht sehr vielen Menschen helfen, wir durften etwas Wärme schenken und wir nahmen die Herzlichkeit derer die sie uns schenken wollte, sehr gerne an.
Um dann irgendwann mit einem schmunzeln den Weg nach Hause einzugehen, mit diesen Blicken, der, die uns Tag ein und Tag aus ansehen, die uns anstrahlen, die uns die Kraft schenken, jetzt und hier, selbst bei den klirrenden Kälte die Kraft schenken, weiterzumachen.
Was letztendlich zu dem Gedanken führt, wie schrecklich es sein muss, dass wenn ich jetzt hier auf meiner Couch immer noch friere und durch das zittern mittlerweile einen doofen Krampf im Fuss bekommen habe. Wie schlimm und traurig muss dieses Welt derer sein, die jede Nacht da leben, wo es keine Couch, keine Decken, keine Heizung und auch keine vier Wände gibt….
Dieses Ehrenamt musst du entweder lieben, mit allem drum und dran oder du lässt es einfach sein und spielst Schach, wobei man Schach nicht unterbewerten sollte – es aber trotzdem anders ist, als das was wir machen.