Ignoranz ist strafend und tut weh
Ignoranz ist strafend und tut weh
Gestern Abend holte Frank mich ab, gemeinsam sammelten wir Alev ein und dann ging es erst einmal durch Hagen.
Wir fuhren bekannte Plätze ab, fanden hier und da aber nur verlassene Plätze vor, die meisten gut aufgeräumt oder ganz geräumt.
Aber auch Menschen, die wir jetzt schon einige Tage nicht mehr gesehen hatten, nach denen wir bereits besonders Ausschau gehalten hatten auf unseren letzten Touren, trafen wir an.
Die Freude war daher beiderseits sehr groß und wir waren beruhigt. Wir bereiteten etwas Warmes zu und während dessen erzählte uns die junge Frau, dass sie heute von einer sehr wichtigen Person in ihrem Leben im Vorbeigehen ignoriert wurde. Auch auf ihre direkte Ansprache habe die andere Person nicht reagiert und sie stattdessen mit Ignoranz gestraft. Als sie uns das erzählte, brach sie in Tränen aus.
Ich konnte ihren Schmerz nachempfinden. Es hat mich sehr betroffen gemacht. Sie erzählte, wie es dazu kam, dass sie und die Person keinen Kontakt mehr hatten. Dabei ließ sie uns tief in ihre Vergangenheit schauen und verriet uns auch den ein oder anderen Schicksalsschlag. Sie war durcheinander und erzählte auch so.
Dennoch waren Liebe, Verlust, Schmerz und Trauer stark zu spüren. Sie gab sich die Schuld an der Situation. Es ist immer einfach zu sagen, dass dem nicht so ist, wenn man nur ausstehend ist.
Wir trösteten, reichten ihr Taschentücher und sprachen liebevolle Worte aus.
Sie sprach davon, aufzugeben, weil nichts mehr Sinn macht, die Kraft langsam schwindet, für ein anderes Leben zu kämpfen. Die Straße und die Sucht zehren sehr. Und auch hier sprachen wir ihr gut zu, dass es immer einen Weg gibt.
Die junge Frau ist in Kontakt zu anderen Hagener Einrichtungen, die sich bereits gut um sie kümmern, nach ihr sehen, auch gesundheitlich den Weg gemeinsam mit ihr gehen wollen.
Es ist so unfassbar wichtig, zu wissen, dass man nicht allein ist, auch wenn man sich immer wieder so fühlt. Gerade nach dem Erlebnis von dem gestrigen Tag.
Auch deswegen fahren wir raus. Wir geben nicht nur Terrinen und Heißgetränke, Isomatten oder Schlafsäcke aus, wir nehmen die Menschen wahr, sehen sie, wir hören zu, wir trösten, wir machen Mut, wir lachen gemeinsam.
Als wir das Gefühl hatten, dass es der jungen Frau wieder etwas besser ging, machten wir uns weiter auf unseren Weg.
Von Hagen aus ging es dann noch nach Wuppertal. Auch hier konnten wir mit Warmen aller Art helfen.
Ich wünsche euch allen einen schönen sonnigen Tag und Menschen, die euch mit einem Lächeln begegnen. Schenkt auch ihr ein Lächeln zurück.
Tanja ( Tagliatella Carbonare )